Tag der Deutschen Einheit: Eisenach feiert den 3. Oktober mit Freunden aus Marburg Erinnerung an die Wendezeit vor 30 Jahren

Den Tag der Deutschen Einheit feiert Eisenach auch in diesem Jahr gemeinsam mit seiner hessischen Partnerstadt Marburg. Oberbürgermeisterin Katja Wolf lud die Marburger Freunde zu einer Feierstunde in die Predigerkirche des Thüringer Museums Eisenach ein. In ihren Festreden würdigen Katja Wolf und Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies den 30. Jahrestag der friedlichen Revolution und des Falls der innerdeutschen Grenze.

„Die Ereignisse damals waren auch für diejenigen kaum zu fassen, die sich mitten im Geschehen befanden. Zeitzeugenberichte geben Eindrücke wieder zwischen Verwunderung und Entschlossenheit. Es erhob sich im wahrsten Sinne eine Menge und geriet in eine Bewegung, die nicht mehr aufzuhalten war“, sagte Katja Wolf und zitierte die Eisenacher Schriftstellerin und Journalistin Margot Friedrich, Mitbegründerin des Demokratischen Aufbruchs, die in ihrem „Eisenacher Tagebuch der Revolution“ schrieb: „Es ist schon komisch: wir machen hier so eine Art Revolution nach siebzehn Uhr. Die Leute gehen arbeiten, dann zum Friedensgebet, … Eine Revolution nach Feierabend. Wir sind und bleiben eben ordentliche Leute.“

Die Eisenacher Oberbürgermeisterin schlug einen Borgen vom ersten Runden Tisch der Wendezeit und den machtvollen Demonstrationen über die Bedeutung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche für die Menschen, die oftmals von Ich-AG, ABM-, Ein-Euro-Job und Hartz-IV-Gängelei geprägt wurden, bis zum Erstarken der neuen Rechten in der jüngsten Zeit. Katja Wolf verwies auf die aktuell neue gesellschaftliche Zerreißprobe und betonte: „Aktuell missbraucht die extreme Rechte die geschichtlichen Erfolge und Intentionen der Friedlichen Revolution von 1989. Sie proklamieren „Wir sind das Volk“ und zielen zugleich auf den gesellschaftlichen Rollback. Mit Sicherheit war das nicht die Intention derer, die im Herbst 1989 im gesellschaftlichen Dialog die Wende erstritten haben.“

„Wir Eisenacher und Marburger sind in den 31 Jahren ganz eindeutig zusammengewachsen“, stellte Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zu Beginn seiner Festrede fest. Er erinnerte daran, dass im geteilten Deutschland oftmals Ostdeutschland ganz weit weg und nicht richtig real war. „Wir kannten das andere Land nicht, hatten keine Ahnung, was in der DDR Normalität war“, erinnerte er sich. „Und wir haben nur sehr oberflächlich registriert, welch ungeheure Leistung die Menschen in der DDR in der Wendezeit vor 30 Jahren vollbracht haben.“ Dr. Spies ist überzeugt, dass „wir alle viele Erfahrungen und Werte teilen, aber wir hätten auf allen Ebenen mehr miteinander sprechen müssen“. Es gehe darum, sich fair und mit Respekt zu begegnen und die Lebensleistung der anderen zu achten. „Eine Partnerschaft, wie die zwischen Eisenach und Marburg, ist das Beste, was wir für das Zusammenwachsen tun können“, betonte der Marburger Oberbürgermeister zum Abschluss.

Im Anschluss an die Festreden gab Museumsleiterin Dr. Annika Johannsen einen Einblick in die Geschichte der Predigerkirche, die im 13. Jahrhundert zu Ehren der Landgräfin Elisabeth kurz nach ihrer Heiligsprechung errichtet wurde, und in die „Sammlung mittelalterliche Kunst“ des Thüringer Museums. Die Dauerausstellung zeigt Skulpturen aus Holz, Altäre von Mittelalter bis Barock, Gemälde auf Holz und auf Leinwand aus der Zeit vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Teilweise wurden die Objekte dem Thüringer Museum übereignet, teilweise verwahrt und präsentiert das Museum sie als Leihgaben verschiedener katholischer und evangelischer Kirchgemeinden oder anderer Museen.

Nach dem offiziellen Empfang nutzten die Gäste den Besuch, um die Ausstellungen in der Predigerkirche zu besichtigen. Neben der Dauerausstellung „Sammlung mittelalterliche Kunst“ präsentiert dort der Eisenacher Kunstverein zurzeit die Jubiläumsausstellung „Willi Langenhan, 1919-2019 – Retrospektive zum 100. Geburtstag“.

Die Festveranstaltung wurde musikalisch begleitet von Vincent Scheid (Klavier), Friederike Schliewe (Gitarre) & Corbinian Schlegelmilch (Gitarre) von der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ sowie von Angelika Blezinger (Klavier).

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