Naturschutz erleben – Landwirtschaft, Natura 2000-Station und Schüler:Innen der Förderschule Janusz Korczak gemeinsam aktiv

Nazza, Schülerinnen und Schüler der Förderschule Janusz Korczak in Höngeda pflanzten gemeinsam mit Landwirt Thomas Degenhardt auf seinen Flächen Bäume, ernteten Obst, bauten Nistkästen und durften Feuerholz schlagen. Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld unterstützt die Naturschutzmaßnahmen.

Hier werden in vorbildlicher Weise praktischer Naturschutz, Landwirtschaft und Umweltbildung verbunden, freut sich Dr. Juliane Vogt, Leiterin der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld. Durch den besonderen und persönlichen Einsatz von Thomas Degenhardt profitieren hier Tiere und Pflanzen und zugleich lernen Jugendliche direkt in der Natur. Gerne bieten wir naturschutzfachliche Beratung und unterstützen bei der Beantragung von Fördermitteln für die Naturschutzmaßnahmen. Als Nächstes ist ein dauerhafter Pflegevertrag für den Landwirt zur Umsetzung der Beweidung geplant.

Am 12. November waren die Schüler:innen und Lehrenden der Förderschule Janusz Korczak in Höngeda wieder auf Flächen des Landwirtes Thomas Degenhardt in Nazza zu Gast. Bereits seit 2017 stellt Thomas Degenhardt etwa einmal im Monat seine Flächen zur Verfügung, um gemeinsam mit den Schüler:innen sowie Lehrkräften Bäume zu pflanzen, Nistkästen zu bauen und anzubringen sowie motorische Fähigkeiten beim Schlagen von Feuerholz und Obst ernten zu stärken. Neben Tageseinsätzen wurden auch schon Projektwochen durchgeführt, bei denen Zelte aufgeschlagen und bei Nachtwanderungen Glühwürmchen beobachtet wurden.

Es ist einmalig, dass Herr Degenhardt uns eine solche Aktion ermöglicht! schwärmt Jens Trautvetter, Lehrer an der Förderschule.

Auch seine Kollegin Frau Katrin Schröter freut sich über die Bereitschaft der Schüler:innen bei der Umsetzung der Maßnahmen:

Die Schüler und Schülerinnen sind wie ausgewechselt. Auch für uns als Lehrkräfte bietet sich hier die Möglichkeit, ihnen beispielsweise Mathematik praxisnah beizubringen, quasi Rechnen und Schwitzen in Einem.

Auf der Fläche zeigt Herr Degenhardt fachmännisch, welche Schritte es braucht, um einen Baum korrekt zu pflanzen und langfristig zu sichern. Die jungen Erwachsenen der Förderschule können das Obst ernten, es probieren und bei der Einlagerung helfen, damit es später verarbeitet werden kann. Die Schüler:innen haben diesmal in der Schule Nistkästen gebaut, um diese nun gemeinsam an den Bäumen anzubringen. Thomas Degenhardt erklärt in Zusammenarbeit mit den Lehrenden die Ökologie einer Streuobstwiese und lässt die Gäste teilhaben an seiner Tierherde, die aus Schafen, Rindern und Damwild besteht. So entsteht ein direkter Bezug zwischen Mensch, Tier und Pflanze. Als Ausklang des Besuchs wird sich mit einem mitgebrachten Imbiss gestärkt und am Lagerfeuer aufgewärmt.

Bei der Umsetzung solcher Vorhaben gibt es immer auch logistische und finanzielle Herausforderungen zu meistern:

Ich könnte mir vorstellen, auch noch mehr Angebote in dieser Richtung zu realisieren. Dafür fehlen oft die Ressourcen. Aber ich hoffe, dass die Schüler:innen Spaß haben und dabei Neues und Spannendes lernen., erläutert Thomas Degenhardt.

Auch für die Schule ist es aufgrund personeller und finanzieller Strukturen nicht immer einfach, ein Transportmittel zu organisieren und die Betreuung für solche Aktionstage abzusichern. Doch Tage wie solche bleiben im Gedächtnis, denn auf die Frage, was denn den Schüler:innen am meisten Spaß macht, ist die Antwort kurz und knapp: „Alles!“. 

Hintergrund
Auf den ca. 7 ha landwirtschaftlicher Fläche von Thomas Degenhardt befinden sich etwa 70 Obstsorten sowie ein sumpfiges Teilgebiet mit zahlreichen Kopfweiden. Früher war die Fläche fast vollständig sumpfig und wurde erst zu DDR-Zeiten melioriert, um sie landwirtschaftlich nutzen zu können. Heute zeigt sich, es fehlt an bestimmten Stellen an Wasser. Das Ziel der Naturschutzmaßnahmen ist es, durch regelmäßige Pflege und Nachpflanzung die Fläche langfristig als Streuobst- und Weidefläche zu erhalten.

Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld befindet sich in Trägerschaft der Wildtierland Hainich gGmbH, die auch das Wildkatzendorf Hütscheroda betreibt. In dem von der Station betreuten Gebiet im Nordwesten Thüringens (Landkreise Eichsfeld, Unstrut-Hainich und nördlicher Wartburgkreis) werden viele praktische Naturschutzprojekte initiiert und durchgeführt.

Natura 2000 ist das weltweit größte, grenzübergreifende Schutzgebietsnetz. Europaweit hat es den Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensräume zum Ziel. Neben dem behördlichen Naturschutz ist in Thüringen ein Netzwerk von zwölf Natura 2000-Stationen an dessen Umsetzung beteiligt. Ziel ist die Vermittlung zwischen behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft und der Bevölkerung vor Ort.

Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) hat die Natura 2000-Stationen eingerichtet und fördert diese. Seit 2019 ist das Netzwerk der Natura 2000-Stationen im Thüringer Gesetz zur Neuordnung des Naturschutzrechts (vom 30. Juli 2019) gesetzlich verankert und somit fester Bestandteil des Naturschutzes in Thüringen. Informationen zum Netzwerk unter www.natura2000-thueringen.de.

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