Mehr Luchse in Thüringen

Bildquelle: Birgit Zwilling – Luchsin NOVA wie sie durchs Saaletal streift.

Zum internationalen Tag des Luchses am 11. Juni 2025 fordert der NABU Thüringen mehr Schutz der Lebensräume im Grünen Herzen Deutschlands für Europas größte Wildkatze

Luchsmeldungen werden wieder häufiger in Thüringen. Sogar Mitteilungen über Nachwuchs gab es wieder im zurückliegenden Monitoringjahr 2024/25. Aktuell streifen etwa 15 ausgewachsene Luchse durch Thüringen. In ganz Deutschland dürften es maximal 160 ausgewachsene Tiere sein. Zum internationalen Tag des Luchses am 11. Juni 2025 fordert der NABU Thüringen die Landesregierung auf, mehr für den Schutz von potenziellen Lebensräumen des Luchses vor allem im Wald zu unternehmen. Waldbesitzende können etwas zum Luchsschutz beitragen und ihren Wald naturschonend bewirtschaften. Wer dies tut, kann sich beim NABU melden, um sich für eine Auszeichnung zum LuchsWald zu bewerben. Mittlerweile sind durch die Aktion 1.439 Hektar Wald in Thüringen zum LuchsWald geworden.

„So viele Luchse hatten wir noch nie. Mit gut 15 Luchsen im letzten Monitoringjahr, im Vergleich zum Monitoringjahr 2022/23, mit nur vier nachgewiesenen standorttreuen Luchsen, ist das ein tolles Ergebnis, über das man sich schon mal freuen kann“, sagt Silvester Tamás, der Koordinator des Luchsprojektes beim NABU Thüringen. „Wir erhalten mittlerweile aus ganz Thüringen Meldungen zu Luchssichtungen, sogar aus dem Weimarer Land und der Saaleregion. Das seit Anfang des Jahres aus Sachsen zugewanderte Luchsweibchen NOVA ist auch noch im mittleren Saaletal unterwegs. Das zeigt uns, welche Bedeutung der grüne Saalekorridor mit seinen zahlreichen Schutzgebieten zukünftig auch als Vernetzungslinie nicht nur für die kleinen Wildkatzen, sondern auch für deutlich größeren Luchse hat. Besonders wichtig ist vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit mit den ansässigen Jägerinnen und Jägern zum Thema Luchs. Regelmäßig werden uns durch Jagdausübende Meldungen von Luchsen weitergegeben und wir pflegen einen vertrauensvollen Austausch zu Fragen rund um das Thema.“

Der NABU Thüringen sieht die Entwicklungen hinsichtlich der Rückkehr der schönen Pinselohren auch Dank der laufenden Wiederansiedlungsbemühungen in Sachsen und Thüringen auf einem guten Weg. „Diese positiven Entwicklungen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir erst am Anfang einer noch sehr beschwerlichen Reise stehen“, so Tamás. Das große Ziel ist es, die Luchse in ganz Mitteleuropa langfristig in einer ständig im Austausch befindlichen Metapopulation zu vernetzen. Thüringen im Herzen Deutschlands und Europas, mit seinen waldreichen Mittelgebirgslagen, spielt hierbei eine zentrale Rolle. So sollen Luchse langfristig aus dem Harz im Norden über Thüringen in das Erzgebirge im Osten, den Bayerischen Wald im Süden und in die Rhön und die weiter westlich gelegenen Waldregionen zueinanderfinden – und umgekehrt. Thüringen soll als Lebensraum und Vernetzungsknotenpunkt für Luchse in ganz Deutschland und Mitteleuropa funktionieren. „Hierfür werden wir in Deutschland langfristig 600 bis 1000 Luchse benötigen, damit sich die Idee von der großen zusammenhängenden Luchspopulation langfristig auch ohne den Menschen weiterentwickeln kann“, sagt Silvester Tamás. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel, welches wir letztlich nur durch eine große Gemeinschaft zahlreich engagierter Projekte, Verbände, Institutionen und der Politik erreichen können.“ Entscheidend für das dauerhafte Überleben von Luchsen sind die Lebensraumvernetzung und der Schutz der Lebensräume. „Hier hoffen wir für die Zukunft auf mehr Sensibilität im Umgang mit unseren Schutzgebieten im Wald, insbesondere mit NATURA 2000-Gebieten, welche als Wiedervernetzungszonen im internationalen Kontext auch für Luchse unter Schutz gestellt worden sind.“

Besonders die geschützten Wälder dürfen laut NABU Thüringen nicht nur als Holzressourcen gesehen werden. Sie gelten als die letzten Rückzugsräume für zahlreich geschützte und bedrohte Lebensformen. Überdies speichern sie Wasser und Kohlenstoff, kühlen und reinigen die Luft und dienen uns Menschen als wertvolle Erholungsorte, in denen wir auch seltene Wildtiere wie den Luchs erleben können.

Durch die Aktion LuchsWald, die seit 2022 läuft, wurden durch den NABU Thüringen bereits 1.439 Hektar Wald und die dazugehörigen Waldbesitzenden ausgezeichnet. Davon profitieren neben dem Luchs auch zahlreiche andere Arten. Denn in LuchsWäldern ist es ruhig und beschaulich, hier hat der Schutz der Natur Vorfahrt. LuchsWälder dienen dem Luchs als sichere Wanderwege und störungsarme Rückzugsgebiete für die Aufzucht von Nachwuchs. Auch dieses Jahr zeichnet der NABU Thüringen wieder drei Waldgebiete als LuchsWald aus. Bewerben können sich alle Waldbesitzenden mit Liegenschaften in Thüringen, die entsprechende Kriterien für eine Auszeichnung in ihren Wäldern berücksichtigen.

Waldbesitzende, die sich für eine Auszeichnung ihres Waldes interessieren oder dafür bewerben möchten, können sich gerne beim NABU Thüringen melden. Weitere Infos unter: www.NABU-Thueringen.de/luchs

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