IHK: Wachsendes Überangebot an
Ladenflächen bei geringer Kaufkraft

Inzwischen gibt es in Mittel- und Nordthüringen rund zwei Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche – ein Zuwachs von rund 36 Prozent seit 1997.

Allein in den kreisfreien Städten Eisenach und Erfurt stehen jedem Bürger statistisch gesehen 2,61 bzw. 2,18 Quadratmeter Einzelhandelsfläche zur Verfügung. Thüringenweit liegt der Durchschnitt bei 1,53 m²/Einwohner.

Deutliche Unterschiede zeigt der Vergleich zu westdeutschen Städten mit ähnlich hohen Einwohnerzahlen. Im Gegensatz zu Erfurt kommen Kassel oder Augsburg nur auf 1,7 bzw. 1,6 m²/Einwohner.
Besonders dramatisch: den überdimensionierten Ladenflächen hierzulande steht die nach wie vor mangelnde Kaufkraft gegenüber. Mit einem Index von rund 85 in den kreisfreien Städten und ca. 75 in den Landkreisen liegt Thüringen noch immer ca. 20 Prozent unter der durchschnittlichen gesamtdeutschen Kaufkraft.

Die Verkaufsflächenzunahme erfolgte fast ausschließlich im großflächigen Einzelhandel (Verkaufsfläche ab 700 m²). So haben sich z.B. im Wartburgkreis oder in der Stadt Erfurt die Handelsflächen bei großflächigen Objekten in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt.

Im Gegenzug stagnierte bzw. verringerte sich die Verkaufsfläche im kleinflächigen Einzelhandel. Folge: die Zahl der kleinen und mittleren Geschäfte im Freistaat sinkt. Von 1997 bis 2002 wurde zwischen Gewerbean- und -abmeldungen ein Negativsaldo von 3725 Handelsbetrieben registriert.
Die Situation hat sich in den letzten Monaten weiter verschärft: Sinkende Gewinnmargen durch ruinösen Preiswettbewerb, Rabattschlachten sowie anhaltende Kaufzurückhaltung – mittlerweile stehen zahlreiche Händler mit dem Rücken zur Wand.

Im vergangenen Jahr musste der Thüringer Einzelhandel ein Umsatzminus von real 3,5 Prozent verkraften. Die unverändert hohe Arbeitslosigkeit sowie die allgemeine Angst vor Jobverlust dämpfen die Konsumlaune der Verbraucher. Viele Firmen schreiben rote Zahlen, die vorhandenen Finanzbudgets sind aufgebraucht und die Anzahl der Insolvenzen nimmt zu. So traten 2002 in Thüringen 314 Händler den Gang zum Konkursrichter an; ein Zuwachs von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Für die meisten Betriebe besteht Einsparpotenzial nur noch bei den Personalkosten. Im Jahr 2002 waren im Thüringer Einzelhandel durchschnittlich 2,6 Prozent weniger Personen beschäftigt als 2001.
Auch die Prognosen für die nächsten Monate lassen keine Besserung erwarten. Laut IHK-Konjunkturumfrage erwarten 72 Prozent der Einzelhändler eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäftslage.
Die Investitionsbereitschaft sinkt. Fast drei Viertel der Befragten will weniger bzw. gar nicht investieren.