Unabhängige Prüfungen decken Mängel an technischen Anlagen auf

TÜV Thüringen Anlagensicherheits-Report: Schutz vor Cyberangriffen wird die Herausforderung der Zukunft

Von technischen Anlagen können bei falscher Bedienung, unsachgemäßem Betrieb oder auch aufgrund von technischem Verschleiß Gefährdungen für Leib und Leben ausgehen. Der Anlagensicherheits-Report des TÜV Thüringen wertet einmal jährlich die Prüfungen an über 10.000 Aufzügen und mehr als 20.000 Druckanlagen sowie Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen aus. Die Beurteilung der Cybersecurity und der funktionalen Sicherheit gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung. Der TÜV Thüringen begrüßt die geplante gesetzliche Neuordnung der Sicherheitsprüfungen an überwachungsbedürftigen Anlagen wie Aufzügen, Tankstellen oder Druckanlagen.

Die strikte Trennung von Betreiberverantwortung, regelmäßiger Wartung und unabhängiger Prüfung ist der Grundpfeiler des hohen Sicherheitsniveaus von technischen Anlagen in Deutschland. Den gesetzlichen Rahmen für die Prüfungen an sogenannten überwachungsbedürftigen Anlagen, zu denen bisher Aufzüge, Dampf- und Druckanlagen oder brand- und explosionsgefährdete Anlagen zählen, bildeten bislang das Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) und die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV). Alle Anlagen dieser Art müssen wiederkehrend oder vor Inbetriebnahme durch Sachverständige einer dafür zugelassenen Überwachungsstelle (ZÜS) wie dem TÜV Thüringen geprüft werden. Nun plant der Gesetzgeber eine Neuordnung der Sicherheitsprüfung an diesen überwachungsbedürftigen Anlagen: Das sogenannte Überwachungsbedürftige Anlagengesetz (ÜAnlG) wird künftig als eigenständiges Gesetz für diese Anlagengruppen fungieren.

Bei den wiederkehrenden Anlagenprüfungen sowie den Prüfungen vor Inbetriebnahme stellen die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen regelmäßig gravierende Mängel fest, die ohne eine Prüfung nicht aufgedeckt worden wären. Der Anlagensicherheits-Report des TÜV Thüringen wertet die Prüfungen an über 10.000 Aufzügen, mehr als 23.000 Dampfkesseln und Druckanlagen sowie über 1.000 Anlagen, bei denen eine Explosionsgefahr besteht, aus dem gesamten Bundesgebiet aus.

Bereits heute betrachten die Sachverständigen des TÜV Thüringen die Cybersicherheit solcher Anlagen. Neben den prozessbedingten Gefahren, die von den Anlagen ausgehen, gewinnt mit der steigenden Digitalisierung und Vernetzung der Steuerung die Bewertung der funktionalen Sicherheit immer mehr an Bedeutung. Inzwischen können die Digitalexperten des TÜV Thüringen sogar Prozesssteuerungen über eine Ferndiagnose überprüfen.

Jeder achte Aufzug mit sicherheitserheblichen Mängeln – Mängelquote ist  erfreulicherweise leicht rückläufig
Aufzüge werden täglich von Millionen Menschen genutzt – und das nicht nur in Wohngebäuden, auch die meisten öffentlichen Gebäude verfügen mit Blick auf einen barrierefreien Zugang über Aufzugsanlagen. Aufzüge unterliegen besonderen Sicherheitsprüfungen, denn sie müssen rund um die Uhr einwandfrei funktionieren und jederzeit gefahrlos bedient werden können – egal ob von Kindern, Erwachsenen oder Menschen mit Handicap. Statistisch gesehen zählen Aufzugsanlagen zwar zu den sichersten Transportmitteln überhaupt, aber das ist vor allem der strengen Kontrolle zu verdanken: Die überwachungsbedürftigen Anlagen bergen einige Gefahrenpotenziale, die zu folgenschweren Unfällen führen können. Die Angst abzustürzen oder steckenzubleiben fährt bei manchen Fahrgästen bewusst oder unterbewusst ständig mit.

