Waldzustandsbericht 2020: „Unsere Hauptaufgabe ist eine artenreiche Wiederbewaldung“

Die Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre führten zu einem Schadholzaufkommen in Thüringens Wäldern von bisher unbekanntem Ausmaß. Auf vielen Waldflächen sind Kahlflächen entstanden. Waldböden sind teilweise bis in tiefere Schichten ausgetrocknet und die Bäume leiden unter latentem Wassermangel. Dadurch schwinden die Abwehrkräfte gegen Schädlinge.

Die Ergebnisse des Waldzustandsberichts 2020 sind besorgniserregend. Die starken Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald sind offensichtlich. Das können wir alle beim Waldspaziergang beobachten, sagt Thüringens Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff zum aktuellen Waldzustandsbericht. Mit unserem ‚Aktionsplan Wald 2030ff.‘ ergreifen wir erfolgreiche Gegenmaßnahmen, die Waldschäden zu beheben und unsere Wälder für künftige Generationen zu erhalten.

Basierend auf einem flächenrepräsentativen Stichprobennetz, wurden auch in diesem Jahr bei der bundesweiten Waldzustandserhebung rund 8.250 Waldbäume in ganz Thüringen begutachtet. Anhand der Kronenverlichtung, sprich des eingeschätzten Verlustes an Nadel- bzw. Blattmasse, wird die Vitalität der Bäume abgeleitet.

Im Ergebnis betrug die mittlere Kronenverlichtung 32,6 Prozent und ist somit auf dem höchsten Stand seit 1991. Nur 15 Prozent der Stichprobenbäume in Thüringen konnten als gesund bewertet werden. Das entspricht dem Vorjahreswert. 30 Prozent weisen leichte Vitalitätsverluste auf, was zwei Prozent weniger sind als 2019. Dafür wurden 55 Prozent der Bäume als deutlich geschädigt eingestuft und somit zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Nahezu alle Baumarten haben gegenüber dem Dürrejahr 2019 nochmals an Vitalität verloren.

Der Waldzustandsbericht zeigt, dass der Klimawandel die forstpolitischen Erfolge der vergangenen Jahre bedroht. Denn trotz der aktuellen Situation möchte ich daran erinnern, dass der Wald in Thüringen in den letzten 30 Jahren laubbaumreicher, gemischter, älter, holzvorratsreicher und naturnäher geworden ist, so Hoff.

Die Ergebnisse des aktuellen Waldzustandsberichtes zeigen, dass sich die meisten Baumarten nicht schnell genug an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Steigende Temperaturen, lange Trockenheit, verlängerte Vegetationsperioden, Massenvermehrungen forstlicher Schaderreger und Schadstoffbelastungen stressen die Waldökosysteme erheblich.

Trockenheit und Borkenkäferbefall führen zu Waldschäden, die das Waldbild in Thüringen verändern werden und sich unterschiedlich stark auf alle Waldfunktionen auswirken, sagte Minister Hoff.

Langfristig bliebe es oberstes Ziel der Landesregierung, den Waldumbau mit allen Kräften voranzubringen und artenreiche Waldbestände unterschiedlichen Alters zu entwickeln. Neben zahlreichen heimischen Baumarten seien für klimatolerante Mischwälder auch nichtheimische Baumarten geeignet.

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Der Minister verweist auch auf die gute Zusammenarbeit des Ministeriums mit der Landesforstanstalt und den Waldbesitzenden.

Die Forstleute und Waldbesitzenden leisten in dieser schwierigen Situation eine enorm gute Arbeit. Wir unterstützen die Landesforstanstalt und die Waldbesitzer bestmöglich dabei, Schäden zu bewältigen und klimastabilere und risikoärmere Mischwälder zu etablieren. Seit Mitte 2018 wurden 1,2 Millionen Setzlinge gepflanzt, die Landesforstanstalt erhält ab 2021 für den aufgrund des Klimawandels notwendigen Waldumbau jährlich 11 Millionen Euro zusätzlich und wir fördern die Waldbesitzenden mit rund 20 Millionen Euro. Wir sind auf einem guten Weg, stehen aber vor einer Generationenaufgabe, sagte Hoff. Es liegt auch bei der gesamten Gesellschaft, mit klimafreundlichen Maßnahmen in allen Lebensbereichen Schadstoffe in Luft und Böden zu vermeiden, um den Umweltdruck auf die Wälder zu verringern. Die Wälder für den Klimawandel zu wappnen, ist eine der wichtigsten Daseinsaufgaben von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Zustand bei den wichtigsten Baumarten

Fichte: Der Zustand der Fichte hat sich weiter verschlechtert. Die mittlere Kronenverlichtung ist in den letzten drei Jahren weiter gestiegen und erreicht mit 28,7 Prozent ein neues Rekordniveau. Rund 44 Prozent aller Fichten weisen starke Vitalitätsverluste auf, nur noch 24 Prozent sind gesund.

Kiefer: Der durchschnittliche Verlust an Nadelmasse von 34 Prozent ist der bislang höchste Wert seit Erhebungsbeginn. Starke Vitalitätsverluste sind bei 63 Prozent aller Kiefern gemessen worden. Die Trockenschäden und der Insektenbefall haben bei der Kiefer weiter zugenommen.

Buche: Der Zustand der Buche hat sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, ihr mittlerer Blattverlust ist auf 36,8 Prozent gestiegen. Nur noch 5 Prozent aller Buchen gelten als gesund, rund 68 Prozent hatten starke Vitalitätsverluste.

Eiche: Der Zustand der Eichen hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschlechtert. Mit einer mittleren Kronenverlichtung von 42,8 Prozent wird der höchste Wert seit Beginn der Waldzustandserhebung erreicht. Nur noch 3 Prozent der Eichen können als gesund eingestuft werden, rund 75 Prozent weisen starke Vitalitätsverluste auf.

Hintergrund: Die Waldzustandserhebung wurde in diesem Jahr in Thüringen zum 30. Mal durchgeführt. Seit 1991 wird jährlich an insgesamt rund 350 Aufnahmepunkten stichprobenartig der Kronenzustand unserer Waldbäume begutachtet. Die Ergebnisse werden im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha zusammengestellt und ausgewertet.

Nähere Informationen zum Zustand des Waldes in Thüringen finden Sie auf der Internetseite des TMILs: https://infrastruktur-landwirtschaft.thueringen.de/unsere-themen/forst-jagd-und-fischerei/forstwirtschaft-1

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