Tag des offenen Denkmals am 12. September: „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“

Das Eisenacher Programm für den Tag des offenen Denkmals am 12. September steht fest. Unter dem Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ ist ein vielseitiges Programm entstanden, das Besucher*innen einlädt, Denkmale aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Der Denkmaltag wird gemeinsam von der Stadtverwaltung Eisenach, dem „Ortskuratorium Eisenach & Umgebung“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Förderkreis zur Erhaltung Eisenachs e.V. gestaltet.

Heinrich-Zieger-Straße 4, 10 Uhr: Verleihung der Plakette für vorbildliche Sanierung an die Hauseigentümer durch den Förderkreis zur Erhaltung Eisenachs e.V. (FzEE)
Die Villa wurde 1906 nach Plänen des Eisenacher Architekten Lorenz Freitag errichtet und steht seit 1992 aus künstlerischen und städtebaulichen Gründen unter Denkmalschutz. Das Wohnhaus mit Jugendstilelementen und einem großen Eckturm wurde von den privaten Eigentümern vorbildlich im Sinne des Denkmalschutzes saniert.  

Zeitgleich mit dem Tag des offenen Denkmals, feiert die Evangelisch-Lutherische Dorfkirche in Hötzelsroda, Schillerplatz 1 nach Sanierungs- und Umbauarbeiten ihre Wiedereinweihung. Die Türen der Kirche stehen ab 10 Uhr für interessierte Besucher*innen offen.

Die Kirche wurde 1716 (Inschrift am westlichen Fenstersturz) als Saalbau mit einem Dachturm und vorgesetzten Emporenaufgängen errichtet. 1999 wurden der Kirchturm und das Dach aufwendig saniert. Nach langen Planungen begann 2016 die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Hötzelsroda, die Kirche innen neu zu gestalten. Durch die Umgestaltungen ist ein variabler und barrierefreier Kirchraum entstanden, in dem Tradition und heutige Gemeindebedürfnisse zusammenkommen.

Hötzelsroda, Eisenacher Straße 40, 12 Uhr: Verleihung der Plakette für vorbildliche Sanierung an die Hauseigentümer durch den Förderkreis zur Erhaltung Eisenachs e.V. (FzEE)
Das kleine, zweistöckige Fachwerkhaus stammt noch aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts und steht seit 1995 aus künstlerischen und volkskundlichen Gründen sowie aus Gründen der historischen Dorfbildpflege unter Denkmalschutz. Mit viel Aufwand wurde das über viele Generationen bewohnte, aber sehr umfangreich geschädigte Fachwerkhaus vorbildlich im Sinne der Denkmalpflege saniert und behutsam mit einem rückwärtig angeschlossenen, eingeschossigen Neubau unter ausschließlicher Verwendung von natürlichen und ökologischen Holz- und Lehmbaustoffen verbunden. Den Eigentümern, Architekten, Denkmalpflegern und allen am Bau Beteiligten ist es mit der Sanierung des Kulturdenkmals gelungen, dem älteren Dorfkern von Hötzelsroda wieder ein Stück Vergangenheit und kulturelles Erbe zurückzugeben.

Esplanade, 14 bis 16 Uhr: Vorstellung der archäologischen Ausgrabungsergebnisse von 2016 durch den Archäologen Manfred Beck

Als Standort des ehemaligen herzoglichen Schlosses und älterer, bis in die Zeit der Thüringer Landgrafen zurück reichender herrschaftlicher Bauten, wurde die Esplanade im Zuge der Platzsanierung 2015 archäologisch untersucht. Die archäologische Dokumentation führte für das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) Manfred Beck durch, der seit den 80er Jahren an zahlreichen Ausgrabungen in Eisenach beteiligt war und darüber hinaus als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger langjährig aktiv ist. Er konnte während der Phase der Erdarbeiten auf der Gesamtfläche von ca. 4000 qm insgesamt 283 Befunde (Schichten, Mauerwerk, Fundamente, Pflaster, steinerne Kanäle) mit über 1300 Fotos, 25 Handzeichnungen von Flächen und Profilen und den dazu gehörigen Beschreibungen dokumentieren. Dabei konnten wesentliche Erkenntnisse über die Geschichte dieses wichtigen Eisenacher Platzes gewonnen und sogar Gebäudegrundrisse rekonstruiert werden. 

Kasseler Straße 1 (ehemaliges Gasthaus Stern), 14 bis 16 Uhr: Vorstellung der archäologischen

Ausgrabungsergebnisse von 2020 durch den Archäologen und Bauforscher Dr. Bernd Müller-Stückrad

Bei umfangreichen Untersuchungen durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA), Fachbereich Archäologische Denkmalpflege Weimar, wurden „Baustrukturen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit dokumentiert, welche die Nutzung des Areals vom späten Mittelalter – hier als Teil des Wirtschaftstraktes des ehemaligen Katharinenklosters – bis in das 20. Jahrhundert widerspiegeln. Darüber hinaus wurden Hinweise einer Besiedlung während der vorrömischen Eisenzeit gefunden.“ (Dr. Christian Tannhäuser, Archäologe und Gebietsreferent des TLDA).

