Breitband ist standortentscheidend!

Unternehmen ludt Wirtschaftsminister und Landratskandidaten zum Gespräch über wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Wolfgang Tiefensee, Landesminister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (SPD), Landratskandidat Stefan Fricke (SPD) sowie Gemeinderat Markus Hundertmark (Grüne) und Andreas Hundertmark als Vertreter der Grünen im Wartburgkreis folgten am 03.04. einer Einladung des Unternehmens Pfarr Stanztechnik GmbH und seines Geschäftsführers Konstantin Drakopoulos in das Unternehmen nach Buttlar.

Eingebettet in eine Führung durch die Betriebshallen sprachen die Gäste und die Gastgeber über die Standortbedingungen für Unternehmen und Fachkräfte in der Region. Viel hängt von einer guten Bezahlung ab, aber nicht alles. Ein guter Öffentlicher Personennahverkehr, der aber noch verbessert werden könnte, gute Lebensbedingungen für Familien und auch Freizeitgestaltungsmöglichkeiten gehören ebenso dazu.

Den Hauptteil des Gesprächs nahm das Thema Breitbandausbau ein. Die Zielmarke von 50Mbit/s als derzeitiger Industriestandard sei absehbar schon wieder überholt. Hier sei der Wartburgkreis zusammen mit Teilen Ostsachsens beim Ausbau und Anschluss das Schlusslicht in ganz Deutschland. Angesichts der Dichte von 20.000 Industriearbeitsplätzen in der Region, voranschreitender Digitalisierung und Anforderungen im Datenverkehr zwischen Kunden und Auftraggebern ein völlig widersprüchlicher Zustand. Der Vertriebsleiter von Pfarr Stanztechnik Guntram Geßner brachte es auf den Punkt: „Breitbandversorgung ist standortentscheidend!“

Minister Wolfgang Tiefensee erinnerte an die enorme Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit, wenn man allein an Vorhaben wie das Automatisierte Fahren denke und dafür notwendige Glasfaserinfrastruktur. Dass eine notwendige Aufholjagd vom Landkreis derzeit so nachlässig angegangen werde, hatte nicht nur Stefan Fricke als Landratskandidat kritisiert, sondern auch Konstantin Drakopoulos in einem Leserbrief an die Presse.

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Fricke unterstrich:

Nicht nur das Unternehmen in Buttlar muss im weltweiten Wettbewerb bestehen können, sondern alle Betriebe im Landkreis, die indirekt oder direkt im Exportgeschäft zu tun haben. Dazu braucht es eine zukunftssichere Anbindung an die internationalen Datennetze.

Mit den Firmen wanderten sonst Jugend und auch viele Fachkräfte weiter ab. Ohne Steuereinnahmen können die Gemeinden weder in Straßen, noch Kindergärten oder Vereine investieren. Nicht nur für die Wirtschaft gehe es hierbei um viel. Verwaltungen werden digitalisiert. Schulkinder sollen im Internet für die Hausaufgaben recherchieren. Viele Menschen arbeiten inzwischen vom Laptop aus in den eigenen vier Wänden. Privatleute möchten sich Videos im Internet ohne Ruckeln anschauen.

Breitband ist nicht das einzige Thema, aber ein definitiv unterschätztes, so Fricke.

Weitere Themen wurden in der Runde auch zur Sprache gebracht. Die Anwesenden lobten einhellig das Prinzip der Dualen Ausbildung. Sie werde leider nicht mehr so geschätzt wie sie es verdiene, obwohl man trotz zunehmender Akademisierung nicht selten am Ende eine bessere Vergütung in Industrie und Handwerk erreichen kann als mit einem Hochschulabschluss.

Pfarr Stanztechnik selbst verzichtet fast völlig auf Zeitarbeit und sieht darin auch keine sinnvolles Konzept für die Beschäftigtenstruktur, denn sie verhindere die Identifikation mit dem Unternehmen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist man sich mit den Vertretern der Politik einig, dass auch die Wirtschaft um Auszubildende und Arbeitnehmer werben muss. Selbst oder insbesondere, wenn in mancher Hinsicht das Angebot nicht mehr so ganz den Wunschvorstellungen entspricht. Nicht nur die Politik, auch die Unternehmen sind gefordert.

Minister Wolfgang Tiefensee lobte das Engagement des Unternehmens im ehrenamtlichen und sozialen Bereich. Er zeigte sich auch zufrieden mit dem Rohstoffumgang. Die Masse an Verschnitt bei der Produktion wird dem Kreislauf wieder zugeführt.

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