Russland und die Ukraine im Fokus

Außenhandel und Bevölkerung in Thüringen

Anlässlich der Situation in der Ukraine wirft das Thüringer Landesamt für Statistik einen Blick auf die Bevölkerungsdaten und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Thüringen, Russland und der Ukraine.

Außenhandel
Nach vorläufigen Ergebnissen der Außenhandelsstatistik wurden im Jahr 2021 Waren im Wert von 387,2 Millionen Euro von Thüringen in die Russische Föderation exportiert. Das war ein Zuwachs von 37,6 Prozent gegenüber 2020. Damit lag Russland auf dem 15. Rang der wichtigsten Exportländer Thüringens. 2,3 Prozent der Thüringer Exporte entfielen auf Russland. Die wichtigsten Warengruppen waren Kraftwagen und Kraftwagenteile (im Wert von 105,0 Millionen Euro), Maschinen (48,4 Millionen Euro) sowie pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse (40,3 Millionen Euro). Im selben Jahr wurden Waren im Wert von 74,1 Millionen Euro aus Russland auf direktem Weg nach Thüringen eingeführt, womit Russland an 30. Stelle der Importländer stand und für 0,5 Prozent der gesamten Importe Thüringens sorgte. Besonders gefragt in Thüringen waren chemische Erzeugnisse (23,0 Millionen Euro), Glas und Glaswaren, Keramik, Steine und Erden (17,6 Millionen Euro) sowie Metalle (13,8 Millionen Euro) aus Russland.

In die Ukraine wurden im Jahr 2021 Thüringer Waren im Wert von 60,4 Millionen Euro ausgeführt. Das bedeutete einen Zuwachs von 14,2 Prozent gegenüber 2020 und den 41. Rang der Thüringer Exportländer. Die wichtigsten Warengruppen waren Maschinen (im Wert von 15,5 Millionen Euro), Kraftwagen und Kraftwagenteile (7,4 Millionen Euro) sowie pharmazeutische und ähnliche Erzeug- nisse (6,5 Millionen Euro). Die Einfuhr von Waren aus der Ukraine nach Thüringen erreichte 2021 einen Wert von 34,2 Millionen Euro, was einem Rückgang um 1,5 Prozent gegenüber 2020 entsprach. Damit lag die Ukraine auf Platz 42 der Importländer Thüringens. Die begehrtesten Warengruppen waren Maschinen (19,7 Millionen Euro), Metalle (3,3 Millionen Euro) sowie sonstige Fahrzeuge (2,9 Millionen Euro). 0,4 Prozent des Gesamtwertes der Thüringer Exporte und 0,3 der Importsumme Thüringens entfielen auf die Ukraine.

Diese vorläufigen und weitere endgültige Ergebnisse der zentralen Außenhandelsstatistik finden Sie online in der Genesis-Datenbank des Statistischen Bundesamtes unter folgendem Link.

Bevölkerung
Nach Angaben des Ausländerzentralregisters (AZR) lebten am 31.12.2020 rund 4.435 Personen aus der Russischen Föderation und 2.660 Personen aus der Ukraine in Thüringen. Bei beiden Staatsan- gehörigkeiten waren darunter fast zwei Drittel Frauen (rund 61 Prozent). Das Durchschnittsalter der ukrainischen Staatsangehörigen in Thüringen lag mit 41,0 Jahren etwas über dem der russischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger (37,5 Jahre). Die in Thüringen wohnhaften Frauen und Männer aus der Russischen Föderation wiesen eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Deutschland von 11,5 Jahren auf. Bei den ukrainischen Staatsangehörigen waren es Ende 2020 im Schnitt 10,8 Jahre. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Ausländerinnen und Ausländer in Thüringen betrug zum selben Zeitpunkt insgesamt 7,1 Jahre.

