Konjunktur im Südthüringer Handwerk erreicht neuen Rekordwert

Geschäftslageindex steigt um vier Punkte auf 78

Die Geschäftslage im Südthüringer Handwerk kletterte im Herbst 2016 auf einen neuen Rekordwert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1993. 61 Prozent (Vorjahr 50 Prozent) der Handwerksunternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut, ein Drittel (Vorjahr 39 Prozent) mit zufriedenstellend. Damit stieg der Geschäftslageindex, der Mittelwert aus guter und zufriedenstellender Geschäftslage, im Jahresverlauf noch einmal um vier Indexpunkte auf 78.

Untermauert wird die positive Stimmung durch Höchstwerte bei der Betriebsauslastung und der Umsatzentwicklung. Wesentlich tragen hierzu die stabile gesamtwirtschaftliche Konjunktur und die hohe Nachfrage nach Bau- und Sanierungsleistungen bei. Motor der Konjunktur sind auch weiterhin die Bau- und Ausbauhandwerke, die im Ranking der Handwerke den absoluten Spitzenplatz einnehmen. Vom günstigen Konsumklima profitierten in den letzten vier Monaten vor allem die Kfz-Betriebe. In den anderen konsumnahen Bereichen war dagegen eine leichte Abkühlung zu verzeichnen.

Die hervorragende Geschäftslage wirkte sich bisher kaum auf die Beschäftigtenzahlen und die Investitionstätigkeit aus. Es mangelt weiter an zuverlässigen Fachkräften. So zeigt die Beschäftigtenentwicklung nur wenig Dynamik. 81 Prozent der Betriebsinhaber haben ihren Personalbestand gehalten, 88 Prozent planen auch in den nächsten Monaten keine Veränderungen.

Die Erwartungen der befragten Handwerksunternehmen für das kommende Quartal sind zuversichtlich. Kfz-Betriebe rechnen mit einer Zunahme der Werkstattaufträge. Dienstleistungsunternehmen hoffen wieder auf eine steigende Nachfrage. Ausbaubetriebe rechnen nur mit geringfügigem Rückgang der Geschäftstätigkeit. Etwas verhaltener fallen die Prognosen im Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerk aus. Insgesamt erwarten 58 Prozent der Betriebsinhaber eine gute Geschäftslage, nur sechs Prozent befürchten eine Verschlechterung.

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Auftragslage positiv entwickelt
Die Auftragslage entwickelte sich in den meisten Gewerbegruppen weiter positiv. Insgesamt meldeten 19 Prozent (Vorjahr 17) der teilnehmenden Handwerksbetriebe gestiegene Auftragsbestände, 68 Prozent (Vorjahr 64) gleichbleibende und 13 Prozent (Vorjahr 19) haben weniger Aufträge geordert. Dabei bewerteten 89 Prozent der Unternehmen ihre Auftragslage als überdurchschnittlich und normal, elf Prozent als unterdurchschnittlich. Lediglich bei den Nahrungsmittelbetrieben und im Dienstleistungsbereich ist die Nachfrage etwas zurückgegangen. Die Betriebsauslastung verbesserte sich weiter. 56 Prozent der Unternehmen waren zu mehr als 80 Prozent ausgelastet, das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der schlecht ausgelasteten Handwerksunternehmen sank um zwei auf 14 Prozent. Insgesamt ein hervorragendes Ergebnis. In den Baubetrieben liegt die durchschnittliche Auftragsreichweite bei acht bis neun Wochen, in den Dienstleistungsbetrieben bei eineinhalb Wochen.

Umsatzentwicklung mit Plus
Das Südthüringer Handwerk verzeichnete im Berichtszeitraum ein deutliches Umsatzplus und liefert auch damit die beste Einschätzung seit Beginn der Berichterstattung im Jahr 1993. 22 Prozent der Handwerker meldeten gestiegene, 63 Prozent gleichbleibende Umsätze. Der Mittelwert aus gestiegenen und gleichbleibenden Umsätzen ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Indexpunkte gestiegen. Lediglich in den Dienstleistungs- und Gesundheitshandwerken gab es per Saldo mehr Betriebe mit gesunkenen Umsätzen.

Preisentwicklungen angepasst
Der Anteil der Handwerker, die ihre gute Auftrags- und Geschäftslage dazu nutzen, ihre Preise für handwerkliche Erzeugnisse und Dienstleistungen anzupassen, ist weiter gestiegen. Die Spanne zwischen Ein- und Verkaufspreisen ist kleiner geworden, doch je nach Betriebsgröße und Branche gelang es noch lange nicht allen Handwerksbetrieben, gestiegene Preise für Energie und Material, oder gestiegene Lohnkosten an ihre Kunden weiterzugeben. 37 Prozent der befragten Unternehmen meldeten gestiegene Einkaufspreise, 62 Prozent gleichbleibende und ein Prozent gesunkene. Dagegen konnten 17 Prozent höhere Verkaufspreise erzielen, 81 Prozent gleichbleibende.

Beschäftigtenzahlen konstant
Während der Sommermonate blieben die Beschäftigtenzahlen im Handwerk weitgehend konstant. Neun Prozent der befragten Inhaber haben zusätzlich Mitarbeiter eingestellt, zehn Prozent reduzierten ihren Personalbestand. In den Zulieferhandwerken und im Nahrungsmittelhandwerk stellten per Saldo mehr Betriebsinhaber neue Mitarbeiter ein. Mit Ausnahme des saisonbedingten Beschäftigtenrückganges im Bauhandwerk ist auch im nächsten Quartal kaum mit Veränderungen zu rechnen.

Von 1.500 befragten Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Südthüringen beteiligten sich an der Konjunkturumfrage im dritten Quartal 2016 479 Betriebe mit insgesamt 4097 Beschäftigten.

Der Handwerkskammer Südthüringen gehören 6.700 Mitgliedsunternehmen mit 37.250 Beschäftigten, davon 1.352 Auszubildende in 75 Handwerksberufen, an. Der Jahresumsatz der Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Südthüringen lag im Jahr 2015 bei rund drei Milliarden Euro. Im Freistaat Thüringen nimmt das Südthüringer Handwerk mit 150 Handwerksunternehmen (im Freistaat Thüringen 144) je 10.000 Einwohner einen Spitzenplatz ein.

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