O bis O dürfte dieses Jahr zu früh kommen

Faustformel zum Reifenwechsel

Kaum steigen die Temperaturen in den zweistelligen Bereich, denken die ersten Autofahrer an den Wechsel auf Sommerreifen. Als Faustformel für die beiden Reifenwechsel wird von vielen die gute alte O-bis-O-Regel angesehen, doch diese kann in einem Jahr wie 2024 ihre Tücken haben: Bei einem frühen Osterfest kann ein voreiliger Wechsel auf Sommerreifen für böse Überraschungen sorgen. Achmed Leser vom TÜV Thüringen rät davon ab, sich strikt an eingefahrene Faustregeln zu halten.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Reifenwechsel? Diese Frage diskutieren Autofahrer jeden Herbst und jedes Frühjahr: Lieber von O bis O oder erst ab sieben Grad? Aus Sicht von Experten können Faustformeln wie diese aber immer nur als grober Anhaltspunkt dienen und den Blick auf den langfristigen Wettertrend nicht ersetzen:

Von Oktober und bis in den April hinein kann es in unseren Breitengraden immer auch zu Schneefall kommen. Kein Wunder, schließlich sind in diesem Zeitraum auch Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter keine Seltenheit. Die O-bis-O-Regel hat daher als Faustformel durchaus ihre Berechtigung. Fällt Ostern jedoch wie in diesem Jahr in den späten März, kann es auch danach noch zu sehr winterlichen Straßenverhältnissen kommen. Ein striktes Festhalten am Mythos „O bis O“ kann im Zweifel dazu führen, dass der Wagen bei einem erneuten Wintereinbruch stehen gelassen werden muss, gibt Leser zu bedenken.

Anzeige

Noch größere Einwände hat Achmed Leser bei der sogenannten Sieben-Grad-Regel.

Einige Autofahrer sind der Meinung, dass Sommerreifen ab einer Außentemperatur von sieben Grad Celsius eine bessere Haftung als Winterreifen haben und bevorzugen einen temperaturbedingten Reifenwechsel. Auch das ist vom Grundsatz her korrekt, kann aber nur als grober Anhaltspunkt dienen. Wer weiß schon sicher, ob auf eine wärmere Periode im März nicht wieder eine kältere mit Schneeschauern im April folgt?, fragt der Experte.

Auch durch den Klimawandel kommt es zu einem häufigen Wechsel von wärmeren und kälteren Perioden sowie länger anhaltende Extremwetterlagen.

Die Vorteile von Sommerreifen an sonnigen Tagen rücken ohnehin in den Hintergrund, wenn man ihnen den enormen Sicherheitsgewinn durch Winterreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen mit Schnee, Reifglätte oder sogar vereisten Fahrbahnen gegenüberstellt. Mit der weicheren Gummimischung und ihrem Lamellenprofil sind Winterreifen speziell auf diese Bedingungen abgestimmt, weshalb der Gesetzgeber auch eine situationsbedingte Winterreifenpflicht eingeführt hat. Eine Wechselempfehlung bei sieben Grad Celsius ist daher ebenso schwierig wie die O-bis-O-Regel:

Autofahrer sollten in Sachen Reifenwechsel lieber den langfristigen Wettertrend im Blick haben. Konkrete Termine wie Ostern oder bestimmte Temperaturmarken können lediglich einen groben Anhaltspunkt geben, so die Empfehlung des Verkehrsexperten.

Für Wenigfahrer oder Autofahrer, die ihr Fahrzeug bei Schnee und Eis ohnehin lieber stehen lassen, können sich auch sogenannte Ganzjahresreifen lohnen: Wer nur selten in Bergregionen unterwegs ist und von seinen Reifen weder im Sommer noch im Winter Höchstleistungen erwartet, kann sich das Umrüsten mit diesem Kompromiss sparen.

Anzeige