Positive Stimmung im Wartburgkreis – gedämpfte Stimmung in Eisenach

Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Erfurt

Die konjunkturelle Entwicklung im Wartburgkreis hat  im Vergleich zur Vorumfrage nochmals an Dynamik gewonnen. Der Klimaindex, der sowohl die aktuelle wirtschaftliche Lage als auch die Erwartungen und Pläne berücksichtigt, erreicht 110 von 200 möglichen Prozentpunkten und bewegt sich damit über dem Niveau des langjährigen Durchschnitts von 104 Prozent. Stefan Fricke, Leiter der Regionalen Service-Center Bad Salzungen und Eisenach der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, zeigt sich erfreut über die anhaltende positive Stimmung.

Der Konjunkturexpress hat in der ersten Jahreshälfte zunehmend Fahrt aufgenommen. Rückenwind liefern hauptsächlich binnenwirtschaftliche Antriebskräfte, erklärt der RSC-Leiter.

Durch niedrige Zinsen und billiges Öl ist der Anreiz zum Geldausgeben hoch, der zum Sparen hingegen nur gering. Damit würden die privaten Haushalte zum Konsum stimuliert und die Unternehmen durch geringere Energiekosten entlastet. Entsprechend zufrieden zeigten sich die Firmenchefs mit dem bisherigen Geschäftsverlauf.
Immerhin beurteilten im Wartburgkreis branchenübergreifend 42 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage mit gut und 34 Prozent mit befriedigend. Stabile Auftragseingänge und gut ausgelastete Kapazitäten sorgten für eine zufriedenstellende Ertragslage. Inzwischen würden 82 Prozent der Betriebe schwarze Zahlen schreiben. Beim Blick auf die kommenden Monate zeigen sich die Unternehmer überwiegend zuversichtlich. 27 Prozent  der Befragten aus dem Wartburgkreis rechnen mit einer weiteren Verbesserung ihrer Situation, jeder Zweite hofft auf die Fortsetzung der bisher guten Entwicklung.

Die Perspektiven für den Arbeitsmarkt bleiben vielversprechend, unterstreicht Fricke.

Immerhin wollen 79 Prozent der Unternehmer ihre Mitarbeiterzahl beibehalten und 11 Prozent sogar zusätzliche Jobs schaffen.

Sorgen bereitet dagegen die beharrlich schwache Investitionsneigung. Sie bleibt die Achillesferse der konjunkturellen Entwicklung, gibt der RSC-Leiter zu bedenken.

Trotz günstiger Finanzierungsbedingungen und gut ausgelasteter Kapazitäten sei auch in den kommenden Monaten keine nennenswerte Dynamik zu erkennen. Nach wie vor würden 13 Prozent der Befragten eine Kürzung des Budgets planen, mehr als jeder Vierte beabsichtige sogar, kein Geld für neue Maschinen und Anlagen auszugeben.

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Demgegenüber hat die konjunkturelle Entwicklung in der kreisfreien Stadt Eisenach deutlich an Dynamik eingebüßt. Mit 98 von 200 möglichen Prozentpunkten liegt der Konjunkturklimaindex damit nur noch minimal über dem langjährigen Durchschnitt von 97 Punkten. Sowohl die Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage als auch die Erwartungen und Pläne für die kommenden Monate haben sich verschlechtert. Das wirkt sich  auf die Beschäftigungspläne der Unternehmen aus. Branchenübergreifend will die Mehrzahl der befragten Eisenacher Firmen den aktuellen Mitarbeiterstand beibehalten, allerdings ziehen auch immer mehr Unternehmer einen Personalabbau in Erwägung. Neueinstellungen bleiben die Ausnahme.

Wichtigste konjunkturelle Stütze bleibt die Industrie.

Im Wartburgkreis und in der kreisfreien Stadt Eisenach gibt es insgesamt 550 Unternehmen, die im verarbeitenden Gewerbe tätig sind. Davon sind  76 Betriebe mit 50 oder mehr Beschäftigten, informiert Fricke.

