Neue Lebensräume bei Mihla für einen Froschlurch mit Herzaugen

Mihla, Naturschutzprojekt der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld (Trägerin: Wildtierland Hainich gGmbH) zur Schaffung von Habitaten für die Gelbbauchunke – den Froschlurch mit herzförmigen Pupillen und auffallend gelbem Bauch – in einem ehemaligen Kiesabbaugebiet bei Mihla abgeschlossen.

Bei Mihla im nördlichen Wartburgkreis befindet sich ein ehemaliges Kiesabbaugebiet. Der Abbau wurde bereits Anfang der 2000er Jahre eingestellt. Seitdem liegen die Flächen brach und wurden der Sukzession überlassen.

Bis 2016 kam die Gelbbauchunke hier noch vor. Ursprünglich besiedelte diese kleine Amphibienart Lebensräume, die durch Dynamik immer wieder neu entstanden, zum Beispiel in den Auen von Fließgewässern. Sie braucht daher besonnte Standorte mit Rohbodenflächen (also ohne Vegetation) mit kleinen, zeitweise wasserführenden Gewässern. Heute findet die Gelbbauchunke solche Bedingungen nur noch in Bergbaugebieten oder auf Truppenübungsplätzen. Endet die Nutzung der Flächen, verschwindet auch die Gelbbauchunke., erklärt Martin Burmeister, Mitarbeiter der Wildtierland Hainich gGmbH, der sich bereits seit 2017 intensiv mit dem Schutz der Gelbbauchunke in Westthüringen beschäftigt.

Ein Großteil der Flächen in dem Kiesabbaugebiet gehört weiterhin der Mitteldeutschen Hartstein- Kies- und Mischwerke GmbH und ist heute Bestandteil des europaweiten Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ (konkret: Fauna-Flora-Habitat (FFH) Schutzgebiet „Werra bis Treffurt mit Zuflüssen“). Die Maßnahmen zur Wiederherstellung des Unken-Lebensraums bestanden aus der Anlage von Rohbodenflächen und Kleingewässer und der Entnahme von einigen Gehölzen.

Um das Wasserhaltevermögen zu verbessern, haben wir einige der vorhandenen Gewässer mit Ton abgedichtet und insgesamt zehn Laichhilfebecken in den Boden einsetzen lassen. Eine ähnliche Maßnahme haben wir bereits 2018 in ca. 1 km Entfernung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mihla umgesetzt. Dort hat sich die Gelbbauchunke bereits wieder angesiedelt und vermehrt sich nachweislich auch regelmäßig., freut sich Martin Burmeister. Wir sind sehr optimistisch, dass die Gelbbauchunke auch diese neu angelegten Lebensräume in dem ehemaligen Kiesabbaugebiet in den nächsten Jahren wieder besiedeln wird., so Burmeister weiter.

Die Umsetzung erfolgte bis Ende Februar 2023. Es wurden rund 26.000 EUR investiert.

An dem Projekt waren auch der Flächeneigentümer und der ortsansässige Angelverein Mihla beteiligt:

Es freut uns, durch die Bereitstellung der Flächen einen Beitrag zum Schutz dieser so seltenen Amphibienart leisten zu können, sagt Dr. Pierre Schmieder, Abteilungsleiter für Genehmigungen und Qualitätssicherung bei der der Mitteldeutschen Hartstein- Kies- und Mischwerke GmbH.

Die Maßnahmen wurden mit dem Angelverein Mihla abgestimmt, da der angrenzende See durch den Verein fischereiwirtschaftlich genutzt wird.

Die Entnahme der Gehölze und die Rohbodenflächen wirken zwar erstmal etwas wüst, aber es hat uns sehr gefreut, dass wir in die Planung mit einbezogen wurden, sagt Christian Wagner, Vorstand des Angelvereins Mihla.

Hintergrund
Die Gelbbauchunke ist ein 3 bis 5 cm großer Froschlurch, der auf der Roten Liste in Thüringen als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft ist. Hauptgrund für den extremen Rückgang der Art sind die Zerstörung und der Verlust ihres Lebensraumes in der modernen Kulturlandschaft. Die Gelbbauchunke benötigt zur Ablage ihrer Eier und zur Entwicklung der Kaulquappen kleine, sich schnell erwärmende Gewässer, in denen keine Konkurrenzarten (andere Amphibien und Fische) vorkommen.
Das Projekt „Habitatmaßnahmen für die Gelbbauchunke (Bombina variegata) im FFH-Gebiet 111 ‚Werra bis Treffurt mit Zuflüssen‘ im Bereich des ehemaligen Kiesabbaugebiets bei Mihla“ wurde gefördert im Rahmen der Richtlinie des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen (NALAP).
Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld befindet sich in Trägerschaft der Wildtierland Hainich gGmbH, die auch das Wildkatzendorf Hütscheroda betreibt. In dem von der Station betreuten Gebiet im Nordwesten Thüringens (Landkreise Eichsfeld, Unstrut-Hainich und nördlicher Wartburgkreis) werden viele praktische Naturschutzprojekte initiiert und durchgeführt.
Natura 2000 ist das weltweit größte, grenzübergreifende Schutzgebietsnetz. Europaweit hat es den Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensräume zum Ziel. Neben dem behördlichen Naturschutz ist in Thüringen ein Netzwerk von zwölf Natura 2000-Stationen an dessen Umsetzung beteiligt. Ziel ist die Vermittlung zwischen behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft und der Bevölkerung vor Ort.
Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) hat die Natura 2000-Stationen eingerichtet und fördert diese. Seit 2019 ist das Netzwerk der Natura 2000-Stationen im Thüringer Gesetz zur Neuordnung des Naturschutzrechts (vom 30. Juli 2019) gesetzlich verankert und somit fester Bestandteil des Naturschutzes in Thüringen. Informationen zum Netzwerk unter www.natura2000-thueringen.de.

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