Die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen haben im Jahr 2019 an mehr als zwei Dritteln (67,8 Prozent) der geprüften Aufzugsanlagen Mängel aufgedeckt. Das entspricht  einem Rückgang um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr (71,8 Prozent). Allerdings lag die Zahl der Aufzüge mit sicherheitserheblichen beziehungsweise gefährlichen Mängeln mit 12,1 Prozent nur leicht unter dem Vorjahreswert von 12,5 Prozent, somit müssen an fast jedem achten vom TÜV Thüringen geprüften Aufzug Fehler behoben werden. Solche Mängel sind zum Beispiel defekte Notrufe, Störungen bei der Notrufweiterleitung an die Zentrale, nicht funktionstüchtige Fangvorrichtungen und Sicherheitsschaltungen, defekte Geschwindigkeitsbegrenzer oder auch beschädigte Umlenkrollen. Erfreulicherweise ist zumindest der Anteil der geringfügigen Mängel (55,7 Prozent) um 3,6 Prozent zurückgegangen. Knapp ein Drittel der Anlagen (32,2 Prozent) war mängelfrei.

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Noch mehr Sicherheit gibt es spätestens mit dem Jahreswechsel: Bis 31. Dezember 2020 müssen alle Bestandsanlagen mit einem Zweiwege-Kommunikationssystem in der Aufzugskabine ausgerüstet sein.

Hohes Sicherheitsniveau bei Dampf- und Druckanlagen in Gewerbe und Industrie
Auch von Druckanlagen geht ein enormes Gefährdungspotenzial für Mensch und Umwelt in der unmittelbaren Umgebung aus. Verheerende Dampfkesselexplosionen wie zu Zeiten der ersten industriellen Revolution gehören zum Glück der Vergangenheit an, aber schwere Havarien können auch heute noch geschehen.

Dampf- und drucktechnische Anlagen, die heute in Industrie und Gewerbe zum Einsatz kommen, verfügen über ein hohes Sicherheitsniveau. Das geht aus den Ergebnissen der Prüfungen der ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen hervor. Jedoch ist im Jahr 2019 der Anteil von mängelfrei betriebenen Anlagen (70,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent zurückgegangen. Die Mängelquote hat sich demzufolge von 26,9 Prozent auf 29,3 Prozent erhöht. 23,7 Prozent der Druckanlagen wiesen dabei geringfügige Mängel auf. Die Quote der erheblichen und gefährlichen Mängel hat sich im vergangenen Jahr leider ein wenig erhöht: An 5,6 Prozent der Anlagen (Vorjahr: 4,5 Prozent) mussten die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen bei der Prüfung solche Mängel feststellen. Mängel werden dann als erheblich oder gar gefährlich eingestuft, wenn beispielsweise Risse in der Behälterwand, Korrosion, Schweißnahtfehler oder defekte Sicherheitseinrichtungen auftreten.

Hohe Anzahl der Tankanlagen haben Mängel
Jeder Autofahrer nutzt regelmäßig und meist völlig unbedarft Anlagen, von denen eine Explosionsgefährdung ausgeht: Tankstellen gehören neben Betankungsanlagen und Lageranlagen für brennbare Flüssigkeiten zu den sogenannten Anlagen in brand- und explosionsgefährdeten Bereichen (Ex-Anlagen). Hier gehen die Experten von einer besonderen Gefährdungslage aus, da Tankstellen nicht nur von Personen mit technischem Sachverstand bedient werden.

Eine sorgfältige Prüfung durch unabhängige Dritte ist für die Anlagensicherheit dieser als potentiell gefährlich eingestuften Anlagen besonders wichtig. Auffallend ist, dass zwei Drittel der durch die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen geprüften Ex-Anlagen Mängel aufweisen. Die Mängelquote fiel zwar um insgesamt 3,1 Prozent auf 67,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, dabei wurden aber mehr erhebliche Mängel entdeckt. Diese machten einen Anteil von 26,2 Prozent aus, an 41,0 Prozent der Ex-Anlagen wurden geringfügige Mängel entdeckt. Die aktuelle Statistik unterstreicht die Notwendigkeit unabhängiger Prüfungen damit deutlich.

Mit gleicher Sorgfalt werden die Sachverständigen des TÜV Thüringen im Interesse der Anlagensicherheit auch die Energiewende und den damit verbundenen zunehmenden Einsatz von Wasserstoff begleiten.

Weitere Informationen sowie den kompletten TÜV Thüringen Anlagensicherheits-Report zum Download finden Sie auf der Internetseite:
www.tuev-thueringen.de/unternehmen/presse/anlagensicherheits-report-2020/

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