Die Geschäfte laufen überwiegend gut und zufriedenstellend. Nur 10 Prozent beurteilen ihre Lage mit schlecht. Sowohl der intakte Binnenhandel als auch stabile Exportwerte stützen den gegenwärtigen Trend und sorgen bei 77 Prozent der Befragten für nahezu ausgelastete Kapazitäten. Steigende Auftragseingänge lassen auch den Blick auf die nächsten Monate optimistisch ausfallen. 89 Prozent erwarten eine günstigere oder konstant gute Entwicklung.
Im Baugewerbe hat sich das Konjunkturklima erwartungsgemäß wieder verbessert. Angesichts des vergleichsweise milden Winters hielten sich die Produktionseinschränkungen in Grenzen. Infolgedessen beurteilen 29 Prozent der Befragten ihre aktuelle Situation mit gut. 48 Prozent sind durchaus noch zufrieden. Inzwischen arbeiten 83 Prozent sogar mit Gewinn oder kostendeckend. Für die Sommermonate bleibt die Mehrzahl der Bauunternehmer daher zuversichtlich. So rechnet nahezu jeder dritte mit einem günstigeren, mehr als jeder zweite Firmenchef zumindest mit einem gleichbleibend guten Geschäftsverlauf.
Für den Einzelhandel stehen die Signale ebenfalls auf grün. Die aktuellen Rahmenbedingungen geben Rückenwind. Niedrige Preise entlasten Verbraucher und Unternehmen, schwache Zinsen bremsen die Sparneigung und fördern den Konsum. Mehr als ein Drittel der Händler beschreibt die momentane Lage mit gut und kann sich über höhere Erträge freuen. An einen dauerhaften Konsumboom glauben aber nur die wenigsten. So erwarten lediglich 11 Prozent eine weitere Verbesserung ihrer Situation. Im Gegenzug rechnen aber 26 Prozent mit einer Verschlechterung.
Vorsichtiger Optimismus ist beim Gastgewebe angesagt. Ungeachtet der positiven Grundstimmung in der Wirtschaft haben sich nicht alle Erwartungen bei den Hoteliers und Gastronomen erfüllt. Vor allem machten den Unternehmern im Thüringer Wald und der Rhön der milde Winter und die damit ausbleibenden Gäste zu schaffen.  Mit Zurückhaltung aber zuversichtlich blicken Hoteliers und Gastronomen auf die bevorstehende Sommersaison. Knapp ein Drittel erwartet eine Verbesserung der Geschäftslage. Hoffnungen setzten die Unternehmer vor allem in die steigende Nachfrage nach Reisezielen in Deutschland. Vor dem Hintergrund der Terroranschläge der letzten Monate wären gerade Familien mit Kindern verunsichert und suchten nach Urlaubsalternativen.

Inwieweit auch Thüringen davon profitieren kann, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nur schwer prognostizieren, so Fricke. Ein unverändertes Dauerthema für die Gastronomen ist  der gravierende Mangel an Fachkräften. In der anstehenden Sommersaison befürchten viele Unternehmen auftretende Personalengpässe und das im Jahr der Fußballeuropameisterschaft, gibt der RSC-Leiter zu bedenken.

Fast zwei Drittel der Befragten sehen inzwischen  im Fachkräftemangel ein Risiko für die weitere Entwicklung ihres Betriebes.

Insgesamt präsentiert sich unsere Wirtschaft in einer guten Verfassung. Der Aufschwung hat bislang freie Fahrt. Sowohl die aktuelle Geschäftslage, als auch die Erwartungen und Pläne der Unternehmen lassen auf eine Fortsetzung der positiven Entwicklung hoffen, fasst Stefan Fricke zusammen.

Angesichts der weltweiten Unruheherde und zahlreichen Negativmeldungen sind das weiterhin sehr gute Nachrichten.

Gleichwohl dürfen eventuelle Störfaktoren nicht außer Acht gelassen werden. Die Politik sollte nicht den Fehler machen, in Zeiten einer vordergründig guten Konjunktur und hoher Steuereinnahmen, die Konsolidierungsanstrengungen zu vernachlässigen. Vielmehr muss sie die Wachstumskräfte stärken, um einen selbsttragenden Aufschwung zu unterstützen, merkt Fricke an.

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