Lauf, wenn dir das Leben lieb ist

Es gibt wohl wenige Dinge, die aktuell in Eisenach für so viel Gesprächsstoff sorgen, wie das Verkehrskonzept der Wartburgstadt. Dabei könnte es alles so schön sein: genügend Platz für eine friedliche Koexistenz von Rad- und Autofahrern, Abbiegespuren an der richtigen Stelle und Tempobegrenzungen dort, wo sie eben Sinn haben.

Doch irgendwas ist faul im Stadtstaat Eisenach. Denn wer ernsthaft über sinnvolle Radwege nachdenkt, der sollte nach Möglichkeit große Teile des Stadtgebietes meiden – sowohl als Auto- und als Radfahrer. Zu schnell passiert es, dass der Radler, vollkommen ungewollt, von einem Auto mitgenommen wird. Denn über den geforderten Abstand beim Überholen eines Radfahrers (die der Allgemeine Deutsch Fahrrad Club geht mit Berufung auf die StVO von 1,5m bis 2m aus) scheint sich keiner wirklich Gedanken gemacht zu haben. Hier gilt dann vermutlich: Lauf, wenn dir das Leben lieb ist – oder fahre eben selber Auto.

Eine interessante Verkehrsregelung hielt auch jüngst am Grünen Baum Einzug. Von der Rennbahn zur Hospitalstraße wurde eine neue Linksabbiegerspur eingerichtet (EOL berichtete). Für viele Autofahrer ein absoluter Graus. Nicht nur, weil es ungewohnt ist, sich nun zum Geradeaus-Fahren rechts einzuordnen, sondern auch, weil es im besten Falle noch drei Autos bei einer Ampelphase schaffen zu passieren. Läppische 30 000 Euro kostete diese, dringend notwendige, Aktion die Eisenacher Stadtverwaltung. Doch noch längst hat sich nicht jeder auf die neue Regelung eingestellt und so ist es wohl auch an dieser Kreuzung wieder nur eine Frage der Zeit, wann es das erste Mal, spätestens bei ausgeschalteten Ampeln, kracht. Und so gilt auch hier: Lauf, wenn dir das Leben lieb ist.

Wie sich Fahrer an Tempolimits halten, das leuchtet bei eingehender Betrachtung der Schmelzerstraße ein. Erst kürzlich beklagten sich EOL-Leser über die „teilweise abenteuerlichen Geschwindigkeiten“, die Autofahrer im Innenstadtbereich an den Tag legten. Trotz Blitzer-Caddy und Beschilderung, eine wirklich gute Idee zur Regulierung der Fahrzeugführer scheint hier zu fehlen. Wer das vermeiden will, dem lässt sich auch hier wieder empfehlen: Lauf, wenn dir das Leben lieb ist.

Ausführen ließen sich die kleinen und großen Verkehrsprobleme in Eisenach wohl noch ewig. Ausgeschaltete Ampeln, lange Rückstaus im Berufsverkehr, schlecht beleuchtete Gehwege in den Ortsteilen – Fakt ist nur eins: wer Zeit und Nerven sparen will, der sollte wirklich in Eisenach zu Fuß unterwegs sein. Doch Vorsicht – böse Zungen behaupten, dass auch Fußgänger leicht übersehen und in Unfälle verwickelt werden können.

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