Südthüringer Handwerk mit Höhen und Tiefen

Konjunkturbericht III. Quartal 2020 – Herbstumfrage zeigt differenziertes Bild

Die allgemeine konjunkturelle Lage zeigt sich nach der Auswertung für das III. Quartal im Südthüringer Handwerk vergleichsweise stabil. Aber die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind spürbar. Das Südthüringer Handwerk habe sich nach dem Lockdown im Frühjahr auch dank der Unterstützung durch die Soforthilfen etwas erholen können und stütze damit die Gesamtkonjunktur, betont Manuela Glühmann, Hauptgeschäftsführerin der HWK Südthüringen, zur Auswertung der Konjunkturdaten für das III. Quartal.

Die aktuelle Geschäftslage zeigt sich sehr differenziert und liegt deutlich unter den positiven Ergebnissen der letzten vier Jahre. Besonders das Bau- und Ausbauhandwerk ist bisher gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Die Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Fleischer und Konditoren konnten sich schnell auf die neue Situation einstellen. Sie beurteilten ihre Geschäftslage im dritten Quartal sogar besser als im Vergleichszeitraum 2019. Die Handwerke, die hingegen für den gewerblichen Bedarf zuständig sind, und vor allem das Kraftfahrzeughandwerk sind stark vom Einbruch der Deutschen Wirtschaft betroffen. Ihnen fehlen vor allem die Aufträge. Die Gesundheitshandwerke und personenbezogene Dienstleister konnten nach dem Lockdown ihre Arbeit wieder aufnehmen und hoffen bei stärkerer Nachfrage mit einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäftslage im vierten Quartal. Insgesamt stellen sich die Handwerksunternehmen von Sonneberg bis Eisenach den neuen Herausforderungen. Trotz der zum Teil verschlechterten Auftragslage blieb die Beschäftigtenzahl in den letzten Monaten konstant.

Im Verlauf der Sommer- und Herbstmonate zeichnet sich ein leichter Erholungskurs ab. Insgesamt meldeten über alle Handwerkszweige hinweg 52 Prozent (Vorjahr 64 Prozent) der befragten Südthüringer Handwerksbetriebe eine gute Geschäftslage. 36 Prozent äußerten sich zufriedenstellend und 12 Prozent (Vorjahr 9 Prozent) der Befragten waren mit ihrer wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden. Der aktuelle Geschäftsklimaindex liegt mit 70 Punkten neun Punkte unter dem Vorjahreswert. Bis Jahresfrist rechnet jedes zweite Handwerksunternehmen mit einer guten Geschäftslage.

Aufträge, Betriebsauslastung, Umsätze: Auftragslage, Betriebsauslastung und Umsätze haben sich nach dem Shutdown im März und April wieder etwas erholt. 73 Prozent (Vorjahr 87 Prozent) der Unternehmen bewerten ihre  Auftragslage als normal und teilweise auch als überdurchschnittlich, 27 Prozent der Befragten (Vorjahr 13 Prozent) hingegen als unterdurchschnittlich.

Die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt zurzeit neun Wochen, mehr als elf Wochen im Bau- und Ausbauhandwerk, aber nur zwei Wochen im Kraftfahrzeughandwerk. Die Auslastung der Handwerksbetriebe hat im Vergleich zum Frühjahr wieder zugelegt. 57 Prozent der befragten Unternehmen (Vorjahr 66 Prozent) waren zu über 80 Prozent ausgelastet. 10 Prozent (Vorjahr 7 Prozent) nutzten nur die Hälfte ihrer betrieblichen Kapazitäten.

Einschränkungen bei den betrieblichen Abläufen und nötig gewordene Hygieneauflagen wirkten sich im Berichtszeitraum zum Teil negativ auf die Umsatzentwicklung in einigen Unternehmen aus. 22 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 20) meldeten gestiegene, 54 Prozent unveränderte und 24 Prozent (Vorjahr 13) gesunkene Umsätze.

Auftrags- und Umsatzerwartungen werden sehr zurückhaltend eingeschätzt. 78 Prozent der Befragten gehen zunächst von gleichbleibenden Auftragseingängen aus. Nur 44 Prozent der Handwerksbetriebe erwarten unveränderte oder leicht steigende Umsätze. Vor allem die Bau- und Zulieferbetriebe rechnen in den Wintermonaten mit Umsatzeinbußen.

Beschäftigte: Kurzarbeit wegen einem Mangel an Aufträgen auf der einen, fehlendes Personal durch Kinderbetreuung oder Quarantäne auf der anderen Seite erschwerten die Situation in den zurückliegenden Monaten. Trotzdem hat der überwiegende Teil der Befragten seine Belegschaftsgröße unverändert gelassen. Das derzeitige Halten der Fachkräfte wird auch durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld möglich. Zwölf Prozent der Betriebsinhaber stellten zusätzliche Mitarbeiter ein. Im vierten Quartal planen vier Prozent der Befragten Neueinstellungen. Hingegen rechnen neun Prozent mit einem Abbau der Beschäftigtenzahlen. Damit ist die Beschäftigungssituation bei den Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Südthüringen insgesamt stabil.

Investitionen: Die Investitionsbereitschaft ist im Berichtszeitraum in allen Bereichen zurückgegangen. Die Investitionspläne werden möglicherweise belastet, weil die Unternehmen Liquidität sichern wollen und für Investitionen zurückgelegte Gelder deshalb vorerst nicht anrühren. Andererseits dürfte das anhaltende Niedrigzinsumfeld die Investitionsentscheidungen noch begünstigen. Aus diesen Gründen hat ein Drittel der befragten Handwerksunternehmen seine Investitionssummen verringert. Trotzdem meldeten 13 Prozent der Befragten eine Erhöhung ihrer Investitionstätigkeit.

Die Ein- und Verkaufspreise sind nur sehr moderat angestiegen. 19 Prozent der Unternehmen konnten ihre Preise für Produkte und Leistungen anheben, 39 Prozent verzeichneten gestiegene Einkaufspreise. Tendenziell weiter aufwärtsgerichtet sind die Preise in den Bau- und Ausbauhandwerken.

Fazit: Auf Grund der zahlreichen und milliardenschweren staatlichen Hilfspakete zur Stabilisierung der Wirtschaft sehen sich die Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Südthüringen derzeit noch gut aufgestellt. Die sogenannte Soforthilfe für kleine und mittlere Unternehmen zur Überbrückung von akuten Liquiditätsengpässen und das Instrument der Kurzarbeit wurden von zwei Dritteln der Handwerksunternehmen genutzt und damit die Unterstützungsmaßnahmen des Staates in Anspruch genommen. Im Verarbeitenden Gewerbe hat fast die Hälfte der Befragten Kurzarbeit beantragt. Im Bau- und Ausbauhandwerk haben vergleichsweise viele Unternehmen auf Hilfspakete verzichtet, weil die Betriebe weniger stark von den Corona-Folgen betroffen waren.

Von 1.500 befragten Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Südthüringen beteiligten sich 448 an der Konjunkturumfrage im dritten Quartal 2020. Die Handwerkskammer Südthüringen dankt für die Mitwirkung.

Anzeige
Anzeige