Mit dem Floß auf der versalzenen Werra

Wo kann man eine kritische Veranstaltung zur Versalzung der Werra besser durchführen als am Ort des Geschehens? Aus diesem Grund luden der Kreisvorsitzende der LINKEN im Wartburgkreis Michael Lemm und die linke Landtagsabgeordnete Kati Engel am Dienstag, den 16. August zu einer Floßfahrt auf der Werra von Wommen nach Lauchröden ein.

Neben Tilo Kummer (umweltpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag), Johanna Scheringer-Wright (Sprecherin für Agrarpolitik und regionale Entwicklung der Linksfraktion) folgten auch Klaus Reinhardt (Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Werratal“), Johannes Woth (Gemeinderat Dippach) und Harald Döll (Vorsitzender des Betriebsrates der K+S Gruppe) der Einladung. Weiterhin nahmen die beiden Vorsitzenden des Stadtverbandes DIE LINKE. Eisenach Kristin Kretschmer und Uwe Semmler an der Veranstaltung teil.

Die Werra ist der heute am stärksten mit Salz belastete Fluss in Mitteleuropa. Dies ist eine unmittelbare Folge des Abbaus von Salzen in ihrem Einzugsgebiet.

Die Kali und Salz GmbH (K und S) gewinnt an mehreren Standorten in Hessen und Thüringen Rohsalz, wovon nur etwa ein Viertel in den Verkauf gelangt. Der große Rest muss in verschiedenen Formen wieder an die Umwelt abgegeben werden – flüssige Salzlösungen werden in die Werra geleitet oder in den Untergrund verpresst (Versenkung). Feste Rückstände werden aufgehaldet, wodurch salzhaltige Versickerungen und Auswaschungen bedingt sind.

Tilo Kummer betonte jedoch gleich zu Beginn der Diskussion, dass das Hauptproblem bei der Laugenversenkung und nicht bei der Werra-Versalzung liegt. Denn hierdurch wird nachweislich das Grund- und Trinkwasser gefährdet, welches eine höhere Priorität für die Lebensqualität in dieser Region innehat.

Bevor ich versenke und bevor ich riskiere, dass mir Gruben einstürzen, ist es die bessere Alternative, die Werra weiter zu versalzen, so Kummer.

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Weiterhin kritisierte der Landtagsabgeordnete den eingeführten Grenzwert für den Salzgehalt der Werra. Für Chloride existiert ein Grenzwert von 2500 ml/Liter, was für ein Binnengewässer viel zu hoch ist.

Dieser Grenzwert ist ein politisch festgelegter Wert, der auf keine Weise wissenschaftlich fundiert ist, erläuterte Tilo Kummer. Selbst bei Einhaltung dieses Wertes würde kein Süßwasserfisch überleben können.

Als Vertreter der K+S KALI GmbH erwiderte Harald Döll, dass sich in den letzten Jahren schon vieles in eine positive Richtung entwickelt hat. Er bittet jedoch um Verständnis, da das Unternehmen einem immer größer werdendem Preisdruck durch Konkurrenten, vor allem aus dem Ausland, ausgesetzt ist. Er lobt daher eine Veranstaltung wie diese und appelliert, auch in Zukunft öfter das gemeinsame Gespräch zu suchen, um eine für alle verträgliche Lösung zu erarbeiten. Hierbei erwähnte er auch positiv den kürzlichen Besuch des Ministerpräsidenten Bodo Ramelow im Unternehmen und die stattgefundene konstruktive Kommunikation mit ihm.

Einstimmig stand am Ende der Floßfahrt der Konsenz, dass eine Schließung der K+S KALI GmbH keine Option ist. Das Unternehmen ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region und neben dem Verlust des Arbeitsplatzes vieler Menschen, wären die Auswirkungen für die Region verheerend. Weiterhin bestände bei einer Unternehmensschließung trotzdem das Problem der Altlastenentsorgung. Diese könnte so nicht mehr aus dem laufenden Geschäftsbetrieb erwirtschaftet werden, sondern fiel komplett den Steuerzahler*innen zur Last.

Auch wenn kritische Worte fielen, so sind die eingeladenen Akteure im Einverständnis auseinander gegangen. Das Ziel, eine gemeinsame Lösung zu finden, die alle Beteiligten mitnimmt, wurde bekräftigt.

Wir müssen es schaffen, ein Einvernehmen zwischen Umweltschutz und Arbeitsplätzen herzustellen und dürfen diese nicht gegeneinander ausspielen! fasste die Abgeordnete Kati Engel das Diskussionsergebnis zusammen.

Foto: V. l. n. r.: Klaus Reinhardt (Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Werratal“), Kristin Kretschmer (Vorsitzende DIE LINKE. Stadtverband Eisenach), Kati Engel (Sprecherin für Kinder, Jugend und Ausbildung der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag), Michael Lemm (Vorsitzender DIE LINKE. Kreisverband Wartburgkreis-Eisenach), Johanna Scheringer-Wright (Sprecherin für Agrarpolitik und regionale Entwicklung der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag), Uwe Semmler (Vorsitzender DIE LINKE. Stadtverband Eisenach), Tilo Kummer (umweltpolitischeSprecher der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag), Harald Döll (Vorsitzender des Betriebsrats des Werks Werra der K+S KALI GmbH), Johannes Woth (Gemeinderat Dippach)

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