Schlittenprüfung bei 30 Grad: Wie neue Schlitten ihre härteste Prüfung schon im Hochsommer meistern

Mit Schnee und Eis ist bei den derzeitigen Temperaturen eher nicht zu rechnen, aber bei genauem Hinsehen kann man das Zittern der neuen Schlitten dennoch erkennen: Mitten im Hochsommer steht ihnen ihre vielleicht härteste Prüfung bevor – und wer hier versagt, darf im Winter nicht mitspielen. Im Prüflabor für Gerätesicherheit des TÜV Thüringen haben die Rodelschlitten gerade Hochkonjunktur. Hersteller, die ihre neuen Schlitten mit einem Prüfsiegel wie dem GS-Zeichen auf das Weihnachtsgeschäft vorbereiten wollen, lassen diese jetzt in Arnstadt testen.

Rodelschlitten müssen einiges aushalten können, schließlich sollen sie nicht gleich beim ersten Sprung über eine Bodenwelle zerbrechen – und auch gewichtigeren Rodlern müssen sie standhalten können. So vielfältig wie die Winterlandschaften, so auch das Schlittenangebot: Neben aufblasbaren Schlitten, Rutschtellern und Bobs sind vor allem die klassischen Rodelschlitten aus Holz oder Kunststoff weiterhin sehr beliebt. Aber ganz gleich, ob Kunststoffrodel oder der gute alte Holzschlitten: Rodelschlitten für den Freizeitspaß müssen der europäischen Spielzeugnorm DIN EN 71-1 und den entsprechenden Prüfgrundsätzen entsprechen. Diese Schlitten werden vom TÜV Thüringen im Prüflabor in Arnstadt geprüft.

Die Schlittenhersteller erklären mit dem CE-Zeichen die Konformität mit den europäischen Normen und dokumentieren so die Mindestanforderungen in Sachen Produktsicherheit. Doch das ist einigen Herstellerfirmen aus gutem Grund nicht genug: Sie lassen ihre Produkte zusätzlich von einem unabhängigen Prüflabor für Gerätesicherheit überprüfen. Bei einem positiven Ausgang erhalten die Schlitten dann das begehrte GS-Prüfsiegel. Die neuesten Modelle für das kommende Weihnachtsgeschäft werden jetzt im Arnstädter Prüflabor des TÜV Thüringen geprüft. Hier nehmen die Produktsicherheitsexperten jedes Jahr unzählige Produkte unter die Lupe – teilweise werden diese sogar aufwendigen Dauertests unterzogen.

Bei einer Schlittenprüfung werden in erster Linie die mechanischen und physikalischen Eigenschaften untersucht. Jeder Schlitten muss pro Sitz für fünf Minuten eine statische Belastung von 180 Kilogramm aushalten, für einen Zweisitzer bedeutet das einen Test mit 360 Kilogramm. Generell darf es keine Stellen geben, an denen man sich die Finger quetschen oder scheren kann. Die Produktsicherheitsexperten achten zudem auf scharfe Ecken und Kanten. Das Verletzungsrisiko soll für die Benutzer so gering wie möglich sein. Deshalb wird auch die Standsicherheit des Schlittens auf einer schiefen Ebene unter Last simuliert. Hier darf der Schlitten auch bei einer Seitenneigung von 10 Grad nicht kippen. Noch härter sind die Prüfungen mit dynamischer Belastung: Hierbei wird ein Gewicht von 90 Kilogramm aus einem halben Meter Höhe auf den Schlitten fallengelassen. So wird der Aufprall des Rodlers beim Überfahren einer Bodenunebenheit auf den Schlitten nachgeahmt. Kunststoffrodel müssen für diesen Falltest zunächst auf winterliche Umgebungstemperaturen gebracht werden, denn sie dürfen auch bei Frost nicht zu spröde werden und müssen die Prüfung auch bei -25 Grad Celsius überstehen. Zudem werden Kunststoffschlitten einer chemischen Untersuchung unterzogen. Auch Haltegriffe und Zugseil gehören zum Umfang der GS-Prüfung, wenn vorhanden wird natürlich auch die Bremse getestet.

Weil in ein paar Monaten auch die Rodelsaison jenseits der Labore beginnt, haben die Produktsicherheitsexperten auch einen unerwarteten Sicherheitstipps für unfallfreies Rodelvergnügen parat: Nicht unterschätzen sollten die Schlittenfahrer nämlich die richtige Bekleidung. Lange oder lose herabhängende Kleidung, egal ob Wintermantel oder Schal, sind beim Rodeln gefährlich. Diese Kleidungsstücke können während der Fahrt unter die Kufen geraten und schwere Unfälle verursachen. Aus Sicherheitsgründen sollte ganz nach dem Vorbild der Rennrodler ein Helm getragen werden. Beim Schlittenkauf sollte besonders auf die Kennzeichnungen geachtet werden: Am Schlitten müssen Hersteller, Typ, maximale Belastung und  Altershinweis klar erkennbar sein. Hierauf sollten Eltern besonders achtgeben: Zu kleine Kinder dürfen auf keinen Fall allein rodeln. Besonders sichere Schlitten tragen zudem das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“. Auch eine Montageanleitung sowie Nutzungshinweise sollten dem Schlitten unbedingt beiliegen.

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