14. Pummpälzfest am Reformationstag im Lutherstammort Möhra mit Thüringer Reformationsmarkt

Neue Pfade außerhalb ausgetretener Wege beschreiten

Als im vergangenen Jahr am Reformationstag ein nicht enden wollender Strom von Menschen gen Möhra zog, blieb manch einem verwundert der Mund offen stehen. Die Menschen strömten aus allen Himmelsrichtungen, auf Schusters Rappen, auf Fahrrädern, mit der Bahn, Bussen und Autos, ganz in Familie oder mit Freunden, mit Wandervereinen, als Händler und fahrendes Volk, als Leiermann und Straßenmusikant, als Märchen erzählende oder Früchte handelnde Orientalen, begleitet durch Alpakas, Greifvögel und Ross in den geschichtsträchtigen Ort. In unendlicher Geduld und gut gelaunt ließen sich die Menschen durch die Gassen und über die festlich hergerichteten Plätze dieses schmucken mit Fachwerkhäusern gesäumten Ortes schieben, wohlwissend, dass man sowieso nicht schneller vorankommen konnte. Die Besucher entschleunigten sich de facto selbst und nahmen es gelassen. Geht doch! Könnte man in unserer hektischen Zeit sagen. Alle sind ein bisschen Luther, um abseits der ausgetretenen Wege neue Pfade zu beschreiten. Und sei es nur für diese wenigen Stunden, wie ein glücklicher Besucher meinte. Dieser freute sich wie jedes Jahr darüber, hierherzukommen und seinen alten Freund wieder zu treffen – hier an diesem Ort und wohlgemerkt ohne Facebook.

Was bringt also die nicht zählbaren Menschen dazu, am Reformationstag in den Luther-Stammort Möhra zu kommen und dort das Pummpälzfest zu erleben? Es könnten tausend Gründe zu hören sein, aber eine Meinung eint alle – Dr. Martin Luther als großer Sohn dieses Ortes. Natürlich überlassen die Macher dieses Tages nichts dem Zufall und hinter den Kulissen versteckt sich nicht nur die Vorbereitungszeit von einem Jahr, sondern auch die Koordination der unterschiedlichsten Partner mit einer präzisen Organisation. Der Pummpälzverein als Veranstalter ist mit Unterstützung der Gemeinde seit dem ersten Pummpälzfest am Reformationstag mit seinen Aufgaben gewachsen und stellt sich seither mit seinen Partnern, ehrenamtlichen Helfern und Vereinen den Anforderungen. Das Konzept ist schlicht: ausgetretene Wege zu verlassen und Neues, auch Unbequemes in Angriff zu nehmen zeigt sich bei allen Aktivitäten des Festes. Wandernd auf Luthers Spuren sein Ziel suchen und das Auto als schnellen Zubringer einfach stehen lassen, mittlerweile finden Tausende an diesem Tag Gefallen daran, mit zunehmender Tendenz. Sich nach einer anstrengenden Wanderung in der Lutherkirche niederzulassen und die Stille zu genießen oder eine Gänsehaut zu bekommen beim Hören von Orgelklängen und Pipes&Drums. Einen Open-Air-Gottesdienst eng zusammengerückt mit vielen Gleichgesinnten zu Füßen des Lutherdenkmals auf dem Lutherplatz zu erleben oder den Ausführungen bhuddistischer Mönche im nahe angesiedelten Dharmazentrum über Yoga, Meditation oder Ayurveda zu folgen, wann hat man dazu die Chance? Gerade in einer Zeit, wo religiöse Fanatiker glauben, die ganze Welt einnehmen zu wollen.

Dies alles macht auch dasGeheimnis des Reformationstages in Möhra aus: hier entstammt Luther, hier wird Luthers Wort gesprochen, hier wird Luthers Geist lebendig. Besucher und Gäste wollen vom Flair ein Stückchen abhaben und das erlebte Positive in ihren Herzen mit nach Hause nehmen.

