Standortzufriedenheit und Zukunftsaussichten der Betriebe

Unternehmensbefragung der IHK Erfurt

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Wirtschaftsstandort Wartburgkreis schneidet mit Note 2,9 etwas besser als der Durchschnitte ab

Gute Standortbedingungen sind eine grundlegende Voraussetzung für Unternehmen, um wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt hat im Rahmen ihrer Standortanalyse 2023 rund 10.000 regionale Mitgliedsunternehmen zu ihren Einschätzungen hinsichtlich verschiedener Standortfaktoren befragt: Im Ergebnis bewerten die Unternehmen in Nord-, Mittel- und Westthüringen die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit anderen Regionen mit der Durchschnittsnote 3,0. Der Wirtschaftsstandort Wartburgkreis erzielt die Note 2,9.

Trotz der angespannten Situation durch die multiplen Krisen, den Strukturwandel und die schwächelnde Konjunktur sehen die Unternehmen allerdings sogar Wachstumspotenziale hinsichtlich der personellen und räumlichen Expansion. Welche Bedingungen dafür vorherrschen müssen, zeigen die Ergebnisse der Studie.


Im Fokus der Befragung der IHK Erfurt stand die Einschätzung der Unternehmen hinsichtlich Zufriedenheit und Wichtigkeit von insgesamt 56 weichen und harten Standortfaktoren aus sechs Themenfeldern: Verkehr und Infrastruktur, Standortkosten, Standortattraktivität, wirtschaftspolitisches Klima, Bildung und Fachkräfte sowie Marktnähe und Netzwerke. Abschließend wurden die Unternehmen zu Ihren Zukunftsaussichten befragt.

Die Unternehmen am Wirtschaftsstandort Wartburgkreis zeigen sich mit dem Bereich Verkehr und Infrastruktur sehr zufrieden, insbesondere loben sie die gute Anbindung an Landes- und Fernstraßen sowie die Parkmöglichkeiten für Mitarbeiter und Kunden. Hingegen zeigen sich Verbesserungspotenziale beim Baustellenmanagement des öffentlichen Straßenbaus. Die Zufriedenheit mit der Breitband-Internetversorgung bleibt ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Standortkosten werden überwiegend positiv betrachtet. Während die Unternehmen mit den Büro- und Gewerbemieten und Personalkosten mehrheitlich zufrieden sind, zeigen sich große Probleme bei den Preisen für Strom und Gas sowie der Höhe der Gewerbesteuer. Die Standortattraktivität wurde mit Blick auf die Versorgungssicherheit, die Einkaufsmöglichkeiten sowie die Freizeit-, Kultur- und Sportangebote positiv bewertet. Verbesserungsbedarf wird hingegen bei der kommunalen Wirtschaftsförderung angemahnt. Die Öffentliche Sicherheit, medizinische Versorgung und die Lebenshaltungskosten bewerten die Unternehmen zwar überwiegend zufriedenstellend, die Zufriedenheit bleibt jedoch hinter der Erwartung zurück. Das wirtschaftspolitische Klima im Landkreis wird differenziert betrachtet: mit der räumlichen Nähe zur Kommunalverwaltung und dessen Serviceangebot sowie dem der örtlichen Arbeitsagentur zeigen sich die Unternehmen zufrieden. Die Bewertung bei der Dauer, Qualität und Transparenz von Genehmigungsverfahren sowie beim Digitalisierungsgrad der Verwaltung fiel negativ aus und blieb hinter den Erwartungen zurück. Das Themenfeld Bildung und Fachkräfte weist ein wenig zufriedenstellendes Bild auf. Einzig zufrieden sind die Unternehmen mit der Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen, wobei hier die Erwartungen höher liegen. Die Bewertungen der schulischen Kenntnisse der Schulabgänger, der Verfügbarkeit an Facharbeitern sowie der Unterstützung bei der Gewinnung von Arbeitskräften, weisen auf deutliche Verbesserungspotenziale hin. Abschließend wurden die Marktnähe und Netzwerke in der Region als sehr positiv eingeschätzt. Die räumliche Nähe zu Beschaffungsmärkten und Zulieferern sowie Absatzmärkten als auch zu unternehmensnahen Dienstleistungen sind hier ausschlaggebend. Auch die Netzwerke innerhalb der Wirtschaft und die Kooperationen mit regionalen Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden positiv bewertet.

