Arbeitnehmer der Logistikbranche in Thüringen und Sachsen brechen Tarifverhandlungen ab!

Zum großem Unverständnis der Arbeitgebervertreter der Logistikbranche in Thüringen und teilweise in Sachsen haben die Arbeitnehmervertreter die bis dahin sehr konstruktiven Verhandlungen zum Manteltarifvertrag und Entgelttarifvertrag Logistik abgebrochen.

Nachdem ver.di im Auftrag der Logistikarbeitnehmer den Entgelttarifvertrag Logistik fristgemäß zum 30.06.2017 und der Landesverband Thüringen des Verkehrsgewerbes (LTV) e.V. den Manteltarifvertrag im Auftrag der Logistikarbeitgeber fristgemäß zum 30.06.2017 gekündigt hatten, wurden bereits ab 30.05.2017 Verhandlungen aufgenommen, um die Verhandlungen nicht durch Arbeitskampfmaßnahmen zu stören.

Insgesamt gab es bis zum 30.06.2017 6 Verhandlungstage. In den ersten 4,5 Verhandlungstagen beschäftigten sich die Tarifkommissionen ausschließlich mit den geforderten Änderungen der Arbeitgeber zum Manteltarifvertrag, um die Arbeitsbedingungen an das e-commerce-Geschäft der Logistikdienstleister und damit an das aktuelle Verbraucherverhalten anzupassen. Hintergrund ist, dass die Verbraucher nicht von Montag bis Freitag von 8.00 bis 16.00 Uhr Waren im Internet bestellen und innerhalb von 24 Stunden geliefert haben wollen, sondern dass das Verbraucherverhalten eher unbestimmt ist und die Logistikunternehmen entsprechend der Nachfrage liefern müssen. Bis auf einen noch offenen Punkt war der Mantel nach diesen 4,5 Tagen soweit fertig verhandelt, sodass die Tarifkommissionen sich ab dem 29.06.2017, also ca. in der Mitte des 5. Verhandlungstages, mit dem Entgelt der Logistikarbeitnehmer befassten.

Die Arbeitnehmer forderten eine Erhöhung der Entgelte um 7 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten sowie die Erhöhung der Jahressonderzahlung von derzeit 600 EUR auf ca. 2.000 EUR. Weiterhin sollten die Auszubildendenvergütungen ansteigen.

Der Erhöhung der Auszubildendenvergütung kamen die Arbeitgeber relativ schnell nach. Beim Entgelt nehmen die Arbeitgeber allerdings immer die Entwicklung der Jahresteuerungsrate (unter 1 %) und aktuelle vergleichbare Tarifabschlüsse aus dem Logistikbereich als Maßstab. Die Jahresteuerungsrate bestimmt letztendlich das Delta, das sich zwischen Nettolohn und Reallohn verbirgt. Vergleichbare Abschlüsse aus dem Bundesgebiet lagen bei ca. 24-monatigen Laufzeiten durchschnittlich bei 4,5 %. Somit waren die Arbeitgebervertreter sehr überrascht, nachdem sie den Arbeitnehmern 2,9 % mehr Entgelt zum 01.07.2017 und weitere 2,7 % zum 01.10.2018 (zusammen 5,6 %) sowie eine schrittweise Erhöhung der Jahressonderzahlung um 50 % anboten, dass die Arbeitnehmer nach nur zwei Verhandlungstagen zum Entgelt die Verhandlungen am Abend des 03.07.2017 einfach abbrachen. Letztendlich hätten die Arbeitnehmer ca. 110 EUR mehr Entgelt und 300 EUR mehr Sonderzahlung erhalten.

Aufgrund dieser Sachlage müssen wir den Verbrauchern nun erklären, dass durch die Arbeitskampfmaßnahmen der ver.di Sendungen in den kommenden Wochen möglicherweise später geliefert werden oder Regale im Einzelhandel nicht aufgefüllt werden können.

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