Rettungsaktion für Muscheln

Auf Initiative verschiedener Angelvereine und der Unteren Naturschutzbehörde Wartburgkreis wurden Mitte September bei Vacha rund 500 Exemplare der Gemeinen Teichmuschel geborgen. Diese Art kommt regelmäßig und natürlicherweise auch in Flüssen vor. Die Muscheln wurden vom trockengefallenen Uferbereich der Werra abgesammelt und in das für sie sichere Restgerinne der Werra verbracht. Der Pegel war um 1 bis 1,5 m gesunken. Ursache für das Niedrigwasser war eine Stauabsenkung am Wehr in Philippsthal in Hessen. Dort erzeugt der private Betreiber Strom und musste die Anlage warten. Er zeigte die dafür nötige Stauabsenkung bestimmungsgemäß bei den relevanten Institutionen an. „Trotzdem ist auf Thüringer Seite in der Informationskette etwas schief gelaufen und die Meldung ist nicht rechtzeitig bei der Unteren Naturschutzbehörde angekommen“, so Umweltamtsleiter Dr. Ulrich Feder. Die Gemeine Teichmuschel ist nach derBundesartenschutzverordnung besonders geschützt. „Darum ist die Untere Naturschutzbehörde hier zügig gemeinsam mit dem Muschelexperten Rolf Kleemann aus Nordhausen und Vertretern der Angelvereine bzw. des Fischereiwesens tätig geworden. Es ging darum, möglichst schnell Hilfe zu leisten und die Tiere vor Austrocknung bzw. etwaigen ersten Frösten zu schützen. Auch der Betreiber des Wehres hat zwei Mitarbeiter zur Unterstützung der Aktion abgestellt“, so Feder weiter, und: „Ein Internetaufruf in Anglerkreisen hat eine relativ hohe Zahl an spontanen Helfern mobilisiert. Das Landratsamt Wartburgkreis dankt allen Unterstützern dieser erfolgreichen Rettungsaktion!“

Niemandem war die Population der Gemeinen Teichmuschel vor Ort vorher bekannt, selbst  der Muschelexperte war überrascht: „In den 90er Jahren wurden am betreffenden Werra-Abschnitt nur leere Schalen, aber keine lebenden Muscheln gefunden und neuere Nachweise gab es nicht“, so Rolf Kleemann. „Diese Bergungsaktion hätte also auch stattfinden müssen, wenn in der Informationskette nichts schief gelaufen wäre. Immerhin wissen wir nun um einen ansehnlichen Bestand bei Vacha. Allein im abgesuchten Uferbereich schätze ich die Populationsdichte auf etwa 1 Tier pro qm“, ergänzt der Experte. 90 % der geborgenen Tiere hätten noch gelebt. Ein Angelvereinsmitglied, das die Untere Naturschutzbehörde verständigt hatte, habe kurz vor der Aktion bereits auf eigene Faust mindestens 100 Muscheln geborgen. Am Tag der Aktion selbst wurden von 9.00 bis 14.00 Uhr ca. 500 Muscheln gerettet, tags darauf durch zwei hessische Ehrenamtliche des NABU nochmals auf hessischem Gebiet etwa 300 bis 350 Exemplare.

„Der weitaus größte Teil der geretteten Muscheln war etwa 3-4 Jahre alt“, erklärt Kleemann. Leider hatten sich auch schon Beutegreifer an Muscheln zu schaffen gemacht, wie die Fährten von Waschbären und etliche leere Muschelschalen mit Fraßspuren zeigten; darunter seien auch Schalen von jüngeren Teichmuscheln gewesen, ein Beleg für eine sich fortpflanzende Population.

Naturschutzrechtlich gesehen ist die Stauabsenkung des Wehrbetreibers eine Maßnahme der Gewässerunterhaltung. Gerade auch im Hinblick auf eine Population mit den streng geschützten Bibern vor Ort ist die Einbeziehung der zuständigen Naturschutzbehörde angezeigt. Hier werden zeitnah mit Betreiber und zuständigen Behörden, besonders der Fischereibehörde, noch weitere Abstimmungen erfolgen, um bei einer künftigen Stauabsenkung das Verfahren zu optimieren.

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