Luchse sind nicht sicher in Deutschland!

Der NABU Thüringen fordert zum Internationalen Tag des Luchses am 11. Juni 2023 mehr Schutz für den Luchs – es braucht eine Stabsstelle zur Bekämpfung von Umweltkriminalität

Zum Internationaler Tag des Luchses am 11. Juni 2023 fordert der NABU, behördliche Strukturen zur Bekämpfung von Umweltkriminalität nach dem Vorbild von Italien und Spanien einzurichten. Laut Silvester Tamás vom NABU-Luchsprojekt in Thüringen ist der Luchsbestand in Deutschland seit Jahrzehnten auf einem kritischen Niveau. Es brauche dringend eine europaweite Strategie mit konkreter Roadmap, um den Luchs voranzubringen.

Der erste Internationale Tag des Luchses wurde 2018 durchgeführt, um auf die kritische Situation und Aktivitäten verschiedener Verbände zum Luchs aufmerksam zu machen. Sechs Jahre danach hat sich einiges getan, doch die Luchsvorkommen in Deutschland und Thüringen sind weiterhin auf einem kritischen Niveau.

Die Bedingungen, die der Luchs in Thüringen mit seinen wild- und waldreichen Gebieten vorfindet, sind eigentlich gar nicht so schlecht. Jedoch lassen die Luchszahlen immer noch zu wünschen übrig, sagt Silvester Tamás vom NABU-Luchsprojekt.

In Thüringen gibt es laut der bekannten Monitoringdaten aktuell nur sechs territoriale Luchse. In ganz Deutschland sind es gut 140 erwachsene Tiere.

Es scheint so, dass die Luchse in den drei bekannten und staatlich überwachten Wiederansiedlungsgebieten Bayerischer Wald, Harz und Pfälzerwald gut zurechtkommen und sich auch dort vermehren. Sobald die heimlichen Samtpfoten allerdings aus diesen Gebieten ins „Freiland“ abwandern, scheitern sie an Verkehrsinfrastruktur, fehlenden Verpaarungspartnern und der illegalen Bejagung, so Tamás.

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Thüringen war bereits seit 2015 mit erstem Luchsnachwuchs im Eichsfeld auf einem guten Weg. Doch seit dem Todfund eines Luchses bei Buttstädt 2022 war klar, dass auch in Thüringen Luchse illegal abgeschossen werden. Dazu verschwand 2021, aus bislang unbekannten Gründen, eine mit Senderhalsband ausgestattete und damit eigentlich gut überwachte Luchsin an der Hohenwartetalsperre spurlos. Auch von Luchs Aslan, der regelmäßig in  Thüringens Wäldern bei Ilmenau gesichtet wurde, fehlt jede Spur.

Der NABU fordert deshalb von der Politik, sich besser für den Schutz der Tiere einzusetzen.  Es braucht eine nationale sowie länderübergreifende Strategie für die Wiederausbreitung und den Schutz des Luchses.

Um die illegale Verfolgung von Luchsen, aber unter anderem auch Wölfen, Bibern, Fischottern und Greifvögeln einzudämmen, benötigen wir in Thüringen und Deutschland eine zentral koordinierte Stabsstelle zur Bekämpfung von Umweltkriminalität. Hier sollten wir uns an den Bemühungen für den Artenschutz in Spanien und Italien orientieren. Dort gibt es spezielle Einheiten, die sich ausschließlich mit der Aufklärung von illegaler Verfolgung gegen geschützte Arten beschäftigen und dabei sehr gute Erfolge erzielen, sagt Silvester Tamás. Wir dürfen nicht nur einseitig mit viel Anstrengungen Luchse in die Freiheit entlassen und sie andererseits ihrem Schicksal überlassen und dabei zusehen, wie sie wieder „verschwinden“. Das funktioniert so nicht.

Der NABU Thüringen unterstützt mit seinem Luchsprojekt „Plan P wie Pinselohr“ ganz konkret den Schutz und die Rückkehr des Luchses ins Grüne Herz Deutschlands und darüber hinaus. Mit der Aktion LuchsWald schützen wir Lebensräume und schaffen sichere Rückzugsorte und Trittsteine für die heimlichen Luchse. Mit der LuWo-App des NABU Thüringen können Sichtungen und Beobachtung zu Luchs und Wolf direkt und unkompliziert gemeldet werden.

Informationen zum Luchsprojekt: www.NABU-Thueringen.de/luchsprojekt

Hintergrund zum Internationalen Tag des Luchses
Der Internationale Tag des Luchses wurde vom Projekt 3Lynx ins Leben gerufen, um für Akzeptanz und die Förderung der Ausbreitung von Luchsen zu sorgen. Im Fokus des Projekts steht die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien. Die Herausforderung besteht darin, die Schutzmaßnahmen, das Monitoring und das Management der Luchse in eine gemeinsame grenzübergreifende Strategie zu integrieren. Der Internationale Tag des Luchses richtet sich besonders an alle Politiker, Jäger, Förster und Naturschützer sowie an Bürger und Wissenschaftler.

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