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Trotz der Unsicherheiten durch den Strukturwandel und die Transformation, den multiplen Krisen und Krisenfolgen sowie der schwächelnden Konjunktur gab die Mehrheit (51,6 %) der Unternehmen aus dem Wartburgkreis zu den Zukunftsaussichten für die kommenden 3 Jahre an, mindestens den Status quo ihres Unternehmens aufrecht erhalten zu wollen und keine personellen oder räumlichen Veränderungen vorzusehen. Zusätzlich plant jedes achte Unternehmen (12,9 %) einen personellen Ausbau und 8,4% eine räumliche Expansion am Standort. Nur wenige Unternehmen sehen hingegen die Notwendigkeit einer Verkleinerung oder Standortschließung (10,4%) sowie einer Investitionsverlagerung ins Ausland (2,6 %).

In der gegenwärtig höchst angespannten wirtschaftlichen Lage haben wir unsere Unternehmen umfassend dazu befragt, wie sie die Standortbedingungen gegenwärtig einschätzen und was sie dringend benötigen. Trotz multipler Krisen und einer schwächelnden Konjunktur bewerten die Unternehmen den Wirtschaftsstandort Wartburgkreis mit einem befriedigenden Ergebnis (Note 2,9). Die Unternehmen benennen klare Handlungsnotwendigkeiten an die Politik und Verwaltung. Wachstumshemmer sind am Standort Wartburgkreis die hohen Strom- und Gaspreise und der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Verbesserungspotenziale werden auch bei der Unterstützung zur Gewinnung von Arbeitskräften und beim Digitalisierungsgrad der öffentlichen Verwaltung gesehen. An diesen Stellschrauben muss die Politik und Verwaltung dringend mit mehr Engagement arbeiten, um den Wirtschaftsstandort langfristig attraktiv zu halten und Wachstumsaussichten auszuschöpfen, fasst Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt, die Ergebnisse der Standortanalyse zusammen.

Die vollständigen Auswertungen der Standortanalyse können Sie der Online-Publikation auf der IHK-Website entnehmen: www.ihk.de/erfurt/standort23
Auf den Seiten 76 bis 81 gelangen Sie direkt zu den Ergebnissen für den Wartburgkreis.

Hintergrundinformationen zur Standortanalyse:
Rund 10.000 hiesige Betriebe wurden im Rahmen einer Unternehmensbefragung im Juni und Juli 2023 von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt online um eine Standorteinschätzung gebeten. Neben allgemeinen Fragen zum Unternehmen und seinem Standort enthielt der Online-Fragebogen sechs Kategorien mit insgesamt 56 harten und weichen Standortfaktoren, die es nach ihrer Bedeutung und ihrer Zufriedenheit einzuschätzen galt. Bei der IHK Erfurt gingen im Erhebungszeitraum 1.471 Rückmeldungen ein, was einer Rücklaufquote von 14,9 Prozent entspricht.

Werden die Beurteilungen der einzelnen Standortfaktoren hinsichtlich Bedeutung und Zufriedenheit kombiniert, lassen sich Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Wirtschaftsstandorts Nord-, Mittel- und Westthüringen ableiten: Standortfaktoren, denen Unternehmen eine hohe Bedeutung beimessen und die gleichzeitig hohe Zufriedenheitswerte aufweisen, stellen Stärken einer Region dar. Schwächen liegen hingegen bei den Faktoren vor, die aus Unternehmenssicht eine hohe Bedeutung besitzen, in der Region aber nicht zufriedenstellend erfüllt sind. Hier besteht Handlungsbedarf. Als Chancen werden jene Faktoren eingestuft, die aus Unternehmenssicht eine geringere Bedeutung besitzen, in der Region aber überdurchschnittlich gut erfüllt sind („Standortbonus“). Als Risiken werden dagegen Faktoren eingeschätzt, denen die Unternehmen im Vergleich aller betrachteten Indikatoren eine geringere Bedeutung beimessen und die gleichzeitig weniger zufriedenstellend erfüllt sind.

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