Mit Achtung und Wertschätzung zur ­Kehrtwende

Ich habe meinen Glauben an mich zurückgefunden.

Das sagt Brigitta Ringel aus Gotha. Sie ist seit sechs Jahren arbeitslos und hat in der Zeit zwei Mal einen Bundesfreiwilligendienst geleistet. Die 56-Jähre hört sehr schlecht. Deshalb hat sie schon zwei Mal die Probezeit in einem festen Job nicht bestanden. Im Sommer endet die Stelle im Bundesfreiwilligendienst, doch Brigitta Ringel will nicht zurück in die Arbeitslosigkeit.

Anfang April drückte ihr ihre Beraterin vom Arbeitsamt ein Faltblatt in die Hand: InJob – eine Beratungsstelle der Diakonie für den Landkreis Gotha. InJob ist ein ambulanter Dienst, der Menschen mit Handicap dabei unterstützt, ihre beruflichen Chancen zu verbessern und bestehende Barrieren abzubauen. Dahinter stehen Michael Fischer und Susanne Pohlmeyer-Kaiser.

Das war eine Umstellung, sagt Brigitta Ringel. Es wird einem nichts abgenommen. Ich musste Zeit und Geduld mitbringen, um mich vorzubereiten, mich damit zu beschäftigen, was ich wirklich will.

Herauszufinden, was die Klienten tatsächlich wollen, ist eins der Ziele, die InJob verfolgt. Weiterhin werden Bewerbungsunterlagen erstellt, Motivation und Kommunikation für Vorstellungsgespräche trainiert. Es geht darum festzustellen, was für ein Typ der Klient ist und wie es um seine Leistungsfähigkeit steht. Es werden Praktika vermittelt und Klienten während des Praktikums oder später im Job weiter begleitet.

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Einerseits fühlte sich Brigitta Ringel gefordert, gleichzeitig hat sie von der Beraterin Susanne Pohlmeyer-Kaiser so viel Achtung und Wertschätzung erfahren.

Plötzlich habe ich meinen Lebenslauf anders betrachten können. Ich fing an, stolz darauf zu sein, dass ich die Kraft hatte, meine Kinder allein großzuziehen und ich konnte sehen, was ich alles geleistet habe, so Brigitta Ringel.

Es war wie eine Kehrtwendung. Erst das Gefühl, nichts wert zu sein und von der Gesellschaft aufgrund der Einschränkung abgelehnt zu werden – und sich jetzt gestärkt zu fühlen und zu wissen, das kann ich und das kann ich nicht.

Doch InJob ist nicht nur für Menschen wie Brigitta Ringel da. InJob hilft Arbeitgebern die geeigneten Bewerber zu finden und unterstützt unter anderem dabei, mit behinderungsbedingten Besonderheiten umzugehen. Die Beratungsstelle wurde vor neun Monaten eröffnet. 18 Menschen sind inzwischen im Prozess der Vermittlung.

Wir haben vor allem damit zu tun, die sozialen Probleme zu verringern, die durch Arbeitslosigkeit und Handicap entstanden sind, sagt Beraterin Susanne Pohlmeyer-Kaiser. Ich sehe es als wichtigste Aufgabe an, Stolpersteine wie Ängste, anders sein, Anspannung, Unsicherheit, fehlende Erfahrung, keiner hat Zeit, zu langsam sein, niemand hilft mir etc. zu überwinden.

Die Bewerbungsunterlagen von Brigitta Ringel sind fast fertig. Der Lebenslauf ist komplett überarbeitet. Sie ist gut vorbereitet für Vorstellungsgespräche und jetzt wird sie noch die Bewerbungsanschreiben formulieren.

Ich bin so dankbar für die Unterstützung, die ich erfahren habe, sagt Brigitta Ringel. Jetzt kann es losgehen.

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