Thüringer Städte feiern Franz Liszt

«Jetzt ist es mir lieb, zuerst an Weimar zu denken, meinen Fixstern, dessen wohltuende Strahlen meinen weiten Weg beleuchten», schreibt Franz Liszt an den Großherzog Carl Alexander – zwei Jahre bevor er sich in Weimar niederlässt. Nicht nur Weimar verhalf der geniale Musiker im 19. Jahrhundert zu neuer Blüte – auch in Sondershausen, Eisenach, Meiningen sowie Erfurt und Jena wirkte er als Lehrer, Dirigent, Pianist und Musikorganisator.

Das Thüringer Themenjahr würdigt Liszts Wirken und bereichert mit dem hochkarätigen Konzert- und Ausstellungsprogramm das Kulturjahr. „Das Liszt-Jahr ist die Chance zur Wiederentdeckung eines ganz selbstverständlich europäischen Musikerlebens als Vorbild: Jenseits der Sprachen und Nationen hat sich dieser Mann bewegt, getragen von einem Freiheitssinn, der seiner Zeit weit voraus war“, betont Christoph Stölzl, Historiker und Präsident der Hochschule für Musik «Franz Liszt» in Weimar.

Im Zentrum von Liszts Wirkens stand Weimar – 30 Jahre lang. Der europäischen Dimension seiner Persönlichkeit, dem Interpreten und seiner in Weimar verwirklichten Kunstprojekte ist die Landesausstellung Thüringen «Franz Liszt – Ein Europäer in Weimar» vom 26. Juni bis 31. Oktober 2011 gewidmet. Die Eröffnung des restaurierten Liszt-Museums am 21. März ist nach dem offiziellen Festakt am 16. Februar der zweite Höhepunkt des Lisztjahres. Das Liszt-Denkmal und die Altenburg gehören neben dem Museum zu den Erinnerungsstätten – sie sind eingebettet in spezielle Liszt-Programme.

«Überlisztet?» – ein Thüringer Festival fast vom 18. Juni bis 9. Juli eine Fülle von Veranstaltungen zusammen – täglich gibt es in diesem Zeitraum in den beteiligten Städten vor allem Konzerte, aber auch Vernissagen und Vorträge – einer der besten Reisezeiträume für Liszt-Fans, die sich bereits von allen Kontinenten angekündigt haben. Spezielle Führungen auf den Spuren Liszts und andere touristische Programme in den einzelnen Städten erleichtern die Entdeckungsreise auf den Spuren des Musikers.

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Sondershausen wird während der Thüringer Schlossfestspiele am 8., 11. und 18. Juni Liszts einzige Oper «Don Sanche oder das Schloss der Liebe», die er bereits mit 13 Jahren komponierte, als Produktion des Theater Nordhausen und des Sondershausener Loh-Orchesters aufführen. Zwei Ausstellungen «Musik und Architektur: Liszt und Scheppig in Sondershausen» sowie «Liszt und seine musikalischen Zeitgenossen» begleiten das Liszt-Jahr ab 18. Juni in der nordthüringischen Stadt.

Inspiriert von den Fresken von Moritz von Schwindts auf der Wartburg in Eisenach schuf Franz Liszt das Oratorium «Die Legende von der Heiligen Elisabeth», die glanzvoller Höhepunkt der Feier zum 800. Jubiläum der Wartburg wurde. Liszt verfolgte über Jahre die Wiederherstellung der Wartburg. Auf seinen Vorschlag hin erhielt der Festsaal Mitte des 19. Jahrhunderts die trapezförmige Kassettendecke zur Verbesserung der Akustik. Vom 4. Mai bis 1. Oktober ist auf der Wartburg die Sonderausstellung «Franz Liszt und die Wartburg» zu sehen.

Die persönlichen und künstlerischen Beziehungen Liszts zu Meiningen sind mit dem Namen Hans von Bülow verbunden, der die Meininger Hofkapelle von 1880-85 leitete und zu einem der besten Orchester Europas machte. Liszts Tochter Cosima war in erster Ehe mit Bülow verheiratet. Bülow, Brahms, Liszt, Wagner – der Herzog von Meiningen und seine Frau Helene wurden immer wieder zu Mittlern zwischen den Familien und den künstlerischen Standpunkten. Eine neue Ausstellung zur Meininger Musikgeschichte «Meiningen – Musenhof zwischen Weimar und Bayreuth» wird am 23. Juni in Schloss Elisabethenburg eröffnet. Die Meininger Hofkapelle spielt am 23. Juni im Englischen Garten zu einer «Ungarischen Nacht» auf.

Mehrfach gastierte Franz Liszt im Erfurter Kaisersaal. Aufgrund der besonderen Beziehung zur Heiligen Elisabeth wird im Liszt-Jahr 2011 das erfolgreichste geistliche Werk des berühmten Komponisten „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“ vom MDR-Chor und dem ungarischen Sinfonieorchester im Erfurt Dom St. Marien aufgeführt. Ein weiterer Höhepunkt ist der Internationale Bach-Liszt Orgelwettbewerb vom 22. August bis 5. September mit zahlreichen Konzerten und Stars der Orgelmusik in den Erfurter Kirchen.

Schon 1842 verlieh die Stadt Jena Franz Liszt die Ehrenbürgerwürde. An seinem 200. Geburtstag am 22. Oktober lädt die Jenaer Philharmonie zu einem Konzert mit seinen Orgelwerken ins Gewandhaus Leipzig ein. Sowohl in Leipzig als auch in Jena ist zur Wiederholung des Konzerts am 26. Oktober im Volkshaus der Starorganist Oliver Latry von Notre Dame Paris zu Gast. Zum Fulldome Festival im Zeiss-Planetarium Jena am 14. und 15. Mai ist die experimentierfreudige internationale FullDome-Szene aufgerufen, den Himmel über Liszt zu interpretieren. Mit Kompositionen von Franz Liszt als Grundlage werden sie Musikvisualisierungen für das Fulldome Medium produzieren. Die innovativsten «VisualLiszt Award-prämierten Beiträge werden vom 18. Juni bis 3. Juli im Zeiss-Planetarium täglich als Ganzkuppelprojektionen zu sehen und zu hören sein.

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