Nikolaitor: Sanierung beendet
Gerüst wird abgebaut – noch Arbeiten im Fahrbahnbereich
Nach den umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Nikolaitor wurden in dieser Woche die Gerüste vollständig abgebaut. Das historische Stadttor ist nun nach über zwei Jahren Bauzeit wieder komplett zu sehen.
Das lange Warten hat sich gelohnt. Das Nikolaitor ist nun wieder ein echter Blickfang, nicht nur für die Touristen,
sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Sie betonte aber gleichzeitig, dass die Durchfahrt durch das historische Tor zunächst weiter gesperrt bleibt.
Ende 2014 waren die Arbeiten am Nikolaitor temperaturbedingt unterbrochen worden. Seit April dieses Jahres setzte die Firma Arge Morgenweck-Albertoni die Naturstein-Arbeiten fort. So wurden im Erdgeschoss des Torturmes die Natursteinflächen entsalzt und Gipskrusten entfernt. Im Sockelmauerwerk waren Fehlstellen zu ergänzen, auch der Fugenverputz sowie die steinrestauratorische Arbeiten wurden fertig gestellt. Dazu gehörte beispielsweise auch, dass in der Tordurchfahrt an den Ecksteinen neue Teile aus Sandstein eingebaut werden mussten. Zudem stabilisierten und retuschierten die Steinmetze den Verputz im Gewölbe des Tores.
Damit sind nun fast alle restauratorischen Arbeiten am Nikolaitor selbst abgeschlossen,
erklärte der beauftragte Architekt Frank Spangenberg.
Tordurchfahrt bleibt zunächst weiter gesperrt
Das Nikolaitor kann bis auf weiteres nur in Richtung Karlsplatz durchfahren werden. “Das historische Tor bleibt zunächst weiter gesperrt”, sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Gründe hierfür sind zum einen noch erforderliche Tiefbauarbeiten in der Durchfahrt. Hier soll zum Schutz des Bauwerks in der kommenden Woche noch die Fahrbahn mit einer Asphaltschicht bedeckt werden. Diese soll auftretende Schwingungen dämmen, die damit nicht mehr so stark auf das Gemäuer übertragen werden können. Auch ist vorgesehen, in der Tordurchfahrt einen Spritzschutz anzubringen.
Fest steht, dass schon in nächster Zeit die Tordurchfahrt wegen Bauarbeiten als Umleitungsstrecke benötigt wird. So müssen beispielsweise schnellstmöglich Straßenschäden in der Nikolaistraße / Kreuzung Goethestraße beseitigt werden. Während dieser Reparaturarbeiten muss der Verkehr durch das Tor geleitet werden. Im Rahmen dieser Arbeiten ist vorgesehen, die auftretenden Schwingungen nochmals aktuell zu messen. Klar ist auch, dass während der geplanten Arbeiten für den neuen Zentralen Busbahnhof an der Müllerstraße der Verkehr durch das Stadttor umgeleitet werden muss. Die Strecke über die Uferstraße zum Bahnhof wird dann nicht befahrbar sein. Auch bei weiteren künftigen Bauarbeiten in der Stadt kann es möglich sein, dass der Verkehr übergangsweise druch das Nikolaitor geleitet werden muss.
Denkmalpflegerische Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten
Das Nikolaitor wurde seit 2013 Schritt für Schritt saniert und restauriert. Das Turminnere musste zuvor eine Fachfirma reinigen, insbesondere Taubenkot entfernen. Danach erst konnte der Zustand der Hölzer und der Mauersteine des mittelalterlichen Tores von Fachgutachtern beurteilt werden. Anfang 2013 begannen dann schließlich die Arbeiten direkt am Tor. Gegen den Schädlingsbefall erfolgte eine Heißluftbehandlung. An zahlreichen Stellen in verschiedenen Geschossen wurden schadhafte Holzteile der Konstruktion repariert oder ausgetauscht. Dies betraf Treppen und Geschossdecken, vor allem jedoch den mittelalterlichen Dachstuhl. Anschließend wurden die schadhafte Dacheindeckung aus Schiefer in “Altdeutscher Deckung” erneuert, die hölzernen Dachgaupen repariert und die Dachentwässerung wieder hergestellt.
Schäden mussten auch am mittelalterlichen Mauerwerk des Nikolaitores behoben werden. So wurde die Standfestigkeit der Mauerwerksschalen mit Verankerungen gesichert. Die verwitterten Steine und Fugen an den Fassaden wurden behandelt und restauriert. Für den ursprünglichen dünnen Verputz wurde ein zum Mauerwerk passender neuer Fugenverputz gefunden. Steinmetzarbeiten waren auch an den Fenstergewänden erforderlich. Die Bleiglasfenster selbst wurden in der Tischlerwerkstatt repariert. Darüber hinaus erhielt das Dach eine neue Schieferabdeckung.
Insgesamt wurden nach Möglichkeit bei der Sanierung Originalmaterialien gereinigt, aufgearbeitet und wieder verwendet. Alle Arbeiten wurden vorab mit der Denkmalfachbehörde abgestimmt und die denkmalschutzrechtlichen Erlaubnisse eingeholt.
Arbeiten mit Spende und Fördermitteln finanziert
Die denkmalpflegerische Sanierung und Restaurierung des romanischen Tores wird rund 800.000 Euro kosten. Diese Summe wurde zu 80 Prozent aus dem Programm der Städtebauförderung “Städtebaulicher Denkmalschutz” finanziert. An den Gesamtkosten beteiligte sich auch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit 40.000 Euro. Die Stadt Eisenach kann ihren Eigenanteil dank einer großzügigen Spende des Eisenachers Fritz Walther aufbringen. Ein weiterer Dank geht an den Eisenacher Geschichtsverein für sein Engagement. Denn von dem Verein ging die Initiative zur Sanierung aus. Ursprünglich war nur die Sanierung der Steinplastiken im Tor geplant. Dank der Spende ergab sich aber die Möglichkeit der Gesamtsanierung.
Bauherr ist die Stadt Eisenach, die denkmalfachliche Betreuung hat das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie übernommen. Mit der Planung und Bauleitung ist das Architekturbüro Spangenberg und Braun aus Erfurt beauftragt worden. Hinzu kommen der Steinrestaurator Stephan Scheidemann, der Statiker Frank Lang und weitere Sachverständige.
Geschichte des Nikolaitores
Das romanische Nikolaitor am Eisenacher Karlsplatz ist das einzig erhaltene von ehemals fünf Stadttoren. Es wurde um 1170 etwa gleichzeitig mit der benachbarten Nikolaikirche erbaut und gilt als das älteste erhaltene Tor Südwestthüringens. Der Turm ist rund 27 Meter hoch. Oberhalb der Toreinfahrt sind zwei Steinbilder zu sehen, die wahrscheinlich Ludwig mit dem Barte, den Begründer der Ludowingerdynastie, und den Thüringer Wappenlöwen darstellen. Im Mittelalter führte die Handelsstraße Via Regia von Frankfurt am Main nach Krakau durch Eisenach. Am Ausgang des Karlsplatzes zur Bahnhofstraße verließ man durch das Nikolaitor die Stadt in Richtung Osten. Bis 1832 wurde das Stadttor jeden Abend geschlossen.