Lililalaland: Dikla Stern zeigt politisch-satirische Pop Art und Einblicke in jüdische Familiengeschichte
Der Eisenacher Kunstverein e. V. zeigt ab 15. August in Kooperation mit dem Kulturmanagement Wartburgkreis und den ACHAVA-Festspielen Thüringen die Ausstellung „Lililalaland“ der in Berlin lebenden Künstlerin Dikla Stern im ehemaligen E-Werk Eisenach.
Die hochkarätige Schau der 1972 in Israel geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin vereint Arbeiten, die sich in einem konzeptionellen und experimentellen Prozess befinden und sich mit Alltagsgegenständen auseinandersetzen. Dabei reflektieren Pop Art Malerei und Objekt-Installationen aktuelle Themen und Ereignisse. Das Schicksal der eigenen, jüdischen Geisaer Familiengeschichte der Künstlerin wird in Form von persönlichen Fotografien und Dokumenten eingebunden.
Die Ausstellung richtet sich an ein breites Publikum von Kunstliebhabern und Kulturbegeisterten bis hin zu Menschen, die sich für gesellschaftliche, politische und geschichtliche Themen interessieren.
„Ich kann nur empfehlen, die Arbeiten von Dikla Stern sich intensiv anzuschauen. Nicht nur aus dem künstlerischen Aspekt heraus, sondern auch immer verbunden mit Frau Sterns ganz eigener Geschichte, die genau zum Gedanken der ACHAVA – Festspiele passt. Der Wartburgkreis hat daher bewusst seit drei Jahren dieses Ausstellungsprojekt unterstützt, weil wir es als essentiell für die Kulturarbeit in Zeiten wie diesen erachten“, wirbt Landrat Reinhard Krebs für die Ausstellung. Sein Kontakt zu Dikla Stern war 2021 im Rahmen von Sterns Ausstellung in Geisa „Die Sterne von Geisa“ zustande gekommen, welche den Landrat sehr beeindruckt hatte. Der Wartburgkreis hat daher auch bei der Beschaffung von Fördermitteln mitgewirkt und unterstützt. Gefördert wird „Lililalaland“ von der Kulturstiftung des Freistaates Thüringen, der Kulturförderung des Wartburgkreises, dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, den Lokalen Partnerschaften für Demokratie Wartburgkreis sowie Eisenach und Wutha Farnroda im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, Hiwema, der Stadt Eisenach und weiteren.
Ausstellung ist Teil der ACHAVA Festspiele
Die Vernissage findet am Donnerstag, 15. August um 18 Uhr im E-Werk Uferstraße 34, 99817 Eisenach statt. Die Öffnungszeiten sind DO – SO 10 – 18 Uhr sowie zu Veranstaltungen im Rahmenprogramm. Neben Führungen, Artist Talks und Workshops ist die Ausstellung Teil der ACHAVA Festspiele Thüringen. Mehr zum Rahmenprogramm unter www.lililalaland.de. Das Programm der ACHAVA-Festspiele Thüringen 2024 ist unter folgendem Link zu finden: https://www.achava-festspiele.de/
Blick auf jüdische Familiengeschichte
Zentrales Schlüsselelement in den Arbeiten von Dikla Stern ist die Verwendung von Schrift, die sich oft vom visuellen Erscheinungsbild des dargestellten Objekts inspirieren lässt. Dies kann von niedlichen und ansprechenden Darstellungen, von verstörenden und konfrontativen Bildern bis hin zu minimalistischen Bildelementen reichen. Die künstlerische Verarbeitung der Alltagsgegenstände verleiht diesen neue Bedeutungsebenen, deckt verschiedene Dimensionen auf und wirft Fragen auf. Auf diese Weise wird die Verwendung von Sprache in den Arbeiten Sterns als Handlung betrachtet, die soziale Realität mitgestaltet, Normen etabliert und Identitäten formt und somit Sprache als performativen Akt versteht.