Am Reformationstag, dem 31. Oktober 2015 ist es im Lutherstammort Möhra bei Eisenach wieder soweit und der Ort wird zum Schauplatz des Thüringer Reformationsmarktes. Handwerker, Künstler und Anbieter typischer regionaler Produkte, aber auch sonstiger Einrichtungen und Vereine der Region präsentieren ihre Leistungen und Waren – von A wie Apfelmost bis Z wie Zeidlerei. Viele Möhraer selbst öffnen ihre liebevoll geschmückten Bauernhöfe. Den Kern des Marktes bilden wieder die Stände der Mitglieder des Luthernetzwerks. Am Stand des ältesten Heilbades Thüringens bekommt man von der Liebensteiner Tafelrunde mit ihren dorfhistorisch gewandeten Mägden und Knechten Met, Knoblauchschnaps und vieles mehr ausgeschenkt. Der einzigartige Geflügelpark „Alte Thüringer Rassen“ lockt am Dorfrand viele Kinder an, genauso wie die orientalischen Märchen, die in der Märchenkemenate zu hören sind. Davor hält die alte Thüringer Postkutsche mit ihren Herolden, um zu einer Fahrt mit Ross und Kutscher einzuladen. Die Erfinder des Weihnachtsbaumschmucks, die Glasbläser aus Lauscha, die noch vor hundert Jahren mit sogenannten „Kötzen“ ihre Glaskugeln zu Fuß in die Täler unterhalb des Rennsteigs trugen, zeigen ihren Zauber aus Glas. Die Südthüringer Heimatzeitung feiert ihr Leserfest mit ebenfalls einem kleinen 25-jährigen Jubiläum ihres Bestehens gemäß dem Motto: Am Anfang war das Wort. Wo würde die Südthüringer Presse wohl besser hinpassen als in die Nähe Luther`s, der auch mit markigen Sprüchen bekannt wurde.

Traditionell wird das Pummpälzfest gefeiert, zu welchem der Pummpälzweg e.V. seit 2002 mit Wanderungen und Nordic Walking-Touren auf Luthers Spuren aufruft. Die Aktivitäten beginnen bereits am frühen Morgen vom Lutherstammort Möhra aus. Als Besonderheit können diese Wandertouren mittels Luther-Chip im ersten digitalisierten „Wanderbaren Lutherland“ erwandert und eine Luther – Wanderurkunde über das Internet ausgedruckt werden. Mittlerweile hat dieser Wandertag bei vielen Wandervereinen, Gruppen und Familien im Terminplan einen festen Platz gefunden. Einer guten Sache folgend haben Sportler für Organspende das ganze Jahr über bei der Sparkassen-Trophy für die Bereitschaft zu selbiger geworben und werden von dessen Schirmherrn, Olympiasieger Hartwig Gauder, nunmehr schon viele Jahre in einer bewegenden Zeremonie im Laufe des Festes mit einem neuen Wanderpokal und Urkunden geehrt. Das gesamte Angebot wird durch ein umfangreiches Kulturprogramm komplettiert, worin der Open-Air-Festgottesdienst um 13 Uhr vor dem Lutherdenkmal enthalten ist. In der Lutherkirche wird als weiterer Höhepunkt um 16:00 Uhr das Konzert „Orgel und Pipe-Band“ mit den Sondershäuser Pipes & Drums zu hören sein. Das Dorfgemeinschaftshaus wandelt sich wieder zum alten Möhraer Gasthof „Zum Wilden Mohren“ mit dem Angebot von altthüringer Matschkuchen der Möhraer Landfrauen und dem Verkauf eines Reformationsbrotes durch die Landbäckerei. Davor brutzeln in der „Historischen Türkstraße“ von der Möhraer Landfleischerei zubereitete Thüringer Rostbratwurst und Rostbrätl. Als Durstlöscher ist außerdem das bekannte naturbelassene und süffige Pummpils aus der Kaltennordheimer Rhönbrauerei zu haben.

Der Reformationsmarkt ist für Besucher und Wanderer von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Für mit PKW anreisende Besucher sind die ausgewiesenen Parkplätze zu nutzen. Im Ort selbst bestehen keine Parkmöglichkeiten. Weitere Informationen zum Markttreiben sowie zu den sportlichen Veranstaltungen unter www.pummpaelz.de

Titelfoto: Zu Luthers Zeiten sahen Reisegefährte etwas anders aus

Foto 2: Festgottesdienst zu Luthers Füßen

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