CeBIT – „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ – Geschichte

Mit 8152 Ausstellern, davon mehr als 3200 aus dem Ausland, und einer Nettoausstellungsfläche von über 432000 Quadratmetern unterstreicht die CeBIT auch im Jahr 2002 ihre Solistenrolle im Konzert der weltweiten ITK-Messen. Innerhalb weniger Jahre hat sie sich von einem Angebotsschwerpunkt der Hannover Messe zur größten Messe der Welt und zur internationalen Leitmesse für Informationstechnik und Telekommunikation entwickelt.

Seit 16 Jahren treffen sich Anbieter und Anwender der Informations- und Telekommunikations-Branche aus aller Welt jedes Jahr im Frühjahr in Hannover auf der CeBIT. Ihrem Debüt am 12. März 1986 war eine langwierige und schwierige Entscheidungsfindung vorausgegangen. Denn die DV-Industrie war zunehmend zu einem wichtigen Bestandteil der Hannover Messe geworden und hatte wesentlich zum einzigartigen Stellenwert dieser weltweit größten Investitionsgütermesse beigetragen. Immer mehr zogen die DV-Aussteller neben den Experten auch tausende von Nicht-Fachleuten in ihren Bann.

Entwicklung von 1950 bis 1984
Schon Ende der 50er Jahre war die damals unter der Bezeichnung „Büroindustrie“ zusammengefasste Branche auf den dritten Platz aller auf der Hannover Messe ausstellenden Industriezweige vorgerückt. Und im Zuge der fortschreitenden Elektronisierung sorgte sie auf dem jährlichen Industrietreff vor allem in den 60er Jahren für zahlreiche Highlights. So stellte Heinz Nixdorf, der spätere Vorzeigeunternehmer der deutschen DV-Branche schlechthin, 1965 in Hannover erstmals seinen legendären Universalrechner 820 vor.

1970 unterstrich die Deutsche Messe AG mit der neu gebauten Halle 1 am Eingang Nord des Messegeländes die Bedeutung dieses Industriesegments für die Hannover Messe. Es entstand ein mächtiges Gebäude, bestehend aus drei unterschiedlichen Nutzungsebenen: einer Garage im Tiefgeschoss mit Parkplätzen für rund 2000 Aussteller, einer Bruttoausstellungsfläche von 70300 Quadratmetern im Erdgeschoss und einer Dachebene mit 750 kleinen Fertighäusern, auch „Trelemente“ genannt. 1984 wurde sie als „weltgrößte ebenerdige Messehalle“ ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen.

Die Namensgebung
Mit der neuen Halle erhielt der Ausstellungsschwerpunkt Büroindustrie auch einen neuen Namen: CeBIT – „Centrum der Büro- und Informationstechnik“. Er hatte sich im Ausstellerbeirat mit knapper Mehrheit gegenüber der Bezeichnung CeBOT – „Centrum für Büro- und Organisationstechnik“ auch deshalb durchgesetzt, weil die zweite Silbe BIT für die kleinste und wichtigste Einheit eines Computers steht und man damit die zunehmende Bedeutung der elektronischen Datenverarbeitung hervorheben wollte. Tatsächlich drehten sich in den 70er und besonders in den 80er Jahren, als die PC-Hersteller die Hannover Messe stürmten, die meisten Gespräche um Bit und Byte.

Dass sich die DV-Branche aber in immer mehr Teilsegmente mit immer neuen Unternehmen ausdehnen und von zum Teil enormen Wachstumsschüben geprägt sein würde, konnte bei der Einweihung der CeBIT-Halle 1970 niemand vorausahnen. Schnell waren die Platzkapazitäten der riesigen Halle 1 erschöpft. Deshalb stellte die Deutsche Messe AG Ende der 70er Jahre den DV-Ausstellern zusätzlich die Hallen 2 und 18 sowie Anfang der 80er Jahre die Halle 3 zur Verfügung. Dies war aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn immer mehr DV- und Software-Anbieter, ganz zu schweigen von den neu aufkommenden PC-Herstellern, wollten die CeBIT im Rahmen der Hannover Messe als Präsentationsplattform nutzen. Aus dem einstigen „Centrum für Büro- und Informationstechnik“ war das „Welt-Centrum für Büro-, Informations- und Kommunikationstechnik“ geworden.

