Langfristige Kapazitätsengpässe im Verkehrsgewerbe

Die Thüringer Verkehrswirtschaft hat mit dem Vorweihnachtsgeschäft seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Lage in Deutschland, Europa und der Welt gehen wir davon aus, dass die Kunden auch nach der Weihnachtszeit mit Engpässen bei Versendung von Gütern zu rechnen haben. Hintergrund ist das gestiegene Transportaufkommen sowie der enorme Fachkräftemangel in den Speditionen und Fuhrbetrieben. In vielen Thüringer Fuhrparks liegt der Altersdurchschnitt über 55 Jahre. Auch für die Taxi- und Mietwagenunternehmen wird es zunehmend schwieriger, geeignete Fachkräfte zu generieren. Die Rente mit 63 hat den Fachkräftemangel in Thüringen negativ befeuert.

Noch vor 6 Jahren haben Unternehmer sich erst einen Lkw gekauft und dann einen Fahrer gesucht. Jetzt wird erst der Fahrer eingestellt und dann das Fahrzeug gekauft. Viele große Auftraggeber haben jahrelang auf die Unternehmer aus Osteuropa gesetzt, die meist weit unter den Frachtpreisen von Thüringer Unternehmern gefahren sind, somit konnten die Frachtpreise nicht angepasst werden und die Löhne sind stagniert. Damit war der Beruf nicht attraktiv für mögliche Azubis oder Quereinsteiger. Mit dem Resultat müssen die Unternehmen, aber auch die Kunden heute leben. Es wird für Kunden zunehmend schwieriger, ihre Waren von A nach B zu bringen. Teilweise spielen Liefertermine keine Rolle mehr, Hauptsache die Ware kommt überhaupt an.

Die Kunden müssen sich zunehmend daran gewöhnen, dass Fahrer nicht mehr für das Be- und Entladen zuständig sind, denn das Arbeitszeitgesetz bringt die produktive Zeit der Fahrer an ihre Grenzen und ein Fahrer ist nur dann produktiv, wenn er fährt. Das gilt im Übrigen auch für den Lkw.

Kunden, die Frachten zu Empfängern anbieten, die durch lange Standzeiten bekannt sind, werden schon jetzt schlechter bedient und wenn, dann müssen sie mit Standgeldforderungen rechnen.

Die Thüringer Verkehrsunternehmer und insbesondere die Kunden sollten bei Vertragsabschlüssen, die teilweise ein Jahr im Voraus vereinbart werden, beachten, dass ab 01.07.2018 ca. 37.000 km Bundesstraße zusätzlich bemautet werden und bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht klar ist, wie hoch die Mautgebühr sowohl für die Bundesstraße als auch für die Bundesautobahn ausfallen wird. In Verkehrsunternehmen sollte die Maut aber prinzipiell ein durchlaufender Posten sein.

Verbraucher und Kunden müssen endlich verstehen, dass der Transport von Gütern und die Beförderung von Menschen ein Wirtschaftszweig, ist, der Kosten verursacht. Auch wenn „versandkostenfrei“ in der Bestellung steht, so hat der Transport trotzdem einen Wert.

Zum Schluss noch eine Botschaft an alle Menschen, die sich für den Beruf des Kraftfahrers interessieren. Kraftfahrer werden immer gebraucht, auch wenn Fahrzeuge in Zukunft autonom fahren. Also steigen Sie quer ein oder absolvieren eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer.

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