Zeitgenössischer denn je eröffnet die Ausstellung ebenfalls einen Blick auf die jüdische Familiengeschichte Sterns in der kleinen katholischen Rhönstadt Geisa. Mit Albert Stern (*30.07.1916 in Geisa †27.08.1985 in Tel Aviv), gewährt die Enkelin des gebürtigen Geisaers, der das Familienschicksal schriftlich festhielt, Einblicke in Flucht, Deportation, Emigration und den Neuanfang in Palästina/Israel. Briefe, Dokumente und Fotografien berichten als Zeitdokumente von politischen Umständen und persönlichen Erinnerungen einer thüringischen Familie und deren verlorenen Heimat.
Der Kunstverein Eisenach e.V. bedankt sich bei allen Förderern und Helfern und freut sich über weitere freiwillige Helfer und Helferinnen für die Ausstellung „Lililalaland“.
Über Dikla Stern
Dikla Stern (*1972) ist bildende Künstlerin, Kommunikationswissenschaftlerin und Kunstdozentin in verschiedenen Einrichtungen in Berlin. Im Jahr 2003 erwarb sie das Diplom in bildender Kunst und Design am Avni-Institut in Tel Aviv für Kunst und Design. 2007 schloss sie erfolgreich ihren Master of Arts in Kommunikationsdesign, Philosophie und Medientheorie bei Prof. Dr. Thomas Friedrich an der Hochschule Mannheim ab.
Prof. Dr. Thomas Friedrich ist zugleich Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift für kritische Theorie. Die Auseinandersetzung mit Gesellschaft im Spannungsfeld von Macht und Unterdrückung, Recht und Freiheit, ist ein beständiges Thema in ihren Werken.
Aktuell setzt sich STERN in Wort-Bild-Konstellationen experimentell mit Schrift als grafischem Element innerhalb der Malerei und in der Objektkunst auseinander.
Ausstellungs- und Projektförderungen erhielt sie unter anderem von Stiftungen, wie der Adrienne und Otmar Hornbach Stiftung, der Dieter-Kissel Stiftung und der Werner- Deschauer Stiftung sowie von der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen. Ihre Arbeiten befanden sich beispielsweise im CICA Museum in Südkorea, dem Deutschen Hygienemuseum Dresden, der Potemka Galerie Leipzig sowie im Rahmen des 5. European Month of Photography (EmoP) Berlin oder der Biennale für zeitgenössische Kunst in Florenz. Zudem sind Werke in Film und Fernsehen vertreten, darunter Produktionen wie Fucking Berlin (Netflix) und Altes Land (ZDF).
Zum Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland wurden ihre Werke in der Anneliese Deschauer Galerie in Thüringen ausgestellt. Aktuell wird die Ausstellung ‘Lililalaland’ vorbereitet.
Achava Festspiele zum sechsten Mal in Eisenach: zahlreiche Veranstaltungen im E-Werk / 1. Achava Filmtage in der Wartburgstadt
Zum zehnten Mal widmen sich die ACHAVA Festspiele im Freistaat Thüringen der ganzen Bandbreite
jüdischer Kultur und Geschichte. Vom 8. bis 22. September 2024 werden mehr als 50 öffentliche
Veranstaltungen angeboten – zusätzlich zum umfangreichen Programm für Thüringer Schulklassen.
Hauptanliegen von ACHAVA ist die Stärkung der Erinnerungskultur nach der Shoa durch die
Nationalsozialisten sowie des friedlichen Austauschs unterschiedlicher Religionen. Neben der Stadt
Eisenach – hier sind die Festspiele bereits zum sechsten Mal zu Gast – beteiligen sich die Städte
Erfurt, Weimar und Gotha an ACHAVA. Erstmals ist Mühlhausen dabei. In Eisenach finden die
meisten Veranstaltungen im E-Werk in der Uferstraße statt. Das ehemalige Elektrizitätswerk besticht
durch seine außergewöhnliche Architektur sowie die Größe des Raumes. Hier wird unter anderem
die Ausstellung „Lililalaland“ der Berliner Künstlerin Dikla Stern vom 16. August bis 22. September zu
sehen sein (siehe Pressemitteilung des Wartburgkreises).
