«Welches Kind trinkt schon zwei Schnäpse?»

Thüringens Innenminister Dr. Karl Heinz Gasser nahm den Fall eines 13-jährigen Jungen aus dem hessischen Fritzlar, der sich vergangenen Sonntag mit Wodka zu Tode getrunken hatte, zum Anlass, um vor den unterschätzten Gefahren im häufig zu sorglosen Umgang mit Alkohol zu warnen.

«Dieser Fall ist tragisch, ich warne aber davor, dies für einen Einzelfall zu halten. Es ist nicht abwegig, zu fragen, welches Kind oder welcher Jugendliche schon zwei Schnäpse trinkt. Genau das passiert, wenn junge Menschen zu Modedrinks wie Alkopops greifen», betonte Innenminister Dr. Karl Heinz Gasser in Erfurt. «In einer Limonade sind zwei Gläser Schnaps enthalten, das macht sie so gefährlich.» Der süße Geschmack, leuchtende Farben und auffällige Flaschendesigns verschleierten die hochprozentige Wirkung dieser alkoholhaltigen Mischgetränke und ließen zunehmend bei jungen Menschen die Hemmschwelle zum Alkoholkonsum sinken. Alkopops seien nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in der Altersgruppe der 14- bis 17-jährigen Jugendlichen die beliebtesten alkoholischen Getränke.

«Diese Entwicklung bereitet uns Sorge. Thüringen hat daher bereits im Februar dieses Jahres – und damit rund ein halbes Jahr vor Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes junger Menschen vor Gefahren des Alkohol- und Tabakkonsums – eine Initiative gegen den Alkoholkonsum Jugendlicher ins Leben gerufen», so Minister Dr. Gasser weiter. Insbesondere die Thüringer Polizei habe sich dieser Aufgabe sowohl unter präventiven als auch repressiven Gesichtspunkten angenommen.

Hierzu gehörten neben zielgruppenorientierten Schwerpunktkontrollen etwa bei Großveranstaltungen vor allem gezielte Aufklärungsaktivitäten über die Gefahren des Alkoholkonsums. Diese beinhalteten Vorträge durch Suchtbeauftragte im Rahmen der Lehrerfortbildung und in Elternabenden, regelmäßige Kontrollen von Jugendeinrichtungen durch Jugendbeamte, die Mitarbeit der Thüringer Polizeidirektionen in Arbeitskreisen «Gesetzlicher Jugendschutz», eine Wanderausstellung «Traum mit bösem Erwachen» (derzeit in Sondershausen zu sehen) und vieles andere mehr.

Innenminister Dr. Karl Heinz Gasser abschließend: «Diese Initiative werden wir mit Nachdruck auch im kommenden Jahr weiterverfolgen. Übermäßiger Alkoholgenuss schädigt nicht nur die Gesundheit – Alkohol macht auch aggressiv und ist ein großes Problem im Straßenverkehr.» Rund 23% aller Gewaltdelikte in Thüringen seien im vergangenen Jahr unter Alkoholeinfluß begangen worden, auch das Fahren unter Alkoholeinwirkung zähle – trotz des erfreulichen Rückgangs im Jahr 2003 – nach wie vor zu den Hauptunfallursachen.

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