Jede Kröte zählt – nicht nur im Geldbeutel

Bildquelle: Jonathan Fieber
NABU Thüringen: Frösche, Kröten, Molche und Unken starten in den Frühling – An Straßen mehr Rücksicht auf wandernde Amphibien nehmen – Grasfrosch erleidet starken Rückganng
Jena – Die wärmeren Temperaturen und der Wetterwechsel geben das Startsignal für die Amphibienwanderung in Thüringen. Erste Teichmolche wurden dem NABU schon Anfang Januar aus Günseroda im Kyffhäuserkreis und vereinzelte Erdkröten bei Eichelborn gemeldet. Die große Massenwanderung lässt allerdings, je nach Witterung und Lage, noch ein bisschen auf sich warten.
Ulrich Scheidt, der Sprecher des Landesfachausschusses für Herpetologie des NABU Thüringen, sagt: „Naturfreundinnen und Naturfreunde sind gerade dabei die ersten Amphibienzäune in verschiedenen Regionen aufzubauen. Danach beginnen sie mit ihrer täglichen Arbeit, Amphibien an den Zäunen abzusammeln und in Eimern über die Straße zu tragen. Dabei zählt jedes Tier, denn unseren Amphibien geht es schlecht. Zum Beispiel haben die Grasfrösche in den letzten Jahren einen regelrechten Bestandseinbruch erlitten.“ Als Gründe für den Rückgang von Amphibien wie dem Grasfrosch nennt der NABU Thüringen unter anderem die Intensivierung der Landwirtschaft, die Zerstückelung der Lebensräume, das Insektensterben und das große Sterben von Tieren im Straßenverkehr. Die Gefahren für Kröten und Co. können allerdings auf Thüringens Straßen verringert werden, so der Amphibienexperte Ulrich Scheidt. „Wir rechnen mit dem großen Ansturm der Amphibien, abhängig von der Witterung, Ende Februar oder Anfang März. Ein Kälteeinbruch kann die Wanderung allerdings jederzeit unterbrechen“, erklärt er.
Um den sinnlosen Tod von Amphibien auf den Straßen zu vermindern, bittet der NABU alle Jahre Autofahrerinnen und Autofahrer darum, in der Dämmerung vorsichtig bei Amphibienwechseln zu fahren, ohne jedoch andere Verkehrsteilnehmende zu gefährden. Überall, wo Kröten, Frösche, Molche und Unken unterwegs sind, ist Tempo 30 km/h eine gute Geschwindigkeit, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden. Denn bei mehr als 30 Stundenkilometern steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere allein durch den Strömungsdruck sterben, ohne vom Fahrzeug direkt berührt worden zu sein. Der entstehende Luftsog ist so stark, dass er die inneren Organe der Amphibien zum Platzen bringt. „Umsichtiges Fahren schützt auch die Freiwilligen, die die Amphibienzäune aufbauen und betreuen, bei ihrer Arbeit. Zumal die Einsätze oft in der Dämmerung stattfinden, wenn die meisten Tiere unterwegs sind“, so Ulrich Scheidt.
Hintergrundinfos zur Amphibienwanderung
Wo überwintern die Tiere?
Die meisten Amphibienarten überwintern in frostfreien Verstecken an Land. Dazu gehören Nagerbauten, Wurzelspalten, Erdlöcher und Erdspalten, Verstecke unter und in morschem Holz, unter Holz- und Laubhaufen und in Trockenmauern. Außerdem überwintern die Tiere in altem Mauerwerk, das Lücken aufweist, in Kellern, Schächten, Bergwerksstolle und Straßentunneln.
Es gibt auch einige Arten, welche direkt im Wasser überwintern: dazu gehören Wasserfrösche, und vereinzelt auch der Springfrosch, der Grasfrosch und einige unserer einheimischen Molche und deren Larven. Feuersalamanderlarven überwintern zum Beispiel häufig in geeigneten Gewässern. Die Überwinterung findet dann am Gewässergrund im Schlamm beziehungsweise Laub statt.
Wie überleben Amphibien den Winter?
Der Stoffwechsel wird heruntergefahren. Die Tiere sind aber durchaus mobil und in der Lage, bei milden Temperaturen ihr Versteck zu wechseln und auch Nahrung aufzunehmen. Ein schönes Beispiel ist die Winteraktivität der Bergmolche und Feuersalamander. Die sind auch im Winter bei milden Temperaturen je nach Örtlichkeit draußen bei der Futteraufnahme anzutreffen.
Wie lange dauert die Überwinterung?
Die Zeitspanne ist von Art zu Art unterschiedlich. Feuersalamander und Bergmolch kann man mancherorts das gesamte Jahr über beobachten, wenn die Nachttemperaturen mild sind. Generell überwintern die meisten unserer einheimischen Amphibien in der Zeit zwischen Oktober, wenn die ersten Nachtfröste auftreten, und Anfang Februar. Der Springfrosch gehört mit zu den ersten Amphibien, die man in seinem Laichgewässer bei der Laichablage antrifft.
Von welchen Faktoren ist der Start der Wanderung abhängig?
Der Start der Amphibienwanderung wird grundsätzlich durch ihre innere Uhr bestimmt. Weitere Faktoren sind die Außentemperatur und die vorherrschende Feuchtigkeit. Amphibien beginnen in der Regel in der Abenddämmerung bei Temperaturen ab etwa 6° C und feuchter Witterung zu wandern.