Kooperation zur Nachnutzung von Bahnbrachflächen

«Die Nachnutzung von Bahnflächen bleibt angesichts knapper Haushaltsmittel eine große Herausforderung, aber auch eine spannende Gestaltungschance für unsere Städte. Deswegen haben wir 2010 als erstes Bundesland eine Flächenkooperation mit der Deutschen Bahn vereinbart. Mit vier Pilotkommunen wurden nun erste Nachnutzungsoptionen erörtert. Die Ergebnisse des einjährigen Pilotprojektes sind ermutigend. Wir wollen nun in Zusammenarbeit mit der Bahn städtebauliche Maßnahmen entwickeln und diese in unsere bestehende Brachflächeninitiative GENIAL zentral integrieren», sagte Donnerstag der Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, Christian Carius, zur Eröffnung der Jahrestagung GENIAL zentral in Gera.

Die Bahn verfügt über knapp 7000 Hektar Flächen im Freistaat. Davon sind Grundstücke in einer Größenordnung von fast 1000 Hektar heute für den Betrieb der Bahn nicht mehr notwendig. In dem gemeinsamen Projekt des Verkehrsministeriums mit der Bahn, der Landesentwicklungsgesellschaft und der Thüringer Landgesellschaft wurden die Flächen auf Nachnutzungsoptionen untersucht und in drei Teilgruppen unterteilt. Die Bahnbrachen können zum einen als Ausgleichsflächen für den Flächenverbrauch anderer Bauvorhaben dienen. Zum zweiten können stillgelegte Bahnstrecken für ein Freizeit- und Aktivitätennetz, beispielsweise als Rad- und Wanderweg, genutzt werden. In Zusammenarbeit mit der LEG wurden geprüft, wie sich diese Flächen zur Weiterentwicklung des Radwegenetzes eignen. Drittens wurden rund 25 Prozent der nicht mehr benötigten Bahnflächen als potenziell baulich nutzbare Grundstücke identifiziert. Städtebauliche Projekte für diese häufig innerstädtischen Bahnbrachen zu entwickeln, ist Ziel der 2002 gestarteten Brachflächeninitiative GENIAL zentral. Sie umfasst bislang 78 Projekte in 43 Kommunen.

Vertreter der DB Services Immobilien GmbH und die Bürgermeister der vier Pilotkommunen Schmalkalden, Apolda, Schmölln und Bad Salzungen informierten über ihre Erfahrungen bei der Kooperation zur Entwicklung von Nachnutzungsoptionen von Bahnbrachen auf der Tagung. Im Rahmen der Kooperation entstand ein Handlungsleitfaden, der heute in Gera präsentiert wurde. Er soll anderen Kommunen helfen, die ebenfalls Interesse an einer Kooperation mit der Bahn zur Entwicklung innerstädtischer Brachen haben.

Vorbild für die Entwicklung innerstädtischen Bahnbrachflächen kann das bereits teilweise umgesetzte GENIAL-zentral-Projekt Technologieterminal Ilmenau sein. Das seit der Einschränkung des Bahnbetriebs in den 90er-Jahren ungenutzte Gelände wurde 2009 in die Brachflächeninitiative aufgenommen. In einem ersten Bauabschnitt wurde ab 2010 der Terminal A errichtet. Ziel ist es das alte Bahnhofsgebäude mit zwei Neubauten zu einem Technologie- und Gründerzentrum zu entwickeln. Mieter des jetzigen Terminals A, wie die Firma Intershop aus Jena, haben bereits jetzt Interesse an möglichen Erweiterungsflächen im künftigen Terminal B bekundet.

«Unsere Projektinitiative GENIAL zentral ist zu einem Markenzeichen für innovativen und engagierten Stadtumbau in Thüringen geworden», sagte Landesentwicklungsminister Carius. «Stadtumbau ist angesichts des demografischen Wandels ein zentraler Beitrag zur Nachhaltigkeit. Wir müssen unsere Städte von innen nach außen entwickeln. Sie müssen attraktive Magnete für ihre Bewohner, das Umland und auch Touristen sein. Der Umbau des Empfangsgebäudes am Bahnhof Ilmenau zum Technologieterminal ist ein gelungenes Beispiel. Hightech statt Abriss! Durch die Flächenkooperation mit der Bahn sollen künftig derartige Projekte noch häufiger gelingen.»