Die Forderung nach Wolfsabschüssen täuscht Lösungen für Probleme vor

Bildquelle: Birgit Zwilling

Wolfssichtung südlich von Jena – Der NABU Thüringen fordert von der Landesregierung sachliches und lösungsorientiertes Handeln beim Umgang mit Wölfen und mehr Herdenschutz

Jena – Aktuell tauchen in Thüringen an verschiedenen Orten immer wieder Wölfe auf, kein Wunder bei einer durchschnittlich möglichen Laufleistung von 45 km pro Tag. So konnte auch am 16.02.2025 ein Wolf von einer automatischen Wildtierkamerafalle südlich von Jena fotografiert werden. Jägerin Birgit Zwilling, der das Nachweisfoto gelang, zeigt sich überrascht, dass nach dem Luchs und der Wildkatze auch der Wolf in ihrem Revier herumstreift. „Offenbar ist die Region im mittleren Saaletal so attraktiv für die schützenswerten Tiere, dass sie sich hier ein Stelldichein zu geben scheinen. Ich bin positiv erstaunt darüber, dass so viel Wildnis vor den Toren der Stadt Jena möglich ist. Wir müssen es offenbar nur zulassen und uns darauf einstellen“, so Birgit Zwilling.

Dieses Beispiel zeigt, dass zukünftig überall im ländlichen Raum Wölfe durchwandern und in geeigneten Revieren auch dauerhaft bleiben können. „In den Thüringer Wolfsgebieten haben sich die Bürgerinnen und Bürger zum großen Teil auf die Anwesenheit von Wölfen eingestellt. Bedenken und Ängste gibt es vor allem in den Gebieten, in denen die Tiere zum ersten Mal auftauchen“, sagt Silvester Tamás vom NABU Thüringen. „Dort ist es wichtig, sich sachlich mit der Ankunft der Wölfe auseinanderzusetzen und sich vor allem darauf einzustellen, seine Weidetiere ausreichend zu schützen. Dabei ist jede Weide anders zu betrachten und Schutzmaßnahmen müssen individuell angepasst werden.“

Die derzeitige Debatte in der Thüringer Landesregierung um den erleichterten Abschuss von Wölfen dient nach Ansicht des NABU Thüringen nicht der Akzeptanzförderung gegenüber Wölfen, sondern schürt unnötig Unmut und hilft weder den Weidetierhaltern beim Herdenschutz, noch löst sie deren wirtschaftliche und personelle Probleme. Der Abschuss von Wölfen wird für die Weidetierhalter nichts bringen, denn sie müssen ihre Herden trotzdem schützen und teilweise noch mehr, wenn zum Beispiel die Rudelstrukturen von Wölfen durch Abschüsse zerstört werden. Zudem zeigt sich aus der Erfahrung, dass die Übergriffe von Wölfen auf Weidetiere dort, wo flächendeckend Herdenschutzmaßnahmen entsprechend dem Mindestschutz eingesetzt werden, stark reduziert werden.

„Es braucht jetzt Menschen, die zeitnah aktiv auf die Weidetierhalter zugehen und mit ihnen über ihre Probleme reden, sie sachlich beraten und ihnen Hilfestellung bei der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen geben“, so Silvester Tamás. Das vom NABU Thüringen geforderte Herdenschutzzentrum für Thüringen kann hier wertvolle Dienste leisten.

Mehr zum Thema Wolf in Thüringen: www.NABU-Thueringen.de/wolf