AMI (2): Holz im Tank

Mit einer Sonderaustellung auf der Auto Mobil International (AMI) hat die Leipziger Messe der Diskussion um alternative Brennstoffe für Kraftfahrzeuge ein weiteres Kapitel hinzugefügt. In Halle 1, in direkter Nachbarschaft zu automobilen Renommiermarken, überrascht eine Sonderschau der Messegesellschaft schon allein mit dem Titel. «Tanke Holz!» stand als Überschrift über eine 400m² große Ausstellung, die sich dem Mythos «Holzvergaser» widmete. Schautafeln, Fahrzeuge und technische Modelle informierten über eine Technologie, über die immer dann spekuliert wird, wenn der Sprit knapp wird oder die Preise steigen.
Die Holzvergasung für Fahrzeuge wurde in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entwickelt. Holz in Verbindung mit dem Holzvergaser hatte als Treibstoff während des zweiten Weltkriegs Hochkonjunktur. Da Benzin und Diesel für die Front gebraucht wurden, fuhr man überall in Deutschland mit Holz. Mehr als eine Million Fahrzeuge sollen mit einem Holzvergaser nachgerüstet oder neu gebaut worden sein. Für sie gab es ein Netz von über 1400 Holztankstellen, bei denen die Kraftfahrer – die zugleich Chauffeur und Heizer waren – ihre Fahrzeuge «betanken» konnten.
Die Sonderschau in Halle 1 zeigte gleich mehrere dieser Fahrzeuge, unter anderem einen Opel-Blitz und einen Wanderer-Lkw. Auch wenn die Automobilindustrie aus nachvollziehbaren Gründen nach dem Krieg schnell die Forschung in Sachen Holzvergaser einstellte, gibt es dennoch genügend Zeugen dafür, dass «Totgesagte länger Leben.»
So manchem Bastler hierzulande gefällt die Vorstellung, mit Holzabfällen und Pellets sparsam und weitgehend schadstofffrei durch die Gegend zu rollen. Zu sehen sind zum Beispiel eine Harley-Davidson Trike mit Holzvergaser und ein Ford Escort. Die DDR-Fahrzeugindustrie steuerte ebenfalls einen Beitrag zur niemals endenden Geschichte bei, indem sie Anfang der achtziger Jahre einen LO mit Holzgasgenerator ausstattete, der sogar in kleiner Stückzahl gebaut wurde. Auch gab es einen Anhänger mit einer solchen Anlage, der ebenfalls auf der AMI-Sonderschau zu sehen war.
In waldreichen Gegenden Skandinaviens fahren auch im 21. Jahrhundert zahlreiche Fahrzeuge mit Holzvergasung. Meist wird auch hier ein Anhängerfahrzeug für die aufwändige Technologie benutzt. Der Holzvergaser aber feiert auch ohne die Automobilbranche sein Comeback. Als Bestandteil moderner Blockheizkraftwerke wird die Technologie immer öfter eingesetzt, um Wärme und Strom aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen.