Nicht jedes Jahr ist ein Gärtnerjahr

Der traditionelle Gemüsetag in der Gärtnerei des Bodelschwingh-Hof Mechterstädt e.V. fällt in diesem Jahr aus. Das teilte die Abteilungsleiterin der Gärtnerei, Cathrin Jacob mit. Er sollte am Samstag, den 22.08.2020 stattfinden.

Normalerweise ist Ende August Hochbetrieb und Erntezeit. Doch die anhaltende Trockenheit und eine Gurkenkrankheit haben dazu geführt, dass die Ernte in diesem Jahr für einen Gemüsetag zu spärlich ausfällt.

Die Gärtnerinnen und Gärtner vom Bodelschwingh-Hof bedauern das sehr. 20 Frauen und Männer mit Behinderungen sind mit viel Freude und Interesse dabei, Freilandflächen und Gewächshäuser zu bewirtschaften.

Wir genießen es sehr, im Rhythmus der Jahreszeiten zu arbeiten, sich von der Natur inspirieren zu lassen und darüber Kraft und Energie zu schöpfen, sagt Cathrin Jacob.

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Die Beschäftigten lieben die gärtnerische Arbeit. Es ist abwechslungsreich und sie sind immer an der frischen Luft. So die Rückmeldung auf die Fragen, was ihnen in der Gärtnerei so viel Spaß macht. Sie könnten sich ausprobieren, sehen, was da wieder wächst und ständig was Neues entdecken, wie z.B. den Laubfrosch im Gewächshaus.

Gärtnern ist für uns eine Passion, in der wir uns in unseren Fähigkeiten weiterentwickeln, sagt Cathrin Jacob.

Die Entwicklung vom Samenkorn bis zur erntefähigen Pflanze ist für uns immer wieder spannend zu erleben, wie sich der Kreislauf der Natur schließt. Arbeiten mit der Natur fördert alle Sinne, stärkt eigenverantwortliches Handeln, welches Vorrausetzung ist, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Die Gärtnerei kann auf 70 Jahre Erfahrungen zurückschauen. Sie wurde 1949 von Gärtnermeister Vogel gegründet. Die Anfänge waren nicht einfach. Der Boden ließ sich nur sehr mühsam nutzbar machen, weil es kein Wasser gab und die Erde nicht besonders ertragreich war. „Nicht einmal die Schafe fanden etwas zu fressen“, ist in alten Aufzeichnungen nachzulesen. In mühsamer Feinarbeit wurden unter Anderem dichte Hecken weiß blühender Wildrosen und Edelrosen gezüchtet. Die Rosen und andere Gärtnereierzeugnisse waren damals ein begehrtes Zahlungs- und Tauschmittel. Sie sicherten die Existenz des Bodelschwingh-Hofes in einer schweren Zeit.

Inzwischen hat sich die Gärtnerei prächtig entwickelt und nennt ein voll automatisiertes Gewächshaus zur Anzucht und Kultur von Jungpflanzen und weiteren gärtnerischen Produktion sein Eigen. Auf dem Freiland werden Feldgemüse, Sommerblumen und Kräuter angebaut, unter Folie Gurken, Tomaten und Paprika. Dazu werden Blumen und Gestecke zu allen Gelegenheiten angeboten.

Trotz intensiver gärtnerischer Produktion versuchen wir den Charakter des Hofes zu erhalten und weiter auszubauen, wie zum Beispiel durch Buxushecken und Strauchrosengruppen, sagt Cathrin Jacob. Dadurch bieten wir unseren Heimbewohnern einen Garten zur Erholung und gleichzeitig zur Schulung der Sinne an – durch Duftpflanzen, Kräuter, Insektenhotel, Wiederholung verschiedener Gestaltungselemente.

Unabhängig vom Gemüsetag ist die Gärtnerei werktags von 07.00 bis 14.00 Uhr geöffnet. Dort können neben Obst und Gemüse auch Blumen-, Kräuter- oder Gemüsepflanzen gekauft werden.

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