Eisenach hat praktisch eine Stadtautobahn
Mit ihren vier Dienstgruppen, der Technischen Verkehrsüberwachung, der Kontrollgruppe gewerblicher Personen- und Güterverkehr, der Verfügungs-, Krad-, Fahndungs- und Ermittlungsgruppe betreut die Verkehrspolizeiinspektion Gotha (VPI) 72 Kilometer Autobahn A 4 und 29 Kilometer A 71, 338 km Bundestrassen und 1179 km Land- und Kreisstraßen. Sie ist somit im Ilmkreis, Gotha, der Stadt Eisenach und im nördlicher Wartburgkreis tätig.
Heute stellte die VPI die Unfallbilanz der Autobahnen vor. Demnach ereigneten sich im vergangenen Jahr 1639 Unfälle im Verantwortungsbereich der VPI, die ihren Sitz in Waltershausen hat. Auf der A 4 kam es zu 239 Unfällen. Auf Grund der noch geringen Verkehrsdichte wurden auf der A 71 18 Unfälle registriert.
Auf der A 4 haben sich drei Schwerpunkte herausgebildet, diese sind auch eindeutig am der Stecktafel der Unfallauswerter zu erkennen: 1. Bereich Eisenach-West bis Wutha-Farnroda, 2. Erfurter Kreuz und 3. die zahlreichen Bausstellen bei Erfurt.
Durch Rüdiger Plodek, EPHK und Leiter der VPI, wurde festgestellt, dass eine Vielzahl der Unfälle auf Grund der zahlreichen Anschlussstellen zwischen Eisenach-West und Wutha-Farnroda hervorgerufen wurde. Dies bestätigte Lothar Lüder vom Autobahnamt. «Die Strecke Eisenach-West bis Wutha-Farnroda wurde zu einer Stadtautobahn». Gerade am Freitag sei hier 15 Uhr Schluss und dann stehe alles. Pendler und Stadtverkehr können die zwei Spuren nicht verkraften. Überlegungen diese Missstände zu ändern gab es. Angedacht war eine Verkehrsbeeinflussung. Bei bis zu 70000 Fahrzeugen am Tag, könne diese aber nicht mehr helfen. Gesteuert werden müsste dann der Verkehr von Hessen bis zu den Hörselbergen. Rechnen würde sich solch eine millionenteuere Anlage erst nach mehr als fünf Jahren, dann aber soll die Nordumfahrung Eisenachs fertig sein. Und so haben die Experten gegenwärtig keine Lösung.
In Richtung Frankfurt gebe es lediglich im Bereich der Verschränkung der Autobahn bei Sättelstädt einen Unfallschwerpunkt. Von der freien Fahrt auf der A 4 muss man hier auf 80 km/h herunter bremsen.
Die schweren Unfälle, auch mit getöteten Personen, würden sich meist auf der freien Strecke ereignen. Geschwindigkeit und Unachtsamkeiten spielten hierbei eine große Rolle.
Staus gebe es aber nicht nur an Steigungen, sondern auch nach Unfällen. Hier sucht die VPI gemeinsam mit den Autobahnmeistern nach Lösungen. Die Unfallstelle müsse schnell beräumt werden. Bei PKW-Unfällen gehe dies recht zügig, aber bei den LKW über 3,5 Tonnen sei dies nicht so einfach. Oft stehe in unmittelbarer Nähe der Autobahn, die oft erforderliche schwere Technik, wie ein großer Kran nicht bereit. Immer häufiger muss die Ladung per Hand umgeladen werden, Gefahrgüter sind zu prüfen, dies alles benötigt viel Zeit. Deshalb sind bis jetzt solche Staus nicht zu umgehen. «Unser oberstes Prinzip ist es den Verkehr flüssig zu halten», so PHK Jürgen Kraiczy, Sachgebietsleiter Verkehr der PD Gotha. Häufig stehen Kranke oder eilige medizinische Transporte im Stau, da sei Hilfe und viel Verständnis angesagt.
Mit einem Stammtisch auf dem Rasthof LOMO will man mit den Truckern ins Gespräch kommen. «Nur durch ein gemeinsames Wirken können Änderungen erzielt werden», erklärt Kraiczy. Jeden 1. Mittwoch im Monat treffe man sich mit den Fahrern.
Interessant war die Statistik zu den Unfallzeiten. Montag und Freitag sind die meisten Unfälle zu verzeichnen, relativ ruhig ist es am Dienstag, bis Donnerstag gibt es einen leichten Anstieg und am Wochenende seien dann wieder viele Ausflügler unterwegs.
Gegen 14 Uhr, so die Statistik, gibt es die meisten Unfälle, 5 Uhr und 13 Uhr sowie 24 – 01 Uhr sind die Zahlen eher gering.
Mit wesentlich mehr Verkehr rechnen die Verkehrspolizisten ab Sommer, dann ist die A 71 bis Meiningen befahrbar, der Rennsteigtunnel offen. Der Schwerverkehr werde sich so verlagern.