Mit Sicherheit gut versorgt

KV Thüringen legt Versorgungsbericht 2019* vor

Die Zahl der Ärzte und Psychotherapeuten, die Patienten in Thüringen ambulant versorgen, ist in den vergangenen fünf Jahren weiter gestiegen. Laut Versorgungsbericht der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen arbeiten in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) inzwischen 1.701 Hausärzte, 2.271 Fachärzte und 462 Psychotherapeuten. Im Vergleich zu 2013 sind das 17 Prozent mehr, im Vergleich zu 2008 24 Prozent. Die Zahl der freien Hausarztsitze sank von mehr als 80 im Jahr 2014 auf aktuell 39. Im fachärztlichen Bereich gibt es nur in Ausnahmefällen freie Sitze. Nur in der Augenheilkunde stieg die Zahl gegen den Trend von drei im Jahre 2013 auf aktuell acht.

Die 1. Vorsitzende des Vorstandes der KV Thüringen, Dr. med. Annette Rommel, sagte bei der Vorlage des Versorgungsberichtes:

Die Menschen in Thüringen werden durch die ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten mit Sicherheit gut versorgt. Das gilt auch mit Blick auf die wachsende Zahl älterer und chronisch kranker Menschen im Land. Dank der Förderinstrumente, die die KV Thüringen mit Mitteln ihrer Mitglieder und gemeinsam mit ihren Partnern entwickelt hat, bleibt es dabei, dass es kein Thüringer weiter als zehn Kilometer bis zum nächsten Arzt hat.

Versorgung wird kooperativ und digital
Frau Dr. Rommel wies auf eine Reihe von Trends in der ambulanten Versorgung hin, die sich in den vergangenen Jahren abgezeichnet haben, aber auch auf Dinge, die gleich geblieben sind. So arbeiten die meisten Ärzte (2.831) nach wie vor in eigener Niederlassung, Psychotherapeuten fast ausschließlich. Deutlich erkennbar ist ein Trend zur Kooperation: Praxisinhaber stellen weitere Ärzte an, kooperieren mit Kollegen oder wandeln ihre Praxis in ein ärztlich geführtes MVZ um. Dadurch geht der deutliche Anstieg der Zahl angestellter Ärzte von 676 (2013) auf 1.260 (2019) nicht allein auf Klinik-MVZ zurück. Gleichwohl stieg auch deren Zahl von 57 (2013) auf aktuell 85. Insgesamt nehmen im Moment 130 MVZ an der ambulanten Versorgung teil.

Eine wachsende Zahl angestellter Ärzte arbeitet in Teilzeit. In Klinik-MVZ heißt dies oft, dass sie teils auf Station und teils im MVZ eingesetzt werden.

Unter allen Ärzten und Psychotherapeuten wächst aber auch der Wunsch nach einer stärkeren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sagte Frau Dr. Rommel, Wochenarbeitszeiten von deutlich mehr als 50 Stunden sind nicht akzeptabel.

Zum kooperativen Arbeiten gehört auch eine stärkere Kooperation zwischen den Sektoren der Versorgung, vor allem in der Behandlung der Patienten außerhalb der Praxisöffnungszeiten: Immer mehr Bereitschaftsdienstpraxen und Notaufnahmen kooperieren oder sind, wie in Sömmerda, Sondershausen und Bad Frankenhausen, zu Portalpraxen verschmolzen.

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Ungebrochen ist auch der Trend, neben der Hauptpraxis eine Zweigstelle in einem benachbarten Ort zu eröffnen oder dort tageweise eine Sprechstunde anzubieten (175 Thüringer Hausärzte) und Hausbesuche, für die kein Arzt notwendig ist, an nichtärztliche Praxisassistentinnen (NäPA) zu delegieren (462 NäPA bei 376 Hausärzten).

Mehr Ärzte und Psychotherapeuten stützen sich auf digitale Helfer. Einige digitale Anwendungen, die direkt der Versorgung der Patienten zugute kommen, werden auf Initiative der KV Thüringen durch das Land gefördert. Das betrifft den TeleArzt, das ZNS-Konsil und die elektronische Einsatzdatenübermittlung durch Notärzte. Bei der Arzneimittelinitiative ARMIN versuchen wir, das Medikationsmanagement als Alternative zum eMedikationplan in der Regelversorgung zu verankern. Weitere Projekte sind geplant. Auch die digitalen Anwendungen helfen bei der Kooperation zwischen Ärzten und Psychotherapeuten untereinander oder mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens.

Neue Bedarfsplanung: Land muss sich stärker bei der Förderung engagieren
Abschließend verwies Frau Dr. Rommel auf die neue Bedarfsplanung ab 2020, die es auch in Thüringen möglich macht, zusätzliche Sitze auszuschreiben, vor allem in der haus- und kinderärztlichen Versorgung, in einigen Facharztgruppen und in der Psychotherapie:

Damit diese Sitze dann auch schnell besetzt werden können, ist ein stärkeres Engagement des Landes nötig. Deshalb unterstützen wir die Forderung der Landesärztekammer nach mehr Medizinstudienplätzen. Unbedingt nötig ist auch mehr Geld des Landes für die Niederlassungsförderung. Die Aussagen in den Wahlprogrammen der Parteien, die vor allem auf die ‚Fortsetzung der bewährten Förderprogramme‘, d.h. der Programme auf Kosten der Ärzte und Psychotherapeuten verweisen, sind uns hier zu vage.

Schließlich fordert die KV Thüringen auch den Ausbau schneller Internetverbindungen, eines stabilen Funknetzes und eines gut funktionierenden Öffentlichen Nahverkehrs in Stadt und Land:

Dass laut Thüringer Digitalstrategie Arztpraxen erst 2025 flächendeckend ans schnelle Internet angeschlossen werden sollen, ist inakzeptabel, sagte Frau Dr. Rommel, Wer mehr Telemedizin fordert, muss auch die Voraussetzungen dafür schaffen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen
Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen ist die Selbstverwaltung der rund 4.500 ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten im Freistaat. Mehr über die KV Thüringen sowie Hintergrundinformationen über die Kassenärztliche Versorgung in Thüringen finden Sie im Internet auch unter https://ww.kvt.de
Den Versorgungsbericht finden Sie unter https://www.kv-thueringen.de/mitglieder/berichte-und-statistiken/

*Alle Zahlenangaben im Versorgungsbericht wurden im jeweiligen Jahr zum 31.07. erhoben.

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