Friedhofskapelle auf dem Hauptfriedhof Eisenach, Friedhofstraße 3-5, 14 bis 16 Uhr: Einblick in die laufenden Restaurierungsarbeiten in der Friedhofskapelle

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Bei der Friedhofskapelle handelt es sich um ein neoromanisches Bauwerk, das in der Folgezeit und im Wirkungskreis der Wartburgerneuerung entstand. Typisch für neoromanische Bauwerke sind die allseitig durchgestalteten Innenräume mit Rundbögen, Würfelkapitellen, Quaderungen und Arkadenbogenfenstern mit Überfangbögen. 1999 wurde das Vorhandensein der umfänglichen, bauzeitlichen Raumausmalung von 1898 festgestellt. Die bauzeitliche Raummalerei in der Friedhofskapelle soll teilweise wieder freigelegt werden.

Die entsprechenden Voruntersuchungen durch den Restaurator Wolfgang Petzholdt sind abgeschlossen. Bereits die Voruntersuchungen lassen erkennen, welch prachtvolle Wandmalerei sich unter den inzwischen mehreren Schichten Farbe versteckt. Teile davon sollen die Kapelle wieder im Glanz früherer Zeiten, genau genommen um das Jahr 1898, erscheinen lassen. In den nächsten Wochen erwartet die Stadt als Auftraggeber das Gutachten von Herrn Petzholdt um in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie das weitere Vorgehen der Restaurierung planen zu können.

 

Verbessert werden soll auch die Raumakustik. Das Ingenieurbüro Frank & Schellenberger aus Eisenach ist damit beauftragt worden, einen raumakustischen Bericht zur Friedhofskapelle zu erstellen. Dabei wurden Messungen und Berechnungen zu den raumakustischen Verhältnissen in der Friedhofskapelle erstellt und Maßnahmen zur Optimierung der Akustik, wie zum Beispiel durch das Aufbringen einer Akustikplattenkombination oder eines speziellen Akustikputzes getroffen. Die Umsetzung weiterer im Bericht vorgeschlagener Maßnahmen, wie ein Austausch der Vorhänge unterhalb des Chorbereiches sowie der Verlag eines Teppichs zur Trittschallminderung in den Stuhlreihen werden ebenfalls geprüft. All diese Maßnahmen gilt es nun mit der Freilegung der historischen Wandmalerei und den denkmalschutzrechtlichen Vorgaben in Einklang zu bringen.

Friedhofskapelle auf dem Hauptfriedhof Eisenach, Friedhofstraße 3-5, 16 Uhr: Vortrag: „Friedhöfe – Gärten für die Ewigkeit, Sepulkralkultur in Mittel- und Westthüringen“ durch den Dipl.-Ing (FH) Landespflege Rainer König, Sachbearbeiter Grünflächen und Friedhof

Friedhöfe sind mehr als nur der Ort der letzten Reise. Sie sind grüne Lunge einer Gemeinde, Treffpunkt und vor allem Orte der Sepulkralkultur. Der Vortrag beleuchtet neben der Symbolik historischer Grabmale auch besondere Symbole in den Wegebeziehungen ausgewählter Friedhöfe bis hin zur Symbolsprache der Pflanzen. Es ist eine spannende Reise über die Friedhöfe Weimar, Apolda, Arnstadt, Mühlhausen Eisenach und Gotha, in der man Details entdeckt, die man im Vorbeigehen oft übersieht. Oft erschließt sich der Sinngehalt eines Symboles erst nach jahrelanger Beschäftigung mit der Thematik Sepulkralkultur. Auf ausgewählte Bildhauer und Steinmetze und deren Werke wird näher eingegangen wie Hans Damann, Hermann Blechschmidt und auch auf Kopien wie die von Berthel Thorvaldsen. 

Zur Veranstaltung sind maximal 30 Personen unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln zugelassen. In der Kapelle besteht Maskenpflicht.

Am Tag des offenen Denkmals hat das Museum „automobile welt eisenach“ von 10 bis 18 Uhr geöffnet, letzter Einlass um 17.30 Uhr. Zu sehen ist dort beispielsweise die DIXI-Werkstatt. Die von Hermann Gundermann 1909 in Sonneberg gegründete Mechanische Werkstatt übernahm 1912 die erste Vertretung der Fahrzeugfabrik Eisenach AG und firmierte fortan als „Erstes Südthüringer Autohaus Gundermann“. Die Firma Gundermann wurde 1964 zur Vertragswerkstatt des VEB Automobilwerkes Eisenach und reparierte fortan Wartburg Automobile. Erst 1990 nach der Übernahme der Opel-Vertretung wird der Maschinenpark stillgelegt.

Stündlich, von 11 bis 15 Uhr, finden am 12. September außerdem Führungen im Schlosspark Wilhelmsthal statt.

Auch die Städtischen Museen Eisenach haben am Denkmaltag geöffnet. Schloss und Predigerkirche von 10 bis 17 Uhr, das Reuter-Wagner-Museum von 14 bis 17 Uhr. 

Das Programm ist online auf der Homepage der Stadt Eisenach einsehbar. Alle Infos zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals hier.

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