Milchbauern brauchen Hilfe der Verbraucher und des Staates

Die Lage der Milchbauern im Wartburgkreis verschlechtert sich zunehmend. Während im Januar 2008 der Milchpreis noch bei etwa 40 Cent pro Kilogramm lag, beträgt er derzeit nur noch etwas mehr als 20 Cent pro Kilogramm. Nach Berechnungen des Kreisbauernverbandes werden die Milchviehalter im Wartburgkreis in diesem Jahr einen Verlust von über elf Millionen Euro verkraften müssen. Das hat auch Auswirkungen auf die Zahl der Milcherzeuger. Gab es im März 2001 im Wartburgkreis und Eisenach noch 152 Milcherzeuger, wurden im März 2009 nur noch 99 Milcherzeuger registriert.
«Wie lange halten die Milchbauern das noch durch und welche Konsequenzen hat das für den Wartburgkreis?» wurde deshalb am Freitag bei einem Landwirte-Gespräch gefragt. Landrat Reinhard Krebs hatte dazu eingeladen. Gemeinsam mit dem Landrat, dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Eisenach-Bad Salzungen e.V., Dieter Mitschke, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes Bad Salzungen, Michael Gewalt und Landtagsabgeordneten Manfred Grob diskutierten Milcherzeuger aus dem gesamten Wartburgkreis in der Agrargenossenschaft „Rhönland“ über die prekäre Situation.
«Die Verbraucherpreise sind so niedrig, wie seit 20 Jahren nicht», klagte der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft «Rhönland», Dr. Gerold Ditzel. «Längst bitten Landwirte schon um Stundungsmöglichkeiten ihrer ausstehenden Pachtzahlungen», schildert Dermbachs Bürgermeister Gerhard Ruppert die Folgen der anhaltenden Niedrigpreis-Schlacht um unser wichtigstes Lebensmittel, die Milch.
«Wir mussten unsere Investitionen drastisch zurückfahren», fügt «Rhönland»- Geschäftsführer Ditzel hinzu. Das habe auch erhebliche Auswirkungen auf die heimischen Handwerksbetriebe, betonte Landrat Krebs. Der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft «Moorgrund», Thilo Starker, beklagte unterdessen, dass die Hilfsprogramme der Bundesregierung in der jetzigen wirtschaftlichen Krise für die Landwirtschaft ungeeignet sind. «Kühe lassen sich nicht in Kurzarbeit schicken».
Der Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Unternehmens in Mihla, Bernd Apfel, wies in diesem Zusammenhang auch auf die zunehmende Verwendung von künstlichen Milch-Imitaten für die Herstellung von Käse hin. Dies müsse in Deutschland unbedingt verboten werden, forderte er.
Am Schluss der angeregten Debatte waren sich die Landwirte einig, dass die heimische Landwirtschaft eine stärkere Unterstützung in Brüssel brauche. Außerdem dürften hochwertige Lebensmittel nicht mehr länger zu Preisen unterhalb der Erzeugerpreise in den Discountmärkten verschleudert werden. «Wenn wir in unserer Region keine eigene Landwirtschaft mehr haben, dann wissen wir irgendwann nicht mehr, wo unsere Lebensmittel herkommen und auch die Milchpreise werden dann von anderen diktiert», mahnte Martin Berk, der gemeinsam mit seiner Familie in Klings Milchkühe hält und sich überdies im Bundesverband der deutschen Milchviehhalter (BDM) engagiert.
Gemeinsam mit allen anderen Milchbauern appellierte er an die Verbraucher, auch das im Blick zu haben, wenn sie entscheiden, welche Milch sie kaufen.

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