Nachruf auf einen Werratal-Pionier

Die Werra hat keine schicken Uferpromenaden, in keiner Stadt, die sie durchfließt. Die Dörfer begrenzt sie und rundet sie ab wie die Kieselsteine, die sie seit Jahrtausenden mit sich schleppt. Sie fließt weit draußen in den Auen, die sie sich selbst geschaffen und mit ihrer Kiesfracht schön geweitet hat. Die Anwohner haben sie mit Brücken überwunden und zum Wirtschaften benutzt.

Einen solchen Fluss touristisch attraktiv zu machen verlangt Fantasie, Vision und Pioniergeist. Viele tapfere Bürgermeister haben diese Tugenden in den letzten Jahren gemeinsam entwickelt und einen Radweg geschaffen, der deutschlandweit seines gleichen sucht, in Zeiten, in denen man besser Straßen baut und Kindergärten erhält. Sie haben gleich noch die Wasserwanderstrecke aufgesattelt und dabei beträchtlich investiert. Das Gastgewerbe steht jedoch oft skeptisch daneben und wartet, dass die Zeiten noch besser und die Gäste noch zahlreicher werden.

Jens Horn war von Anfang an dabei, mit seinem kleinen Landhotel bei Eisenach von den großen belächelt. Er hat sich in Neuenhof angesiedelt und ist hier heimisch geworden, hat den Dorfgasthof ausgebaut, gekocht wie der Teufel und rasch festgestellt, dass Tourismus Gemeinschaftsarbeit ist.

Städtereisende waren seine Gäste nicht, eher Städtemüde, die aktiv ausspannen wollten, und auch die Rennsteigwanderer zogen von Hörschel aus rasch auf die Höhen des Thüringer Waldes, um ohne Verzug ihre ehrgeizigen Etappen zu schaffen. Jens Horn hat nach einer eigenen passenden Orientierung gesucht, sich umgeschaut und die Werra entdeckt.

Er hat auf die Radler gesetzt, sie bestens bewirtet, reichhaltig und ohne Umstände, und hat damit gewonnen. Er hat Bootstouren organisiert, die echte Abenteuer boten. Immer mehr und sich hat er eingesetzt, um keinen Gästewunsch unerfüllt zu lassen. Rasch kamen zu den Kanus auch die Flöße. Mit seinen Partnern hat er Reit- und Rad- und Kanukombitouren entwickelt. Die Burgen hat er eingebaut, um die besten Locations für seine Ritteressen zu schaffen.

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Allein war das nicht möglich, deshalb hat er ein Netzwerk organisiert: Er hat die Gäste geschickt gelenkt, um auch die Mitbewerber profitieren zu lassen. Er hat viele Neuenhofer, gerade die jungen, eingespannt und ihnen damit ausfüllende Aufgaben aufgetragen.

Bei keiner Werbeaktion hat er gefehlt und kein Inserat erschien von ihm, das nicht mit dem Werratal-Logo versehen gewesen wäre. Zur Grünen Woche im Jahr 2001 hat er mit Boot und Rad und Wanderbank das Werratal zwischen Gerstungen und Treffurt bestens gestaltet und ebenso vertreten. Er hat dem Werratal-Tourismus ein Gesicht gegeben und hat ihn wesentlich geprägt.

Am 17. Februar verstarb er mit 38 Jahren nach einer schweren Krankheit. Unser Verein, die Werratal Touristik e. V. wird ihn in lebendiger Erinnerung behalten. Seine Leistung wird fehlen, wenn die Werrataler Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird.

Friedrich Krauser
Vereinsvorsitzender

Heidi Brandt
Geschäftsführerin Werratal Touristik e. V.