„Es war immer der Herzenswunsch der Oberbürgermeisterin, das E-Werk als Ort moderner Kunst
und Inspiration zu erleben. Dass dies nun schon zum vierten Mal gelingt – wir hatten ja bereits zwei
Ausstellungen im Rahmen des Jubiläums 500 Jahre Bibelübersetzung sowie eine Foto-Ausstellung
hier zu Gast –, freut sie außerordentlich. Die ACHAVA-Festspiele mit zahlreichen Veranstaltungen im
E-Werk setzen diese Reihe in wunderbarer Weise fort“, sagte Dr. Reinhold Brunner,
Fachbereichsleiter für Bürgerservice, Bildung, Jugend, Stadtentwicklung und Kultur. Er vertrat
Oberbürgermeisterin Katja Wolf bei der heutigen (21. Juni) Vorstellung des Eisenacher Programmes
der ACHAVA Festspiele. Er fügte hinzu: „Es ist enorm wichtig, dass wir die Erinnerungskultur in guter
Weise an die nächste Generation übergeben. Das gelingt mit den ACHAVA Festspielen
außerordentlich gut.“ Die Stadt Eisenach unterstützt die ACHAVA Festspiele seit Jahren finanziell.
Premiere: ACHAVA Filmtage
Das umfangreichste Programm der ACHAVA Festspiele in ganz Thüringen hat sich inzwischen in
Eisenach etabliert. „In Eisenach ist es gelungen, dass die ACHAVA Festspiele maßgeblich von der
Mitte der Zivilgesellschaft getragen werden. Es gibt einen überaus großen Kreis von Vereinen, Stadt
und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die unsere Idee tatkräftig unterstützen“, würdigte
Martin Kranz, Intendant der Festspiele. Neben der interkulturellen Begegnungswoche finden
Stadtführungen, Konzerte, Ausstellungen und Workshops für die ganze Familie statt. Dabei wird die
oben bereits genannte Kunstausstellung das Highlight sein. Die Künstlerin Dikla Stern widmet sich
darin zum einen ihrer eigenen jüdischen Familiengeschichte. Zum anderen setzt sie sich mit politisch-
satirischer Kunst mit aktuellen Geschehnissen auseinander.
Die 1. ACHAVA Filmtage Eisenach laden ein, sich mit bedeutenden polnischen und tschechischen
Filmkunstwerken der Nachkriegszeit zu beschäftigen, die sich in verschiedenster Art und Weise mit
dem erlebten Grauen der Shoa beschäftigen. Kuratiert wurde die Reihe von Regisseur Siegfried
Ressel aus Berlin. Er selbst sowie die polnische Regisseurin und Dokumentarfilmerin Maria Zmarz-
Koczanowicz und Matej Strnad, Chefkurator des Tschechischen Filmarchivs, begleiten die
Filmtage persönlich und stehen den Cineast*innen Frage und Antwort.
Die ACHAVA Festspiele in Zahlen:
– Seit 10 Jahren gibt es die ACHAVA Festspiele Thüringen.
– 15 Tage lang dreht sich alles rund um jüdische Kultur im Freistaat.
– 5 Thüringer Städte stellen ein eigenes Programm im Rahmen der Festspiele auf die Beine.
– Mehr als 50 öffentliche Veranstaltungen werden in ganz Thüringen geboten.
– Circa 30 geschlossene Veranstaltungen mit Schulklassen sind Teil von ACHAVA.
– In Eisenach sind allein 33 Veranstaltungen geplant.
– 29 Menschen gehören dem Organisationsteam von ACHAVA in Eisenach an.