CeBIT als eigenständige Messe
Dennoch blieb für viele ausstellungswillige DV-Anbieter das Tor zur CeBIT verschlossen, weil ihnen die Deutsche Messe AG keine Standfläche mehr zur Verfügung stellen konnte. Schon 1980 verzeichnete die Messegesellschaft für den Bereich Informations- und Kommunikationstechnik, der nach Ausstellerzahlen mittlerweile den zweiten Platz nach der Elektrotechnik einnahm, den größten Nachfragestau und die längste Warteliste. Auch die Hinzunahme weiterer Hallen konnte kaum Abhilfe schaffen. Den Wünschen der teilnehmenden Unternehmen nach mehr Ausstellungsfläche war nicht mehr nachzukommen. Ein Messesplit schien unvermeidlich.

Tatsächlich gab die Deutsche Messe AG im November 1984 bekannt, von 1986 an jährlich eine Hannover Messe CeBIT im März und eine Hannover Messe Industrie vier Wochen später im April zu veranstalten. Leicht gemacht hatte sich die Messegesellschaft diese Entscheidung nicht. Ihr gingen monatelange Gespräche mit Vorständen und Geschäftsführern der maßgeblichen Ausstellerverbände und der Industrie voraus. Schwerpunkte dieser Diskussionen waren die Einschätzung der Marktsituation und die Abwägung des Risikopotenzials. Die wichtigste Frage lautete: „Was geschieht, wenn wir nichts tun?“

Debatte um die Teilung
1985 stellte die letzte einheitliche Hannover Messe eindrucksvoll unter Beweis, wie nötig die Zellteilung war. Gegenüber 1970 hatte sich die Zahl der IT-Aussteller auf 1300 verdoppelt, 870 Unternehmen standen auf der Warteliste. Die vermietete Fläche war um das Zweieinhalbfache auf 130600 Quadratmeter gestiegen, und gar fast um das Fünffache – auf 293000 Besucher – hatte die Zahl der Interessenten zugelegt, die sich über das Neueste in diesem Bereich informierten. Mit den zur Hannover Messe 1985 insgesamt gezählten knapp 7000 Ausstellern und mehr als 800000 Besuchern stieß man deutlich an die Kapazitätsgrenzen.

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Der Beschluss, die büro-, informations- und kommunikationstechnische Industrie in eine eigenständige Messe auszugliedern, war dennoch keineswegs unumstritten. Auf der Hannover Messe 1985 avancierte diese Abkoppelung zum Messethema Nummer 1, und in der IT-Branche selbst diskutierte man noch bis kurz vor der ersten eigenständigen CeBIT vehement über das Für und Wider des Messesplits. Während die Befürworter vor allem die erweiterte Ausstellungsfläche und die besseren Rahmenbedingungen als Vorteile ins Feld führten, machten die Gegner der Befürchtung Luft, dass eine eigenständige CeBIT ohne industrielles Umfeld an Attraktivität einbüßen werde.

