Schwere Motorrad-Unfälle zum Saison-Abschluss sind keine Seltenheit

Hohes Unfall-Risiko im Herbst: Sonniges Wetter und trockene Fahrbahnen locken auch im Herbst zu einer Motorradausfahrt. Was nicht nur von Motorradfahrern häufig unterschätzt wird, ist das Risiko eines Unfalls. Die Gefahr von schweren oder gar tödlichen Verletzungen ist dabei für Zweirad-Fahrer um ein Vielfaches höher als für Pkw-Insassen. Sichtbar wird das auch beim Blick in den Unfallkalender, der gerade an warmen Tagen einen starken Anstieg der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Motorrädern zeigt. Tiefstehende Sonne, Morgentau, durch Erntefahrzeuge oder Herbstlaub verschmutzte Fahrbahnen sowie Splitt auf dem Asphalt zählen laut Unfall-Experten des TÜV Thüringen zu den häufigsten externen Einflussfaktoren.

Insbesondere im Spätsommer und im Herbst nehmen die Unfallzahlen mit Motorrad-Beteiligung regelmäßig wieder zu.

Motorradfahrer müssen sich gerade jetzt auf wechselhafte Fahrbahnbedingungen einstellen, meint Unfallexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen. Fahrbahnverschmutzungen durch Ernte oder Laub können nicht nur in Verbindung mit Taubildung auf dem Asphalt schnell gefährlich werden, auch Splitt zählt immer wieder zu den äußeren Sturzeinflüssen motorisierter Zweiradfahrer. Besonders in schattigen Waldpassagen muss mit feuchten Fahrbahnstellen gerechnet werden, so Leser. Schönes Wetter kann manchmal trügerisch sein. Die Fahrbahntemperaturen sind im Herbst oftmals wesentlich niedriger als die Lufttemperatur. Dadurch kann der Reifen keinen optimalen Grip aufbauen, was sich unmittelbar auf das Fahrverhalten der Maschine auswirkt. Gerade bei schneller Kurvenfahrt ist ein Wegrutschen im Herbst leider keine Seltenheit, warnt Achmed Leser.

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Hier kommen auch die in modernen Motorrädern verbauten elektronischen Fahr- und Assistenzsysteme an ihre Grenzen, schließlich können auch sie die Fahrphysik nicht überlisten.

Wer zu schnell in eine Kurve fährt, riskiert im schlimmsten Fall einen Sturz oder gerät auf die Gegenfahrbahn, gibt Leser zu bedenken.

Der Unfallexperte mahnt zudem zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme.

Gerade an den Wochenenden sind Motorradfahrer vermehrt unterwegs. Bei tiefstehender Sonne können Krafträder von anderen Verkehrsteilnehmern, auch wegen ihrer schmalen Silhouette, leicht übersehen werden. Autofahrer unterschätzen zudem oftmals Entfernung, Geschwindigkeit und Beschleunigungsvermögen eines Motorrades. Leider gibt es aber auch immer wieder Motorradfahrer, die sich nicht an die Geschwindigkeitslimits halten, weist Achmed Leser auf die häufigsten Fehler hin.

Die Verkehrsunfallstatistik des Statistischen Bundesamts weist für das erste Halbjahr 2020 in Deutschland einen nie dagewesenen positiven Trend aus: Die Zahl der bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben gekommenen Personen war demnach in diesem Jahr auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnet die Statistik 13,2 % weniger Todesfälle. Das lag vor allem an der Corona-Pandemie, die sich im ersten Halbjahr extrem auf das Verkehrsgeschehen ausgewirkt hat. Trotz niedrigerem Verkehrsaufkommen verunglückten im Zeitraum von Januar bis Mai allerdings mehr Benutzer von Krafträdern mit amtlichem Kennzeichen tödlich. Betrachtet man alle motorisierten Zweiradfahrer, also Fahrer von Krafträdern mit Versicherungskennzeichen und amtlichen Kennzeichen zusammen, so kamen im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 256 Personen ums Leben. Das waren zwar weniger (-51 Personen beziehungsweise -16,6 %) als 2019, aber das Risiko bei einem Verkehrsunfall schwer oder sogar tödlich verletzt zu werden ist nach wie vor sehr hoch. Für Fahrer von schweren Maschinen mit amtlichem Kennzeichen und deren Beifahrer ist das Risiko mit 12 Getöteten je 100.000 Krafträder vier Mal so hoch wie das von Pkw-Insassen, wo auf 100.000 zugelassene Fahrzeuge nur 3 Getötete kommen. Rund drei Viertel der Unfälle mit einer Beteiligung von Krafträdern mit amtlichem Kennzeichen ereignen sich in den Monaten April bis September.

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