Thüringen muss Naturschutzrecht konsequent umsetzen

Forderungen des NABU Thüringen zum Umgang mit Schutzgebieten im Wald

Der NABU Thüringen stellt heute seine Forderungen zum Umgang mit Schutzgebieten im Wald vor. Immer wieder kam es in den letzten Jahren zu gravierenden Eingriffen in diesen Gebieten. Die Naturschützer fordern von den verantwortlichen Akteuren, die rechtlichen Rahmenbedingungen vor allem in Natura 2000-Gebieten und Naturschutzgebieten in Wäldern konsequent umzusetzen.

Dirk Hofmann, Forstexperte und stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Thüringen, appelliert an die Landesregierung, dafür zu sorgen, dass bei geplanten forstwirtschaftlichen und infrastrukturellen Maßnahmen in geschützten Biotopen, Naturschutzgebieten und Natura 2000-Gebieten im Wald einheitlich und verpflichtend eine Eingriffs- und Verträglichkeitsprüfung nach dem Bundesnaturschutzgesetz durchgeführt wird.

Im Rahmen des Verfahrens müssen außerdem anerkannte Naturschutzverbände konsultiert und zur Stellungnahme berechtigt werden, sagt Dirk Hofmann.

Der NABU Thüringen fordert des Weiteren, beim Umgang mit Schutzgebieten im Wald, die Holznutzung und sonstige forstliche Eingriffe auf ein Minimum zu reduzieren, Totholz und Biotopbäume verstärkt zu fördern und kontinuierlich die Schutzgüter und -ziele in diesen Gebieten zu überprüfen. Zudem müssen die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Schutzziele umzusetzen. Um dies zu erreichen, müssen sich das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz um gemeinsame Lösungen bemühen.

Der Zusammenbruch unserer Wälder ist mittlerweile für jeden sichtbar und spürbar. Nicht nur die Klimaaufheizung, sondern auch eine fehlgeleitete Forstpolitik, welche die Holznutzung in den Vordergrund stellt, sind für die entstandenen Schäden verantwortlich. Gemeinsam müssen wir Strategien zur Bewahrung unserer Wälder entwickeln, welche die dramatischen Klimaentwicklungen und den Erhalt von immer seltener werdenden Arten und ihren Lebensräumen berücksichtigen. In den Waldschutzgebieten kann mit der Arbeit begonnen werden, da dort der Naturschutz vor wirtschaftlichen Interessen Vorrang hat. Auf diese Weise schaffen wir heute die Möglichkeit, dass auch unsere Kinder und kommende Generationen unsere Wälder noch erleben können, sagt Dirk Hofmann vom NABU Thüringen.

Hintergrund
Dürre, Borkenkäfer, Unwetterereignisse und Brände setzen unseren Wäldern immer mehr zu. Die größten Schäden haben artenarme Monokulturen mit Fichten- und Kiefernbeständen zu verzeichnen. Die Gründe für den sich ausweitenden Zusammenbruch von Wäldern sind jedoch nicht allein in der Klimaerwärmung zu sehen, sondern auch in einer seit rund 200 Jahren auf Nadelholz fixierten Forstpolitik. Der stetig steigende Holzbedarf und forstliche Maßnahmen beeinträchtigen immer mehr Wälder. In den vergangenen beiden Jahrzehnten waren davon insbesondere Schutzgebiete im Wald betroffen.
Viel zu oft steht die konsequente Umsetzung des Schutzes geschützter Lebensräume und Arten, hinter den Interessen forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung zurück. Dazu zählen aus Sicht des NABU Thüringen zum Beispiel einige Maßnahmen auf dem Ettersberg bei Weimar, der Kahlschlag des Pappelwäldchens bei Pferdingsleben (Landkreis Gotha), die massiven Einschläge im Mittelgrund bei Ruppersdorf (Saale-Orla-Kreis) und die seit Jahren dokumentierte intensive Holzernte im Tautenburger Wald im Saale-Holzland-Kreis sowie im Behringer Holz im Wartburgkreis.

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