KAS-Veranstaltung mit Hirte und Crawford: Russland als Partner und Opponent Europas

Die Konrad-Adenauer-Stiftung lud am Montag, 2. Mai 2016, gemeinsam mit dem Westthüringer CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Hirte zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion unter dem Titel „Russland als Partner und Opponent Europas“ nach Eisenach in den Thüringer Hof ein. Referentin war die ehemalige Bundesministerin und heutige Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Moskau, Claudia Crawford.

In ihrem Eingangsreferat stellte Frau Crawford die deutsch-russische Beziehung aus ihrer Perspektive dar. Dabei gelang ihr eine differenzierte außenpolitische Analyse, die die historischen und aktuellen Gegebenheiten in Deutschland und Russland in einem spannenden Bogen miteinander verband.

Die russische Bevölkerung verbinde mit den 90er Jahren, die vom Westen häufig als demokratische Zeiten dargestellt wurden, Chaos, Unsicherheit und einen massiven Abbau ihres Lebensstandards. Eine positive Einstellung zur Demokratie entstand so nicht. Vielmehr empfand man sich vom Westen wie ein Verlierer behandelt. Im Westen wuchs die Enttäuschung über die Abkehr von demokratischen Werten. Zudem waren Europa und die USA aufgrund anderer außenpolitischer Brennpunkte blind für die Probleme Russlands. Noch heute belastet jene Diskrepanz die Beziehung der Staaten zueinander.

Mit der Wahl Wladimir Putins zum russischen Präsidenten folgte eine Zeit der Stabilität und des steigenden Wohlstands, während gleichzeitig eine Machtkonzentration im Kreml stattfand, was für die Bevölkerung von geringem Interesse war. Russland hat heute den Anspruch, ein Pol in einer multipolaren Welt zu sein. Das wird deutlich in den wirtschaftlichen Integrationsprojekten wie den BRICS und der Eurasischen Wirtschaftsunion, aber auch im militärischen Eingreifen in Syrien.

Die Annexion der Krim durch Russland und der kriegerische Konflikt im Osten der Ukraine machen dabei deutlich, wie weit sich Russland und der Westen voneinander entfernt haben. Das tief zerstörte Vertrauen wird nur langsam wieder wachsen, wobei dafür die Beendigung des Konflikts Voraussetzung ist.

In der anschließend rege geführten Diskussion mit den gut 70 Zuhörern zeigte sich das hohe Interesse an den politischen Entwicklungen in Russland. Christian Hirte konnte durch seine zahlreichen Besuche der russischen Föderation, zuletzt beim Petersberger Dialog, die Sicht der Bundesrepublik auf die Situation zwischen Russland, der EU und den USA trefflich beleuchten.

Unsere Partner im Westen als auch Russland sehen uns in einer Vermittlerrolle. Allein durch unsere geostrategische Lage sind wir dazu aufgerufen, diese Chance, die zugleich eine große Aufgabe ist, wahrzunehmen, so Hirte.

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