Waldzustandsbericht 2024: „Der Wald erholt sich langsam“
„Der Waldzustandsbericht zeigt, dass sich durch die gute Arbeit der Waldbesitzenden und Forstleute kombiniert mit hohen Niederschlägen der Waldzustand verbessert hat. Zwar ist der Anteil der gesunden Bäume weiterhin niedrig; dafür ist die Waldfläche mit deutlichen Vitalitätsverlusten gesunken. Der Borkenkäfer bleibt weiter die größte Gefahr für unsere Wälder, auch wenn die Schadholzmenge in diesem Jahr deutlich geringer ausfällt“, sagte heute Thüringens geschäftsführende Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Susanna Karawanskij, bei der Präsentation der Berichtsergebnisse im Forstrevier Osthausen bei Hohenfelden. „Von den 127.000 Hektar Schadfläche wächst bereits ein Großteil durch Naturverjüngung langsam nach und beim Rest schreitet die aktive Wiederaufforstung voran.“
Der Borkenkäfer ist mit Abstand weiterhin der größte Schadfaktor insbesondere für Fichten. Seit 2018 sind mehr als 32 Millionen Festmeter (fm) Schadholz angefallen. Mit 28 Millionen fm hat die Fichte einen Anteil von 88 Prozent. Allerdings wird 2024 die Borkenkäfer-Schadholzmenge deutlich unter den rund sechs Millionen fm des Vorjahres liegen. Die höchsten Schadaufkommen gibt es weiter in den fichtenreichen Forstämtern Neuhaus, Gehren, Oberhof, Frauenwald und Schönbrunn. „Die Situation hat sich verbessert, aber die Gefahr durch den Borkenkäfer ist weiter groß. Gerade die Wintermonate sind entscheidend, um befallene Bäume schnell aus den Wäldern zu entnehmen und eine erneute Massenvermehrung im nächsten Jahr einzudämmen. Dafür wäre auch viel Niederschlag bis zum Frühling hilfreich“, so Karawanskij.
Die diesjährige überdurchschnittliche Niederschlagsmenge führte zur guten Wasserversorgung der Bäume, weshalb es keine nennenswerten Schäden durch Trockenheit gab. Als gesund werden 19 Prozent der Waldbäume eingestuft und damit ein Prozent mehr als im Vorjahr. Deutliche Vitalitätsverluste bei den Waldflächen sind auf 48 Prozent zurückgegangen (2023: 53 Prozent). Die Waldflächen mit leichten Vitalitätsschäden sind dementsprechend mit vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 33 Prozent gestiegen. Der Zustand des Waldes hat sich demnach insgesamt leicht verbessert. Bei den Baumarten dominiert weiter die Fichte mit 29,6 Prozent, gefolgt von Rotbuche (22,4 Prozent), Kiefer (22,1 Prozent) und Eiche (6,9 Prozent). „Mit Blick auf das Jahr 2025 wird die Witterung erneut eine bedeutende Rolle spielen. Der Verlauf von Temperatur und Niederschlag beeinflusst maßgeblich die Entwicklung forstlicher Schadinsekten, aber auch die Abwehrkräfte unserer Waldbäume hängen eng mit dem Witterungsverlauf zusammen“, so Corinna Geißler vom Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum von ThüringenForst.
Beim Zustand der einzelnen Baumarten fallen deutliche Unterschiede auf. Während sich der Zustand der Kiefern deutlich verbessert hat, sind die Schäden bei der Eiche wegen des Spätfrostes Ende April 2024 stark angestiegen. Bei der Gruppe der 22 „sonstigen Laubbaumarten“ liegt der als gesund eingestufte Flächenanteil mit 27,7 Prozent wesentlich höher als 2023 (19,7 Prozent) und der Anteil mit deutlichen Vitalitätsverlusten ist auf 36,6 Prozent erheblich gesunken (2023: 48,9 Prozent). Bei keiner anderen Baumartengruppe hat sich der Zustand so deutlich verbessert. In der Zeitreihe der Waldzustandserhebung ist das bisher einmalig. Ministerin Karawanskij sieht den forstpolitischen Weg bestätigt: „Der konsequente Weg des artenreichen, klimaresilienten Waldumbaus zeigt bereits Erfolge. Der Anteil der Mischbestände an der Waldstruktur ist auf etwa 75 Prozent gestiegen.“ Es wird erwartet, dass sich etwa 50 Prozent der geschädigten Waldflächen durch Naturverjüngung regenerieren, bei weiteren 25 Prozent die Natur mit forstwirtschaftlichen Maßnahmen unterstützt und die restlichen 25 Prozent komplett aktiv wiederaufgeforstet werden müssen.
