Tourismus bricht im ersten Halbjahr ein: 55 Prozent weniger Gäste in Eisenach

Gewerkschaft: Kurzarbeit für Qualifizierungsoffensive nutzen

Corona sorgt für Tourismus-Einbruch: Im ersten Halbjahr haben rund 44.600 Gäste Eisenach besucht – das sind 55 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 54 Prozent auf etwa 76.300 (Beherbergungsbetriebe ohne Campingplätze). Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes.

Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt. Erst mussten Hotels, Pensionen, Kneipen und Restaurants über viele Wochen ganz schließen. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an, sagt Jens Löbel, Geschäftsführer der NGG-Region Thüringen.

Unter der Situation litten aber nicht nur die Unternehmen.

Die Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch. Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf nehmen – in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt, betont Löbel.

Nach dieser „Durststrecke“ blickten viele Beschäftigte nun mit Sorge auf die Herbst- und Wintersaison. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe in Eisenach rund 1.200 Menschen.

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Allerdings habe die Kurzarbeit bislang einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern können. Dank staatlicher Hilfen sei eine Pleitewelle im Gastgewerbe ausgeblieben.

Die Gewerkschaften haben sich in Berlin seit Beginn der Pandemie für das Kurzarbeitergeld starkgemacht und auch durchgesetzt, dass es bis Ende nächsten Jahres verlängert wird. So kommen Beschäftigte und Betriebe besser durch diese schwere Zeit, sagt Löbel.

Entscheidend sei zudem, dass die Leistung nach sieben Monaten auf 80 Prozent des Nettoverdienstes (für Eltern 87 Prozent) ansteige.

Am Ende steht fest: Jeder Kurzarbeiter ist ein möglicher Arbeitsloser weniger.

Die Gewerkschaft NGG appelliert nun an die Unternehmen, die Kurzarbeit für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu nutzen.

Wer wegen Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkeit einer beruflichen Weiterbildung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel, der in Hotels und Restaurants unabhängig von der Pandemie eklatant ist. Und Beschäftigte können einen Schritt auf der Karriereleiter machen – etwa von der Küchenhilfe zur Köchin, vom Restaurantfachmann zum Hotelfachmann, unterstreicht Löbel.

Zudem müssten Beschäftigte auch im Gastgewerbe für die Digitalisierung fit gemacht werden. Hier berge die Krise eine große Chance. Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts waren im August bundesweit 377.000 Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes in Kurzarbeit – das ist gut jeder dritte Arbeitnehmer (34 Prozent). Dabei sind die vielen Minijobber der Branche nicht mitgerechnet. Sie haben keinen Anspruch auf das Lohnausfallgeld. Insbesondere Tagungshotels sollten sich besser für das digitale Zeitalter aufstellen. Angesichts der Flaute im Event-Betrieb müssten neue Formate wie Online-Übertragungen entwickelt werden. Auch das W-LAN sei vielerorts noch ausbaufähig.

In der gesamten Wirtschaft lag der Anteil der Kurzarbeitenden zuletzt bei 14 Prozent. Während des Lockdowns zwischen Anfang März und Ende April wurde laut Arbeitsagentur für neun von zehn sozialversicherungspflichtige Beschäftige im Gastgewerbe Kurzarbeit beantragt.

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