Höchste Zeit für Sommerreifen: Winterreifen im Sommer sind ein unnötiges Verkehrsrisiko

Reifenwechsel zu Corona-Zeiten: Die Corona-Zwangspause hat auch viele Autofahrer kalt erwischt. Oft wurde der Wagen deutlich weniger benutzt als sonst, nur die notwendigsten Fahrten fanden überhaupt statt. Manche Autofahrer haben auch Reparaturen, die Hauptuntersuchung oder den Reifenwechsel auf die lange Bank geschoben. Der TÜV Thüringen rät mit der langsamen Rückkehr zur Normalität, aufgeschobene Autoservicethemen unbedingt nachzuholen. Wer jetzt noch mit Winterreifen unterwegs ist, riskiert brenzlige Situationen. Wie gefährlich das werden kann, verrät Reifenexperte Christian Heinz vom TÜV Thüringen.

Dass es in Deutschland die situationsbedingte Winterreifenpflicht gibt, weiß jeder Autofahrer. Aber wie sieht das eigentlich andersherum aus: Darf man im Sommer mit Winterreifen fahren oder ist davon abzuraten? Reifenexperte Christian Heinz vom TÜV Thüringen klärt auf:

Winterreifen können natürlich auch im Sommer gefahren werden. Denn es gibt in Deutschland keine Sommerreifenpflicht. Eine gute Idee ist das jedoch nicht, so Heinz.

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Winterreifen verfügen über eine wesentlich weichere Gummimischung als ihre Sommer-Pendants. Diese ist speziell auf kältere Temperaturen abgestimmt. Hier kann der Winterreifen auch aufgrund seiner speziell auf nasse und verschneite Straßen abgestimmten Lamellenprofilierung seine Vorteile ausspielen. Bei zweistelligen Plustemperaturen haben Winterreifen jedoch gravierende Nachteile gegenüber Sommerreifen:

Durch die weichere Mischung erhöhen sich nicht nur Reifenverschleiß und Spritverbrauch, durch das Walken der Reifen – also die Verformung beziehungsweise Instabilität des Materials bei hohen Temperaturen – verändert sich auch das Fahrverhalten des Wagens. Gerade in Kurven reagiert das Fahrzeug dann schwammig. In brenzligen Situationen kann das zum Unfallrisiko werden, warnt Reifenexperte Christian Heinz.

Ein weiterer sicherheitsrelevanter Nachteil von Winterreifen im Sommer ist der wesentlich längere Bremsweg. So erhöht sich die Wegstrecke bei einer Vollbremsung von Tempo 100 km/h bis zum Stillstand um bis zu 20 Meter. Während das Fahrzeug auf Sommerreifen bereits steht, hätte der Wagen mit der Winterbereifung jetzt noch fast 60 km/h auf dem Tacho – kaum auszumalen, wenn plötzlich ein unverhofftes Stauende auftaucht. Für die schlechtere Verzögerung der Winterreifen ist auch hier die auf winterliche Temperaturen abgestimmte Gummimischung verantwortlich. Wenn jetzt noch ein ziemlich abgefahrener Winterreifen ins Spiel kommt, kann es sogar noch gefährlicher werden.

Reifen sollten generell nie bis zur letzten Rille – also nicht bis zur gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe – abgefahren werden. Je weniger Profil der Reifen hat, umso schlechter sind Traktion und Bremsverhalten auf nasser Fahrbahn, erklärt Heinz.

Der Gesetzgeber schreibt sowohl für Sommer- wie Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. Für Winterreifen empfehlen Fahrzeugexperten jedoch eine Profiltiefe von mindestens 4 Millimetern. Sommerreifen sollten nicht mit weniger als 3 Millimeter Profil gefahren werden.

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