Die Landesregierung hat 2019 mit dem „Aktionsplan Wald 2030ff“ frühzeitig reagiert und diesen mit 500 Millionen Euro untersetzt. Allein für den artenreichen Waldumbau sind bis 2036 insgesamt 176 Millionen Euro gebunden. ThüringenForst-AöR erhält seit 2023 jährlich 30 Millionen Euro. Mit diesen Mitteln werden die Ausbildungsoffensive sowie wichtige Aufgabenbereiche wie die Klimaanpassung, das Umweltmonitoring und die digitale „Smart Forestry“ des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha (FFK) gestärkt. Die jährliche Förderung für die 180.000 privaten und kommunalen Waldbesitzenden im Freistaat u.a. für die naturnahe Waldbewirtschaftung und den Waldumbau wurde seit 2018 sukzessiv von damals fünf auf bis zu 20 Millionen Euro erhöht.
Bei der Waldzustandserhebung wurden rund 7.656 Waldbäume in allen 24 Thüringer Forstämtern basierend auf einem flächenrepräsentativen Stichprobennetz begutachtet. Die Vitalität der Bäume wird anhand der Kronenverlichtung abgeleitet. So wird der Verlust an Nadel- bzw. Blattmasse bei den untersuchten Bäumen eingeschätzt. Die Ergebnisse werden im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK) zusammengestellt und ausgewertet.
Zustand bei den wichtigsten Baumarten:
Fichte: Der Zustand der Fichte hat sich leicht verbessert. Die Fichtenflächen mit deutlichen Vitalitätsverlusten lag bei 41 Prozent (2023: 45 %). Der Flächenanteil gesunder Fichten betrug 27 Prozent (2023: 28 %). Bei den jüngeren Fichten lag der als gesund eingestufte Flächenanteil mit 41,9 Prozent erheblich höher als bei älteren Fichten (13,1 %). Über 20,6 Prozent der begutachteten Fichten sind durch Borkenkäferbefall abgestorben und entnommen. Der Anteil der Fichten an den Waldbäumen nimmt weiter ab.
Kiefer: In den vergangenen drei Jahren hat sich der Zustand der Kiefer merklich verbessert. Die Kiefernflächen mit deutlichen Vitalitätsverlusten sind um 9,3 Prozent auf 48 Prozent gesunken (2023: 57,3 %). Mit 12,4 Prozent liegt der Anteil der gesunden Bäume etwa auf dem Vorjahresniveau. (2023: 12,6 %).
Buche: Der Zustand der Buche hat sich leicht verbessert. 12,4 Prozent der Buchenflächen sind gesund (2023: 11 %), rund 57,6 Prozent (2023: 60,1 %) haben starke Vitalitätsverluste. Bei den Probebäumen steigt der Anteil der Buchen kontinuierlich an.
Eiche: Der Spätfrost am 23. April 2024 hat erhebliche Schäden an der Eiche verursacht. Der Durchschnitt gesunder Eichenflächen liegt nur noch bei 6,6 Prozent (2023: 8,7 %), der Flächenanteil mit deutlichen Vitalitätsverlusten ist auf 79,1 Prozent gestiegen (2023: 66,4%).
Nähere Informationen zum Zustand des Waldes in Thüringen werden zeitnah auf der Internetseite des TMILs online gestellt.