Mehr Insolvenzverfahren in Thüringen im Jahr 2016

Niedrigste Anzahl an Unternehmensinsolvenzen seit 2002

Nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik entschieden die Thüringer Amtsgerichte im Jahr 2016 über 2.848 Insolvenzverfahren. Davon entfielen 11,9 Prozent auf Unternehmen und 88,1 Prozent auf übrige Schuldner (natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä., ehemals selbständig Tätige, private Verbraucher und Nachlässe).
Die Gesamtzahl der Insolvenzverfahren stieg im Vergleich mit dem Jahr zuvor um 129 Anträge bzw. 4,7 Prozent. Seit Einführung der neuen Insolvenzordnung im Jahr 2001 ist das nach 2002 (2.662 Anträge) und 2015 (2.719 Anträge) der drittniedrigste Wert.

2.547 Verfahren bzw. 89,4 Prozent aller Insolvenzanträge wurden eröffnet. 258 Verfahren bzw. 9,1 Prozent wurden mangels Masse abgewiesen und 43 Verfahren bzw. 1,5 Prozent endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes. Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen bezifferten die Gerichte auf insgesamt rund 361 Millionen Euro. Pro Verfahren standen Forderungen von durchschnittlich 127 Tausend Euro aus.

2016 gab es mit 339 Unternehmensinsolvenzen 23 weniger als 2015 und so wenig wie noch nie seit Einführung der neuen Insolvenzordnung im Jahr 2001. Diese insolventen Unternehmen beschäftigten zum Zeitpunkt des Antrages noch 1.609 Arbeitnehmer.

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Der wirtschaftliche Schwerpunkt der Unternehmensinsolvenzen lag mit 66 Verfahren im Baugewerbe, gefolgt vom Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit 62 Verfahren und dem Verarbeitenden Gewerbe mit 54 Verfahren. Gegenüber 2015 reduzierte sich die Anzahl der Insolvenzen im Baugewerbe um neun Verfahren. Im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen gab es 17 Verfahren mehr und im Verarbeitenden Gewerbe zehn Verfahren mehr. In allen Dienstleistungsbereichen gab es weniger Insolvenzen als 2015.

Nach Rechtsformen betrachtet mussten im Jahr 2016 am häufigsten Gesellschaften mit beschränkter Haftung (159) und Einzelunternehmen (120) Insolvenz anmelden.

Bei den übrigen Schuldnern wurden 2.509 Verfahren gemeldet. Das entsprach einer Steigerung um 152 Verfahren bzw. 6,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2015. Von 1.822 privaten Verbrauchern wurde im Jahr 2016 das Insolvenzrecht in Anspruch genommen. Das waren 144 Verfahren bzw. 8,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Weitere 639 Verfahren betrafen ehemals selbständig Tätige, die die erneute Aufnahme eines früheren Insolvenzverfahrens beantragten. Im Jahr 2015 waren es 623 Verfahren.

Mit 135 Insolvenzfällen je 100.000 Einwohner wurde in den kreisfreien Städten des Freistaates öfter der Gang zum Insolvenzgericht angetreten als in den Landkreisen (130 Insolvenzfälle je 100.000 Einwohner). Die meisten Insolvenzfälle je 100.000 Einwohner wurden in der Stadt Suhl (188), im Kyffhäuserkreis (182) sowie in der Stadt Eisenach (174) registriert. Die wenigsten Fälle wurden im Landkreis Greiz (76), im Saale-Holzland-Kreis (85) und in der Stadt Jena (89) festgestellt.