Mit kleinen Krebsen die Grundwasserqualität erforschen
Im Rahmen einer deutsch-griechischen Kooperation untersuchten zwei Forscherteams aus den UNESCO-Geoparks Inselsberg – Drei Gleichen in Thüringen und Chelmos Vouraikos in Griechenland gemeinsam mit den Universitäten Jena und Patras im Zeitraum vom April 2022 bis November 2023 verschiedene Höhlen. So wurden in Thüringen die Altensteiner Höhle in Bad Liebenstein, die Marienglashöhle in Friedrichroda und die Tropfsteinhöhle Kittelsthal und die „Cave of the Lakes“, eine einzigartige Schauhöhle mit 13 verbundenen unterirdischen Seen, auf der griechischen Halbinsel Peleponnes genau unter die Lupe genommen.
Es wurden auch diverse Höhlen und Bäche beprobt, die eine Rolle für die Höhlenseen spielen können. Die ersten Ergebnisse sorgten für viele Überraschungen unter den Forschern: In kleinen Teichen in den Tiefen der Tropfsteinhöhle Kittelsthal wurden einige Schalen von Ostrakoden gefunden, während in der Cave of the Lakes eine noch vielfältigere Fauna als erwartet mit mehreren Arten aus unterschiedlichen Lebensräumen beobachtet wurde. All dies deutet auf eine weitere Nutzung dieser Tiere als Umweltindikatoren hin, die sich in schwierigen Umgebungen als widerstandsfähiger als vermutet erwiesen haben. Die Forschung geht weiter und der nächste Besuch der griechischen Delegation ist für Februar 2024 in Thüringen bereits geplant.
Hintergrundinformationen:
Um die (Grund-)Wasserqualität in Zukunft nicht mehr mit einer Reihe teurer sowie chemischer Verfahren ermitteln zu müssen, erprobt ein Team aus griechischen und deutschen Wissenschaftlern einen neuen Ansatz: Sie untersuchen Sand aus Höhlenseen und -bächen auf winzige Krebse, sogenannte Ostrakoden.
Diese Krebse sind mit etwa 13.000 Arten weltweit in allen Gewässern verbreitet. Die einzelnen Arten sind an sehr verschiedene Lebensräume angepasst und kommen mit unterschiedlichen Umweltbedingungen zurecht. Wenn eine Art für eine Umgebung typisch und charakteristisch ist, spricht man von einer Indikatorart. Je nach ihrem Auftreten lässt sich auf naturnahe Gewässer oder eine verschmutzte Umwelt schließen. Es wurde aber nie untersucht, ob Ostrakoden zuverlässige Indikatoren für die Wasserqualität von Höhlenseen sein können und ein wissenschaftlicher Nachweis wäre eine große Hilfe für den Schutz dieser empfindlichen, vom Klimawandel bedrohten Wasserkörper.
Das Projekt ist ein erster Ansatz, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Höhlenostrakodenfaunen von Deutschland und Griechenland zu erfassen. Es ist die erste deutsch-griechische Kooperation zu diesem Thema und weltweit die erste, die zwei UNESCO Global Geoparks und zwei Universitäten verbindet. Sie besteht zwischen dem UNESCO Global Geopark Thüringen Inselsberg-Drei Gleichen, dem griechischen UNESCO Global Geopark Chelmos Vouraikos, der Universität Jena und der Universität Patras.