BAG erteilt Toll Collect die Betriebserlaubnis

Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG), Köln, hat der Toll Collect GmbH, Berlin, Mittwoch die besondere vorläufige Betriebserlaubnis für das neue Lkw-Mautsystem erteilt.
In einer zehnwöchigen Generalprobe von September bis Ende November hatte das System seine volle Funktionsfähigkeit unter betriebsnahen Bedingungen gezeigt. Ein unabhängiger Gutachter hatte die komplette Generalprobe überwacht und am 30. November dem BAG seinen abschließenden Bericht zur Prüfung übergeben. «Das positive Ergebnis verdanken wir der Tatkraft unserer Mitarbeitern», sagte Christoph Bellmer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Toll Collect. «Wir gehen nun von einem guten Start aus.»
Toll Collect betreibt ab 1. Januar 2005 für das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen das neue System zur Erhebung einer streckenbezogenen Benutzungsgebühr (Maut) für schwere Nutzfahrzeuge – Lkw ab 12 Tonnen Gesamtgewicht – auf Bundesautobahnen. Dieses neue Mautsystem

• erkennt ein festgelegtes mautpflichtiges Streckennetz (Autobahnen) und berechnet nur dort die Maut,

• berücksichtigt bei der Berechnung der Gebühren sowohl die Schadstoffklasse als auch die Achszahl der Lkw,

• ist ein «Free-Flow-System», das die Maut ohne Stopp und Geschwindigkeitsverringerung berrechnet,

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• stellt mit einer automatischen und einer manuellen Buchungsvariante sicher, dass alle Lkw-Fahrer aus dem In- und Ausland diskriminierungsfrei das mautpflichtige Straßennetz nutzen können,

• weist die technischen Voraussetzungen, um zukünftig auch andere Systeme in Europa zu unterstützen.

Toll Collect nutzt für die automatische Mauterfassung eine Kombination aus Mobilfunktechnik und Ortung per Satellitenkommunikation (GPS). In die Fahrzeuge werden On-Board Units (OBU) eingebaut, autoradiogroße Kästchen, die im Kern ein GPS-Modul, ein digitalisiertes Verzeichnis der mautpflichtigen Autobahnabschnitte sowie ein Mobilfunkmodul enthalten. Derzeit sind bereits rund 260000 dieser Fahrzeuggeräte eingebaut, weitere knapp 100000 liegen in den Werkstätten zum Einbau bereit. Toll Collect rechnet mit einer weiteren Welle von Bestellungen nach dem offiziellen Start des Systems.

Über GPS erkennt die OBU exakt, wo sich das Fahrzeug bewegt. Die ermittelte Position vergleicht das Fahrzeuggerät mit einem in der Software gespeicherten Verzeichnis aller 5200 Abschnitte auf deutschen Autobahnen. Das Fahrzeuggerät zählt also nicht die gefahrenen Kilometer, sondern erkennt, welche mautpflichtigen Abschnitte befahren werden. Die in der Generalprobe ermittelte Erfassungsquote erreichte 99,3 Prozent – vom Auftraggeber gefordert sind lediglich 95 Prozent.
Die Streckenlänge der erfassten Abschnitte ist ebenfalls fest in die Software einprogrammiert. Diese feste Streckenlänge multipliziert das Fahrzeuggerät mit dem jeweiligen Mautsatz (je nach Schadstoffklasse und Anzahl der Achsen zwischen 0,09 und 0,14 Euro) und errechnet so die Maut für jeden einzelnen Abschnitt. Diese Information sammelt die OBU und sendet sie in regelmäßigen Abständen via Short-Message-Service (SMS) verschlüsselt an das Toll-Collect-Rechenzentrum. Einmal monatlich wird eine Summe gebildet und als Mautaufstellung per Post oder elektronisch an den Nutzer geschickt. Die ersten bei Toll Collect registrierten Nutzer erhalten diese Mautaufstellung und auf Wunsch den Einzelfahrtennachweis am 6. Januar 2005.

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