Die Premiere
So fieberten Aussteller, Besucher und nicht zuletzt die Deutsche Messe AG der Premiere der Solo-CeBIT mit großer Spannung, aber auch mit vielen gemischten Gefühlen entgegen. Am 12. März 1986 war es schließlich soweit: Auf einer Nettofläche von über 200000 m² präsentierten 2142 Aussteller der Büro-, Informations- und Telekommunikationstechnik ihre Produkte. In diesem Jahr wurde der Bereich „Telekommunikation“ erstmals in das Programm der CeBIT integriert – damals noch mit „bescheidenen“ 190 Anbietern. Zur CeBIT 2002 stellt dieser Schwerpunkt, jetzt unter dem Namen „Telecommunications & Networks“, mit über 1400 Ausstellern und mehr als 146000 Quadratmetern nach dem Bereich „Information Technology“ den flächenmäßig größten Messeschwerpunkt dar.
Allen Unkenrufen zum Trotz kam die erste eigenständige CeBIT 1986 mit 334400 Besuchern gut aus den Startlöchern. Trotzdem gingen die Debatten über die Teilung noch einige Jahre weiter, schließlich handelte es sich dabei um die größte Weichenstellung in der Geschichte der Deutschen Messe AG und eine der größten Operationen, die im weltweiten Messegeschäft durchgeführt wurde. Zunehmend erhielt die CeBIT ihren festen Platz im Terminkalender der Aussteller und Fachbesucher, zumal die Deutsche Messe AG das CeBIT-Konzept konsequent weiterentwickelte. Die Struktur der Hallenbelegung verbesserte sich durch die verstärkte Gliederung nach Branchensegmenten deutlich, und die Anordnung der Produktsortimente wurde übersichtlicher. Die Anbieter wiederum nutzten die ihnen angebotene Ausstellungsfläche, vergrößerten ihre Hauptstände und präsentierten sich zunehmend auch in anderen Hallen.

Die Erfolgsstory
So entwickelte sich die CeBIT zur wichtigsten IT-Messe des Jahres. Die Zahl der Aussteller legte genauso kontinuierlich zu wie die der Besucher, die sich selbst durch unerwartete Wetterkapriolen vom Gang über die Messe nicht abhalten ließen. Als 1987 zwei Tage vor Beginn der CeBIT die niedersächsische Landeshauptstadt nach einem überraschenden Schneesturm in einer über einen Meter hohen weißen Pracht zu versinken drohte, und die Messe nur aufgrund des unermüdlichen Einsatzes zahlreicher Helfer pünktlich starten konnte, fanden sich im Laufe der achttägigen „SchneeBIT“, wie sie fortan hieß, 406474 Besucher ein.

Mit dem Beginn der 90er Jahre hatte die CeBIT endgültig den Durchbruch im internationalen Messegeschäft geschafft. Obwohl die IT-Industrie zunehmend in eine schwere Rezession geriet und zugleich zahlreiche traditionelle Universalanbieter intern mit gravierenden Umwälzungen zu kämpfen hatten, fanden sich alle jährlich in Hannover ein. DV-Strategien wie Client-Server-Computing, Outsourcing und Data Warehousing machten von sich reden, moderne Netzwerktechnologien hielten Einzug, und Multimedia sowie Internet zogen zunehmend auch wieder das Schaupublikum an.

Es wurde immer enger auf dem mittlerweile komplett genutzten Messegelände. Die Flächenkapazität des Messegeländes reichte Jahr für Jahr weniger aus, obwohl die Deutsche Messe AG begann, alte Hallen abzureißen und durch neue, moderne zu ersetzen. Auch die Warteliste der Unternehmen, die mangels Platz nicht teilnehmen konnten, stieg wieder an. Die Hallen waren überfüllt, und das fachliche Gespräch mit dem IT-Profi war kaum mehr möglich. So ging die CeBIT 1995 mit 6111 Ausstellern und 755326 Besuchern, davon mehr als 100000 aus dem Ausland, zwar als „Mega-CeBIT“ in die Geschichte des Messewesens ein, doch angesichts der wachsenden Begeisterung des Privatpublikums drohte der Fachcharakter der CeBIT verloren zu gehen. Rund 218000 Privatleute wurden 1995 gezählt – das waren etwa 29 Prozent der Gesamtbesucherzahl.

Um den Business-Charakter der CeBIT aufrecht zu erhalten, musste sie „reprofessionalisiert“ und der Anteil der Privatbesucher verringert werden. Eine Maßnahme war die deutliche Erhöhung der Eintrittspreise ab der CeBIT 1996. Ein weiteres Novum stellte die Reduzierung der Veranstaltungsdauer auf sieben Tage dar, womit die Deutsche Messe AG den Wünschen der Aussteller nachkam. Darüber hinaus kündigte die Messegesellschaft an, ab August 1996 alle zwei Jahre eine weitere CeBIT für den Handel, den SOHO-Bereich (Small Office/Home Office) und die privaten PC-, Multimedia- und Internet-Konsumenten zu veranstalten: die CeBIT HOME – World of Home and Consumer Electronics.

