„30 Jahre Mauerfall – 1989 bis 2019“ Ausstellungseröffnung im Hörselbergmuseum

Ausstellungseröffnung am Sonntag, dem 19. Mai 2019, um 14.00 Uhr im Hörselbergmuseum in Schönau an der Hörsel (Gemeinde Wutha-Farnroda)

Die Nachkriegsordnung nach dem 2. Weltkrieg war alles andere als eine wirklich friedliche Zeit. Quer durch Europa, und quer durch unser geliebtes Deutschland senkte sich ein „Eiserner Vorhang“, der seit 1945 von Jahr zu Jahr dichter wurde. Die Länder und Zonen die in den sowjetischen Machtbereich gelangten, hatten in der Folge besonders unter Unterdrückung, politischer Verfolgung, Vertreibungen und Mangelwirtschaft zu leiden. Viele Tote waren zu beklagen. Angefangen bei den Vertreibungsopfern, bei den teilweise noch bis 1955 kriegsgefangenen Deutschen, bei den politischen Gefangenen im Nachkriegs-Buchenwald und den GULAGs der Sowjetunion bis hin zu den Mauertoten und dem am 11. September 1985 in Mosbach erschossenen russischen Soldaten. Die Völker unter der sozialistischen Knute haben immer wieder aufbegehrt. Die bedeutsamsten Aufstände waren 1953 in Mitteldeutschland (17. Juni), 1956 in Polen und Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei. Kaum jemand ahnte, dass mir der Solidarnosc-Bewegung in Polen und den vorsichtigen politischen Veränderungen in Ungarn seit Anfang der 1980er Jahre das Ende des Sowjetsystems in Ost- und Ostmitteleuropa eingeläutet war. Mit der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 fand glücklicherweise auch das sozialistische Experiment auf deutschen Boden ein baldiges Ende. Die Mauer fiel! Endlich frei!

Am 18. März 1990 fanden in Mitteldeutschland erstmals seit 1932 wieder freie Wahlen statt. Bei diesen Wahlen wurden die Vertreter sozialistischer Experimente klar abgewählt und ein klares Zeichen zum Wunsch der Sachsen, Thüringer, Anhaltiner, Brandenburger, Mecklenburger und Pommern auf eine möglichst schnelle Wiedervereinigung Deutschlands gesetzt. In der Folge wurde zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, der neuen Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und den Siegemächten des 2. Weltkrieges – nämlich den Vereinigten Staaten von Amerika, der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland und der Französischen Republik – der Anschluss der DDR an die Bundesrepublik Deutschland zum 3. Oktober 1990 ausgehandelt. Das westdeutsche Wirtschafts-, Währungs- und Sozialsystem wurde beginnend am 1. Juli 1990 Stück für Stück auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR eingeführt; mit allen Vor- und Nachteilen. Die Art und Weise der Umwandlung oder der Verkäufe der Volkseigenen (=staatseigenen) Betriebe in oder an privatwirtschaftlich Unternehmen und Konzerne überlebten viele Betriebsstätten in Mitteldeutschland nicht. Die diesbezügliche Rolle der Bundesregierung(en) und der von ihr beauftragten Treuhandanstalt wirft bis heute ungeklärte Fragen auf.

Auch in auf dem Gebiet unserer Gemeinde Wutha-Farnroda hat es seit den Umbruchjahren 1989/90 viele Veränderungen gegeben. Besonders im Ortsbild sind die Veränderungen der letzten 30 Jahre sehr gut sichtbar. Unsere Gemeinde hat sich in den letzten 30 Jahren herausgeputzt. Öffentliche Gebäude, Straßen und Plätze, die Friedhöfe, Spielplätze, Kindergärten, Parks und anderen öffentlichen Grünflächen sind regelmäßig in gutem Zustand. Die Ausrüstung der Feuerwehren ist mit der von 1989 kaum noch vergleichbar. Auch die Privateigentümer von Gebäuden und Grundstücken konnten in den letzten dreißig Jahren viel erreichen. Vorbei sind die Zeiten, in denen man Kohle schlechter Qualität schleppen und bunkern musste. Fast alle Haushalte haben heute moderne Gas-, Ölbrennwert-, Wärmepumpen- oder kombinierte Heizungen. Fast jeder Haushalt hat heute ein oder mehrere Telefonanschlüsse, Computertechnik und  Internetanschluss (letzterer vielleicht noch nicht überall in der gewünschten Qualität). Und trotz dieser Steigerung des technischen Wohlstandes und manchmal auch Überflusses ist heute die Qualität der Luft und der Gewässer um Weiten besser, als noch 1989.

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An die Stelle der volkseigenen Großbetriebe sind zahlreiche erfolgreiche Firmen in der Gemeinde getreten. Was mich dabei besonders stolz macht, ist, dass ein großer Teil dieser erfolgreichen Betriebe von Bürgern unserer Region und auch unserer Gemeinde geführt wird.

Aus der alten LPG/KAP ist ein moderner Agrarbetrieb entstanden, der von benachbarten Burla aus die meisten landwirtschaftlichen Flächen in der Gemeinde bewirtschaftet. Auch die, die sich nach der Wende außerhalb der Agrargenossenschaft wieder mit Landwirtschaft befassen, arbeiten in der Regel erfolgreich und tragen zum Erhalt unserer Jahrhunderte alten Kulturlandschaft bei.

Die Versorgungsinfrastruktur konnte in unserer Gemeinde nicht nur im Grundsatz erhalten, sondern sogar im Gesamtangebot erweitert werden. Trotzdem bedauere auch ich, dass es heute nicht mehr in jedem Ortsteil einen Bäcker, Fleischer oder Konsum gibt. Bedauerlich ist auch, dass die Zahl der Gasthäuser und fremdenverkehrlichen Übernachtungsmöglichkeiten abgenommen hat. Die Zahl der Plattenbauten im Wohngebiet Mölmen hat sich seit 2002 mehr als halbiert. Die Bevölkerungsstruktur unserer Gemeinde hat sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Trotzdem hat sich ein umfangreiches Vereinsleben auf kulturellem, sportlichen und züchterischem erhalten und sogar erweitern können. Moderne Mehrzweckhallen, Sportplätze, Festplätze und nicht zuletzt unser eigenes Museum tragen wesentlich dazu bei.

Die Begleitbroschüre zur neuen Wechselausstellung „30 Jahre Mauerfall –  1989 bis 2019“ und die Wechselausstellung selbst zeigen ausschnittsweise die umfangreichen Veränderungen in unserer Gemeinde Wutha-Farnroda. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und Betrachten der Wechselausstellung 2019 im Hörselbergmuseum!

Torsten Gieß
Bürgermeister

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