Unternehmensnachfolgen immer schwieriger

Trend auch im Kammerbezirk der IHK Erfurt

Im ganzen Land haben Seniorchefs kurz vor dem Ruhestand große Probleme, für das eigene Unternehmen eine geeignete Nachfolge zu finden. Auf einen Übernahmeinteressenten kommen 3,4 Betriebe, die zur Nachfolge anstehen – so lautet ein Ergebnis aus dem aktuellen Report Unternehmensnachfolge 2023, den die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) kürzlich vorgestellt hat. Auch Daten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt sind darin eingeflossen.

Im Bezirk der IHK Erfurt, der Nord-, Mittel- und Westthüringen umfasst, ist jährlich mit rund 400 Unternehmensübergaben zu rechnen. Nur noch 30 Prozent der Unternehmer können ihren Betrieb an ein Familienmitglied übergeben, mit weiterhin rückläufigen Zahlen. Vor einiger Zeit lag dieser Wert noch bei 40 Prozent. Die Suche nach einem Unternehmensnachfolger außerhalb der eigenen Familien betrifft somit immer mehr Betriebe.

Auf dem Weg zur erfolgreichen Nachfolge stellt sich der Mangel an geeigneten Nachfolgekandidaten als eine der größten Hürden dar, denn: Zahlreiche Unternehmer erreichen in Kürze das Ruhestandsalter, während es für die angebotenen Unternehmen jedoch immer weniger übernahmewillige Personen in gründungsaktiven Jahrgängen zwischen 18 und 40 Jahren gibt – eine Entwicklung, die dem demografischen Wandel geschuldet ist. Die ausgeprägte Nachfolgelücke führt dazu, dass selbst bei aktivem Engagement durch die Firmenchefs die Übergabe oftmals nicht gelingt.

Die IHK Erfurt begegnet dieser Herausforderung unter anderem mit einem umfassenden Beratungsangebot und mit dem „Nachfolge-Club“, der qualifizierte Übernahmeinteressierte mit Unternehmern mit Übergabewunsch zusammenbringt.

Neben unseren Leistungen braucht es natürlich auch willige Nachfolger mit Lust auf Verantwortung, Leistungsbereitschaft und etwas Mut. Es muss frühzeitig, d.h. möglichst schon in der Schule, vermittelt werden, wie sinnstiftend eine selbständige Tätigkeit sein kann. Und wir müssen verinnerlichen, dass wirtschaftlicher Wohlstand nicht von allein entsteht, sondern vor allem durch Engagement und Einsatzwillen, betont IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch.

Im Nachfolgereport der DIHK werden auch die Gründe für die Abgabe des Betriebes hinterfragt: Bei 72 Prozent der Unternehmen im IHK-Bezirk Erfurt (Bundesweit: 76 Prozent) geben Altersgründe den Ausschlag, sich mit der Unternehmensnachfolge zu befassen. Wirtschaftliche Gründe veranlassen hierzu sechs Prozent (Bundesweit: elf Prozent). Acht Prozent (Bundesweit: zehn Prozent) geben persönliche Gründe für die Übergabe des Unternehmens an. Genannt werden hier insbesondere Krankheit und Todesfälle sowie Änderungen im persönlichen oder familiären Umfeld oder eine berufliche Neuorientierung.

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