Die erste CeBIT HOME wurde 1996 mit 632 Ausstellern auf einer Fläche von 52248 Quadratmetern durchgeführt. Sie erreichte rund 215000 Besucher. 1998 waren 586 Aussteller auf 48370 Quadratmetern vertreten. Die Besucherzahl lag bei 175000. Die CeBIT HOME 2000, die wegen der in Hannover stattfindenden EXPO 2000 in Leipzig durchgeführt werden sollte, wurde aufgrund einer zu geringen Ausstellerbeteiligung abgesagt.
Der Anteil der Privatbesucher der CeBIT hat sich dennoch seit 1996 kontinuierlich verringert und betrug im Jahr 2001 nur noch etwa 14 Prozent. Entsprechend stieg der Fachbesucheranteil auf 86 Prozent. Die Gesamtbesucherzahl der CeBIT, die sich auf nur sieben Messetage verteilte, lag im Jahr 2001 bei rund 850000. Deshalb entschieden sich das BITKOM-Präsidium (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., Berlin/Frankfurt) und der Messeausschuss CeBIT, dem Vorschlag der Deutschen Messe AG zu folgen, die CeBIT ab dem Jahr 2002 wieder um einen Tag auf insgesamt acht Tage zu verlängern. Die CeBIT kehrt damit in ihren früheren Rhythmus zurück und findet erneut von Mittwoch bis Mittwoch statt. Dies ist ein im Messewesen einmaliger Vorgang, denn es ist kein Fall bekannt, in dem eine einmal gekürzte Messe wieder verlängert wurde. Entscheidend für die Verlängerung waren vor allem der starke Anstieg des Fachbesucheranteils und die hohe Auslandsbesucherzahl von rund 130000 Gästen. Durch die Hinzunahme eines weiteren Messetages erhalten die CeBIT-Aussteller die Chance, dieses enorme Potenzial noch intensiver zu nutzen, um ihre Geschäftskontakte zu vertiefen und international auszuweiten.

Längst ist unumstritten, dass die CeBIT die internationale Leitmesse der Informations- und Telekommunikationstechnik schlechthin ist. Im Reigen ihrer „Konkurrenten“ kann sie als einzige ITK-Messe stetes Wachstum verzeichnen. Mit 8156 Ausstellern stellt sie im Jahr 2002 nicht nur erneut einen Teilnehmerrekord auf, sondern nimmt darüber hinaus im weltweiten Vergleich der ITK-Messen mit 3210 ausländischen Unternehmen aus 58 Ländern die Spitzenposition in puncto internationaler Beteiligung ein. Sie ist mittlerweile nicht nur die größte Messe der ITK-Industrie, sondern überhaupt die größte Messe der Welt.

CeBIT-Aktivitäten im Ausland
Aus dem Erfolg der CeBIT am Messeplatz Hannover resultierte die Überlegung, das Konzept der CeBIT auch international zu vermarkten. Mit dem Slogan „CeBIT worldwide Events“ werden international tätige Kunden mit maßgeschneiderten Messekonzepten und dem Messe-Know-how „Made in Hannover“ in ausgewählte Zukunftsmärkte geführt. Die konkrete Umsetzung des CeBIT-Konzeptes erfolgt nach gründlicher Marktanalyse über die Etablierung neuer eigener Messen und über den Einkauf bzw. die Beteiligung an bereits existierenden Veranstaltungen. Während zur CeBIT in Hannover das internationale Top-Management anreist, können bei Messen im Ausland weitere Besucherzielgruppen, wie z. B. das mittlere Management, angesprochen werden. So fiel 1999 die Entscheidung, die CeBIT zu internationalisieren, sie jedoch nur auf einem Messeplatz pro Kontinent durchzuführen. Dabei greift die Deutsche Messe AG auf ihre 15-jährige Erfahrung in der Durchführung von Auslandsmessen zurück.

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