Nach Kreisen betrachtet lebten in Thüringen am 31.12.2020 die meisten Russinnen und Russen in der kreisfreien Stadt Erfurt, und zwar 910 Personen und damit ein Fünftel der russischen Bevölke- rung Thüringens. Darauf folgten die Stadt Jena mit 570 Personen (12,8 Prozent) und der Ilm-Kreis mit 370 Personen (8,3 Prozent). Die wenigsten Russinnen und Russen lebten im Landkreis Söm- merda (50 Personen; 1,2 Prozent). Bei den Ukrainerinnen und Ukrainern in Thüringen verhielt es sich ähnlich. Die meisten von ihnen lebten in der kreisfreien Stadt Erfurt; mit 565 Personen war es auch hier jeder 5. ukrainische Staatsangehörige Thüringens. Auf dem 2. Rang folgte die Stadt Jena mit 500 Personen (18,9 Prozent) und an 3. Stelle die Stadt Weimar mit 145 Personen (5,5 Prozent). Die wenigsten ukrainischen Staatsangehörigen lebten im Landkreis Hildburghausen (30 Personen; 1,1 Prozent).

Der Blick auf die Wanderungsbewegungen sowohl der russischen als auch der ukrainischen Staatsangehörigen über die Jahre 2011 bis 2020 ergibt für beide Gruppen in jedem Jahr einen deutlichen positiven Saldo. Innerhalb dieses Zeitraumes gab es in Thüringen insgesamt 1.640 Zuzüge mehr als Fortzüge von Personen mit russischer Nationalität. Bei Ukrainerinnen und Ukrainern waren es insgesamt 1.135 Zuzüge mehr. Im Jahr 2020 zogen beispielsweise 380 Russinnen und Russen nach Thüringen, während 313 Thüringen verließen. Im selben Jahr waren es 352 ukrainische Zuzüge und 286 Fortzüge. Der klare Höhepunkt der russischen Wanderungsbewegungen der Jahre 2011 bis 2020 war im Jahr 2013 zu beobachten, als sowohl die Zuzüge mit 1.223 als auch die Fortzüge mit 707 ihr Maximum erreichten. Die meisten ukrainischen Staatsbürger zogen 2018 nach Thüringen (427 Zuzüge); die höchste Zahl an Fortzügen wurde mit 293 im Jahr 2019 registriert.

Die Wanderungsbewegungen deutscher Staatsangehöriger zwischen Thüringen und Russland fiel in der Summe der Jahre 2011 bis 2020 zu Gunsten von Thüringen aus, und zwar mit 118 Zuzügen mehr als Fortzügen. Dabei rangierten die Zuzüge zwischen 23 und 48 pro Jahr und die Fortzüge zwischen 16 und 41. Die Wanderungen von deutschen Staatsangehörigen zwischen Thüringen und der Ukra- ine bewegten sich in diesem 10-Jahres-Zeitraum durchweg auf niedrigem Niveau, zwischen 1 und 7 Zuzügen sowie 4 und 14 Fortzügen pro Jahr. Der Wanderungssaldo 2011 bis 2020 ergab 38 Zuzüge weniger als Fortzüge.

Im Zeitraum von 2011 bis 2020 wurden in Thüringen insgesamt 255 Personen eingebürgert, die vorher die russische Staatsangehörigkeit besaßen, sowie 436 vormals ukrainische Staatsangehörige.
Im Jahr 2020 wurden in Thüringen 23 Ehen geschlossen, bei denen jeweils ein Ehepartner die deutsche und der andere die russische Staatsangehörigkeit besaß. Im gleichen Jahr gingen 17 deutsch- ukrainische Paare in Thüringen die Ehe ein.

Bitte beachten:
Die Ergebnisse des AZR und der Einbürgerungsstatistik (ab 2018) werden einem Geheimhaltungsverfahren unterzogen, bei dem alle Fallzahlen auf das nächstgelegene Vielfache von 5 gerundet wer- den. Infolgedessen können bei Summenbildung Differenzen auftreten.

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